Von Ratten und versteckten Italienern
Manche Dinge funktionieren nicht direkt. Jemand probiert etwas, es zahlt sich nicht aus. Ein anderer denkt: Komm, das hat Potenzial, versuch` ich auch. Wieder eine Niete. Und dann ist da irgendwann jemand, bei dem der Plan aufgeht. Dieser jemand ist vor 60 Jahren Dean Martin. Denn sein Song Everybody Loves Somebody wird damals vorher von mehreren (nicht minder talentierten) Musikern erfolglos getestet.
Thema Talent: Eigentlich wird der Titel damals für Frank Sinatra geschrieben. Den kennt Dean Martin gut, sie haben eine gemeinsame Vergangenheit als Mitglieder des Rat Pack. Für die jüngeren unter den Lesern (mich eingeschlossen, musste nachschauen): In dieser Gruppe finden sich damals Schauspieler und Entertainer zusammen und spielen unter anderem sieben Jahre lang Konzerte in Las Vegas. Unter anderem entsteht damals aus demRat Pack der Film Frankie und seine Spießgesellen, aus dem Jahrzehnte später Ocean’s Elevenmit George Clooney und Brad Pitt entsteht.
Na ja, jedenfalls: Frank Sinatra nimmt den Song damals auf, der wird nicht erfolgreich. Jahre später versuchen sich auch Peggy Lee und Dinah Washington am Stück – ebenfalls nicht erfolgreich. Dann kommt 1964 Dean Martin ins Spiel: Gerade hat er sein Album Dream With Dean aufgenommen. Jedoch fehlt ihm ein Song, er will auf zwölf kommen. Also fragt er seinen Piano-Man ( Billy Joel wäre stolz auf diese Anspielung), ob dieser etwas für ihn habe. Der empfiehlt ihm Everybody Loves Somebody. Flott nehmen sie die Nummer auf, packen sie auf die Platte.
Als Dean Martin spürt, wie gut der Song ankommt, geht er wieder ins Studio. Er nimmt den Titel neu auf, diesmal mit mehr helfenden Musikerhänden und -stimmen. Damit kickt er sogar die Beatles mit A Hard Day's Night von der Spitze der Charts.
Wie Dean Martins Tochter Deana (ja, die heißt wirklich so) später in ihrem Buch (sie schreibt darüber, wie es ist, die Tochter von Den Martin zu sein, sehr kreativ) beschreibt, schickt ihr Vater damals ein Telegramm an Presley: „Wenn du mit den nicht klarkommst, mache ich es für dich, Kumpel.“
Was ich Dean Martin bis heute vorwerfe: Wie kann man einen so genialen Namen abgeben, wie er es getan hat? Denn eigentlich hieß der Mann Dino Crocetti. Als er jedoch in den 40er-Jahren beginnt zu singen, entscheidet er sich für den Künstlernamen Dino Martini (nach einem Tenor). Daraus wird später Dean Martin. Klingt amerikanischer, verkauft sich besser, sagt ihm ein Kollege damals. Martin war schon echt cool. Crocetti hätte das noch getoppt, bin ich sicher.