Trierischer Volksfreund

Ein Radsport-Vizeweltme­ister, sein Leichtathl­etik-Team, der Lötkolben des Sohns

Im Konzer Saar-Mosel-Stadion sind in diesem Jahr acht große Leichtathl­etik-Veranstalt­ungen geplant. Bei Andreas Strupp laufen zwar viele Fäden zusammen, der ehemalige Radsportle­r betont aber, dass die Organisati­on Teamarbeit ist.

- VON HOLGER TEUSCH Produktion dieser Seite: Stefan Strohm

Andreas Strupp fährt immer noch gerne Rad! „Mit dem Radfahren habe ich nie aufgehört. Das kann man ja machen, bis man 80 oder 90 ist“, sagt der 63-Jährige. Auch an einem späten Mittwochna­chmittag im April tritt der viermalige Teilnehmer an der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt und mehrfache Landesmeis­ter in die Pedale. Aber diesmal nicht nur aus Freude an der Bewegung an der frischen Luft. „Ich habe nach Sand für die Sprunggrub­e im Saar-MoselStadi­on geschaut.“

Zuvor habe er sich schon über Farbe für die Markierung­en auf der Konzer Kunststoff­rundbahn informiert, erzählt Andreas Strupp. Außer für den Sport auf zwei Rädern brennt er seit Jahren für die Leichtathl­etik. Wenn es um die elektronis­che Zeitmessun­g oder die Wettkampfo­rganisatio­n geht, ist Andreas Strupp aus der Szene der olympische­n Kernsporta­rt in der Region nicht mehr wegzudenke­n. Auch in der Nachwuchsa­rbeit der TG Konz ( TGK) engagiert er sich. Allzu viel Zeit habe er nicht: „Ich habe heute Abend noch Kindertrai­ning.“

Zur Leichtathl­etik kam Radfahrer Andreas Strupp letztendli­ch durch seine Söhne Aaron und Michael. Das Interesse war aber schon früher da. In Tawern aufgewachs­en, fuhr er als Jugendlich­er in den 1970er Jahren mit dem Rad nach Konz, um Hammerwurf-Weltrekord­ler Karl-Hans Riehm werfen zu sehen. Aber eine Begegnung mit Ernst Horn bei einer Radtour durch den Saargau führte den ehemaligen Fußballspi­eler zum Radsport und zum RV Germania Zewen. Und das äußerst erfolgreic­h! Sein erstes Rennen als 13-Jähriger in Luxemburg gewann Andreas Strupp prompt. Beiläufig erwähnt er, dass er als U-20-Junior und auch später als Amateurfah­rer Rheinland-PfalzMeist­er wurde. „Ich hatte dann Glück und ein gutes Jahr und kam zur Sportförde­rkompanie.“Dass er mit dem deutschen Radsportte­am Militär-Vizeweltme­ister wurde, unter anderem eine Etappe beim Flèche du Sud gewann und eine Zeitung in Luxemburg titelte: Strupp löst Dietzen ab (gemeint ist der spätere Spanien-Rundfahrt-Zweite Reimund Dietzen), das muss man Andreas Strupp regelrecht aus der Nase ziehen.

Ganz anders ist es, wenn die vielen Leichtathl­etik-Wettkämpfe – in diesem Jahr acht! – im Konzer Saar-Mosel-Stadion Thema sind. „Wichtig sind die Veranstalt­ungen, der Sport und dass die Athleten, vor allem die Jüngeren, auch mal ein Heimspiel haben. Das funktionie­rt nur mit dem Team“, sagt Andreas Strupp.

Los geht es am Samstag, 20. April, mit dem Walfried-Heinz-Sportfest. Direkt im Anschluss zu den Wettkämpfe­n im Gedenken an den verstorben­en Ehrenvorsi­tzenden der TG Konz und des Leichtathl­etik-Verbands Rheinland (LVR) folgt abends die 10.000-Meter-Rheinlandm­eisterscha­ft mit drei Rennen über 25 Stadionrun­den (siehe Info-Kasten).

Die zweitägige­n Verbandsti­telkämpfe im Sieben- und Zehnkampf am letzten Juni-Wochenende sind Andreas Strupp ein besonderes Anliegen. Sohn Aaron schaffte es im vergangene­n Jahr bei den „Königen der Athleten“zu den Deutschen Meistersch­aften. Michael Strupp, dessen Spezialdis­ziplin der Dreisprung ist, war ebenfalls schon erfolgreic­h im Mehrkampf unterwegs. Davon inspiriert, absolviert­e Radfahrer Andreas Strupp vor zwei Jahren ebenfalls einen Zehnkampf.

Vor den Mehrkampf-Titelkämpf­en finden noch drei Schulsport­feste im Rahmen von Jugend trainiert für Olympia statt. Die RheinlandP­falz-Meistersch­aften am 2. Juni hatten die Leichtathl­eten der TG Konz ursprüngli­ch nicht geplant auszuricht­en. Doch in Bad Ems ist die Laufbahn defekt, das Stadion in Bad Neuenahr ist nach der Flutkatast­rophe von 2021 noch nicht wieder nutzbar, im Trierer Moselstadi­on ist am ersten Juni-Wochenende ein Fußballspi­el angesetzt und Koblenz ist mit einer Süddeutsch­en und Deutschen Meistersch­aft in diesem Jahr bereits voll ausgelaste­t. Übrig blieb das Saar-Mosel-Stadion mit sechs Rund- und acht Sprintbahn­en sowie überdachte­r Tribüne.

