Trierischer Volksfreund

Wo das große T nur noch eine kleine Rolle spielt

Wasserweg 7-9 — das war lange eine ausschließ­liche Telekom-Adresse. Seit Jahren hat auch das städtische Ordnungsam­t dort sein Domizil. Und es werden immer mehr neue Mieter. Wer als nächstes einzieht.

- VON ROLAND MORGEN

Anfang der 1980er Jahre erstreckte sich eine der gigantisch­sten Baustellen Triers vom Wasserweg bis an den Platz vor der Kirche St. Paulin. Die Deutsche Bundespost baute dort ein neues Zentrum für ihre Telefonspa­rte (seit 1995 Deutsche Telekom AG). 1983 zogen die ersten von mehreren Hundert Mitarbeite­rn an die Adresse Wasserweg 7-9. Noch bis Ende der 1990er-Jahre liefen alle Telefonges­präche in die und aus der Stadt über eine zentrale Schaltstel­le am Wasserweg.

Wer ins Ex-Telekom-Gebäude zieht

Doch gemessen an den Beschäftig­tenzahlen spielt die Firma mit dem großen „T“und der Farbe Magenta nach mehreren Strukturre­formen an ihrem einstigen Großstando­rt heute nur noch eine kleine Rolle. Sie ist auch nicht mehr „Herr im Haus“. Der weithin sichtbare, bis sechsgesch­ossige Bürohaus-Block gehört nicht mehr dem Telekommun­ikationsun­ternehmen, sondern der Dortmunder VK Immobilien. Und die meldet jetzt zwei prominente Mieter-Neuzugänge: die KreativAge­ntur Bob-Design ist schon da, und im Sommer soll die Kreisverwa­ltung Trier-Saarburg mit ihrem Bau- und Umweltamt sowie dem Veterinära­mt folgen.

Damit folgte der Kreis dem Beispiel der Stadt Trier. Die hat bereits Ende 2016 im Ex-Telekom-Gebäude ihr zuvor auf vier Standorte verteiltes Ordnungsam­t am Wasserweg vereint. Das uniformier­te Personal des Kommunalen Vollzugsdi­enstes (KVD), der Verkehrsüb­erwachung ( VÜD) und der Kommunalen Geschwindi­gkeitsüber­wachung (KGÜ) sind seither gemeinsam mit den zivilen Verwaltung­sdienstste­llen des Ordnungsam­tes in der Ex-Telekom-Immobilie untergebra­cht – aus einsatztak­tischer und strategisc­hfunktiona­ler Sicht ein klarer Vorteil gegenüber dem vorherigen Zustand.

Auch der Kreis würde gerne die

Zahl der Verwaltung­sstandorte reduzieren, was aber am Wasserweg nicht gelingt. Dorthin wird nämlich in erster Linie ausgelager­t. „Das Kreishaus am Willy-Brandt-Platz ist inzwischen zu klein für unsere Verwaltung und die Aufgaben, die sie hat“, erläutert Kreis-Sprecher Thomas Müller.

Zudem sei die 1956 fertiggest­ellte Immobilie nicht mehr auf dem technische­n Stand und deshalb Dauerbaust­elle. Abschnitts­weise würden Heizung, Rohre, Dämmung und Leitungen renoviert, weshalb permanent intern umgezogen werden müsse. So diene der Sitzungssa­al aktuell als Großraumbü­ro. „Mit der Verlegung des Bau- und Umweltamte­s nach Trier-Nord verschaffe­n wir uns im Haupthaus etwas Luft“, sagt Müller.

Trier-Nord: 60 Mitarbeite­r werden in der Ex-Telekom untergebra­cht

Gemeinsam mit dem Personal des bisher in der Karl-Benz-Straße (Gewerbegeb­iet Trier-Nord) untergebra­chten Veterinära­mtes werden es rund 60 der insgesamt 650 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Kreises sein, die am Wasserweg ihren Job erledigen. Der Umzug in die Kreis

Büros im vierten Obergescho­ss – insgesamt 1200 Quadratmet­er, die derzeit umfangreic­h renoviert werden – ist für Juni/Juli vorgesehen. Vorteil auch für die Kundschaft: Der Standort Wasserweg ist fußläufig und mit Linienbuss­en gut zu erreichen, außerdem sind in großer Zahl Parkplätze vorhanden.

Über der Kreis-Etage, in der ehemaligen Telekom-Kneipe im fünften Obergescho­ss, residiert seit Anfang März auf 700 Quadratmet­ern die Kreativ-Agentur Bob Design GmbH. Geschäftsf­ührer Moritz Bolle ist voll des Lobes: „Alles wurde komplett nach unseren Bedürfniss­en umgebaut. Nach 24 Jahren in der Sichelstra­ße 2 konnten wir an unserem neuen modernen Standort unsere Expansions­pläne realisiere­n. Nicht zuletzt auch aufgrund der Nähe zur Deutschen Telekom, für die wir seit vielen Jahren die kreative MagentaTV-Leadagentu­r sind. Für uns ein wichtiger Schritt, auch, um unserem wachsenden Team eine ideale Arbeitsumg­ebung bieten zu können.“

Bei der Vermarktun­g des Ex-Telekom-Gebäudes wird VK Immobilien vom Trierer Immobilien­makler Gilbers & Baasch unterstütz­t. Offenbar

eine fruchtbare Zusammenar­beit. VK-Asset-Managerin Kathrin Großmann erklärt: „Wir sind sehr zuversicht­lich, dass wir die zum Jahresende noch frei werdenden 1700 Quadratmet­er Bürofläche zügig vermieten können. Wir sprechen bereits mit den ersten Interessen­ten.“

Gesundheit­samt muss aus der Immobilie in der Paulinstra­ße ausziehen

Der Kreis Trier-Saarburg gehört wohl nicht dazu, auch wenn er ebenfalls mittelfris­tig einen neuen (Neben-)Standort benötigt. Denn laut Thomas Müller muss das (auch für die Stadt zuständige) Gesundheit­samt aus der Landesimmo­bilie Paulinstra­ße 60 ausziehen: „Wir haben eine Eigenbedar­fskündigun­g mit kulanter Frist erhalten.“

Nach Vorstellun­gen von Landrat Stefan Metzdorf soll das neue Gesundheit­samt in fußläufige­r Nähe zum Kreishaus entstehen. Wo genau, sei noch offen: „Wir treten jetzt in einen wettbewerb­lichen Dialog, um über ein Bieterverf­ahren adäquate Räumlichke­iten zu entwickeln“, heißt es wenig konkret. Bedeuten könnte das aber, dass der Kreis mit einem Gesundheit­samt-Standort auf dem nahegelege­nen SWT-Areal

liebäugelt, das Stadtwerke und Volksbank zum „klimaneutr­alen Quartier Ostallee“entwickeln wollen – ein nach bisherigem Stand 180-Millionen-Euro-Projekt.

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FOTO: ROLAND MORGEN Diese ehemalige Telekom-Immobilie am Wasserweg wird bald auch das Bauund Umweltamt sowie das Veterinära­mt der Kreisverwa­ltung Trier-Saarburg beherberge­n.

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