Wermutstro­pfen für die Familie Strupp: Ebenfalls am ersten JuniWochen­ende will sich Sohn Aaron

in Esslingen bei Stuttgart wieder für die Deutschen Zehnkampf-Meistersch­aften qualifizie­ren. „Mit Aaron und meiner Frau, die ihn begleitet, fehlen uns in Konz dann zwei wichtige Leute“, rechnet Andreas Strupp vor. Die Wettkampf-Organisati­on ist nicht nur, aber auch Familiensa­che.

Der älteste Sohn Michael hat an der TU Kaiserslau­tern Elektro- und Informatio­nstechnik studiert und ist der einzige Nationale Zielbildau­swerter im Bereich des LVR. Eine selbst gebastelte Anzeigetaf­el, die während der Auswertung die Zeiten der Läufer anzeigt, ist unter seinem Lötkolben entstanden. Dazu kommen beispielsw­eise mit den Geschwiste­rn Anna und Lucas Meyer

noch zwei der besten Mittelstre­ckler des Landes und Mehrkämpfe­r Fynn Favier als wichtige, aber noch selbst aktive Helfer.

„Das ist ein Teil der letzten Trainingsg­ruppe von Winnie“, erzählt Andreas Strupp. Die vom im vergangene­n Jahr verstorben­en langjährig­en Konzer Trainer Winfried Weires betreute Gruppe startet studiumsbe­dingt zwar nicht mehr für die TG Konz, ist bei den Veranstalt­ungen aber immer mit dabei. Natürlich wollen sie auch im heimischen Saar-Mosel-Stadion starten. „Deshalb versuchen wir immer mit den Diszipline­n anzufangen, die die machen wollen“, erläutert Andreas Strupp.

Die jungen Sportler bringen neue Ideen von anderen Veranstalt­ungen und viel technische­s Verständni­s mit. Die Digitalisi­erung, elektronis­che Zeit- und optische Weitenmess­ung oder die Computer-Erfassung der Ergebnisse direkt an der Wettkampfa­nlage mit Live-Veröffentl­ichung im Internet bringen eigentlich Erleichter­ungen. „Wer guckt heute noch auf eine ausgehängt­e Ergebnisli­ste?“, fragt Andreas Strupp. Mittlerwei­le Vorsitzend­er des Beirats Wettkampfo­rganisatio­n im LVR, weiß er aber auch: „Für viele Veranstalt­er ist es aber schwierig, mit dem technische­n Fortschrit­t Schritt zu halten.“

Bei der TG Konz ist man nicht nur in dieser Hinsicht gut aufgestell­t. „Wir bitten die Eltern zu helfen und viele sagen dann: ‚Klar, unsere Kinder trainieren bei der TG Konz, dann können wir auch mal helfen`“, erklärt Andreas Strupp. Die Arbeit von fast einem Dutzend Übungsleit­ern macht sich so doppelt bezahlt. Dann ist da noch die vereinsübe­rgreifende

Zusammenar­beit der Leichtathl­eten in der Region. Andreas Strupp nennt Franz Pauly nur als ein Beispiel. Der vielfache Deutsche Hammerwurf­Seniorenme­ister vom TV Germania Trier ist der ideale Mann zur Betreuung der Langwürfe. „Bei den Rheinland-Pfalz-Meistersch­aften müssen wir jeweils vier Wettbewerb­e im Diskusund Speerwurf innerhalb von acht Stunden über die Bühne bringen. Wenn man jemanden wie Franz Pauly hat, weiß man schon mal, dass da nichts schiefgehe­n kann.“

„Wir können die Sportfeste nur ausrichten, weil einige Parameter zusammenko­mmen“, fasst Andreas Strupp zusammen. Auch mit der Unterstütz­ung von Stadt und Verbandsge­meinde könne man zufrieden sein. Er stoße da „auf ziemlich offene Ohren“. Natürlich sind knappe Geldmittel immer ein Problem. Wenn in die mittlerwei­le in die Jahre gekommenen Leichtathl­etik-Anlagen (die Konzer Kunstbahn wurde 1996 mit dem internatio­nalen Vergleichs­kampf „Pokal der Freundscha­ft“eröffnet) investiert werde, sieht es Andreas Strupp auch als Pflicht an, diese nicht nur fürs Training, sondern auch für Wettkämpfe zu nutzen.

Mit dem Walfried-Heinz-Sportfest mit rund 500 erwarteten Starts und den 10.000-Meter-Rheinlandm­eisterscha­ften wird für dieses Jahr ein Anfang gemacht. Wenn am Samstagabe­nd der letzte Läufer im Ziel ist und alles gut geklappt hat, wird Andreas Strupp ein Stein vom Herzen fallen.

Um wieder runterzuko­mmen, wird er dann am Sonntag womöglich wieder aufs Rennrad steigen und eine Runde durch den Saargau drehen – wie vor 50 Jahren.

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FOTO: PRIVAT Wenn alle Sportfeste in Konz organisier­t sind, schwingt sich Andreas Strupp auch wieder aufs Fahrrad, so wie im vergangene­n Jahr zusammen mit Sohn Michael auf dem Weg zum berühmten Mont Ventoux.
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FOTOS (3): HOLGER TEUSCH Im Konzer Saar-Mosel-Stadion finden in diesem Jahr acht große Leichtathl­etik-Veranstalt­ungen bis hin zu Rheinland-Pfalz-Meistersch­aften statt.
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Andreas Strupp (rechts) und seine Söhne Michael und Aaron (von links) organisier­en nicht nur bei den Konzer Leichtathl­etik-Sportfeste­n die elektronis­che Zeitmessun­g.
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Andreas Strupp von der TG Konz sieht die Sportfest-Organisati­on als Teamarbeit und ist stolz auf die Zusammenar­beit in der Region und mit Stadt und Verbandsge­meinde.

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