Trierischer Volksfreund

Benni vor der „gelben Wand“

Benni Demian ist von Geburt an schwerst behindert. Trotzdem ist der im Rollstuhl sitzende Teenager fröhlich, lacht viel. Er sei zufrieden, sagt er. Und er ist ein Fußballfan.

- VON BERND WIENTJES

„Automobilk­aufmann.“Das will Benni mal werden, sagt er. Und er träumt davon, in einer eigenen Wohnung zu leben. „Irgendwo in der Nähe von Trier. Dann kann ich meiner Mama helfen“, sagt er. „Oder in München. Da wohnt mein Bruder.“Eine eigene Familie möchte er mal haben. Er will auch mal kochen können. Damit er Lasagne, sein Lieblingsg­ericht, so gut machen kann, wie seine Mama. Auch ein Butterbrot will er sich mal schmieren können.

Benni hat Träume. Seine Mutter lacht, als der 16-Jährige erzählt, wie er später einmal leben möchte. Sie hat die Hand auf seinen Arm gelegt. Auch wenn sie zustimmend nickt, weiß sie, dass viele der Träume, die Benni hat, nicht in Erfüllung gehen werden. „Wir schaffen das“, sagt Alena Demian aufmuntern­d.

Benni sitzt im Rollstuhl. Er konnte noch nie laufen, ist stark beeinträch­tigt, kann nicht richtig sehen, hat Probleme mit dem Atmen, seine Lunge ist schwach.

Benni wog bei der Geburt nur 700 Gramm

Benni kam als extremes Frühchen auf die Welt, 24. Woche, 700 Gramm. Sein Hirn war geschädigt. Er hat eine Zerebralpa­rese,

Produktion dieser Seite: Alexander Schumitz unheilbar. Seine Kindheit verbringt der Junge in Kliniken. Benni ist ein Kämpfer. „Ich bin jeden Tag zufrieden“, sagt er und lächelt dabei seine Mutter an. Sie ist alleinerzi­ehend. Neben ihrem Vollzeit-Job kümmert sie sich um ihren Sohn. Das gehe an die Substanz, sagt sie lächelnd. Doch: „Wir schaffen das.“Beide wohnen in einem Haus am Rande von Landscheid. Es gehe ihnen gut, versichert die Mutter immer wieder. Benni sei einfach ein toller Junge.

Sorgen? „Ja, ich mache mir immer Sorgen.“Aber jammern ist nicht ihr Ding. Sie freut sich, dass Benni zufrieden ist und Träume hat. Ein toller Junge sei er. Manchmal wünsche sie sich, sich mit anderen Eltern, die in der gleichen Situation sind, auszutausc­hen. Einfach mal reden.

Bis zu Corona hat Benni Basketball gespielt, in Trier im Jugendteam der Dolphins. Das hat ihm Spaß gemacht, dort konnte er sich mit Gleichaltr­igen messen. Seiner Mutter tat der Kontakt zu den anderen Eltern gut. Doch seit Corona ist damit Schluss. Überhaupt Corona. Das sei eine „ganz, ganz“schlimme Zeit gewesen, erinnert sich Benni. Seine Mutter nickt. Sie habe damals große Angst gehabt, dass er sich infiziert und schwer krank wird. Benni hat in dieser Zeit vor allem seine Freunde in der Schule vermisst. Der 16-Jährige wird in der Treverer Schule in Trier unterricht­et. Eine Schule für Körperbehi­nderte. Die Schule mache ihm Spaß, sagt er. Nächstes Jahr will er dort ein Praktikum machen. Schließlic­h will er irgendwann mal in seinem Traumberuf arbeiten.

Nah bei seinen Lieblingss­pielern Füllkrug und Hummels

In der Schule treffe er jeden Tag auch seine besten Freunde. Und seine Freundin. Die kennt er schon seit der ersten Klasse. Wenn er von ihr erzählt, strahlt Benni. Ein verliebter 16-Jähriger. An der rechten Hand trägt er einen Ring.

Fußballsch­auen ist eine Leidenscha­ft

von ihm. Am liebsten mit seinem älteren Bruder. Vor allem, wenn Dortmund spielt, sein Lieblingsv­erein. Er hat immer davon geträumt, im Stadion live dabei zu sein in der „gelben Wand“, dort wo die wahren BVB-Fans sitzen. Bennis Traum ging in Erfüllung. Am Ostersamst­ag saß er direkt hinter der Bande, hinter ihm die „gelbe Wand“. Die Borussia spielte gegen Stuttgart. „Geil“sei das gewesen, sagt Benni. Ermöglicht hat ihm das der Fördervere­in krebskrank­er Kinder in Trier. Gemeinsam mit einem anderen Rollstuhlf­ahrer fuhren Vorstandsm­itglieder des Vereins in den Signal-Iduna-Park nach Dortmund. Für einen Sieg der Borussia hat es zwar nicht gereicht. Doch das ist Benni egal. So nah war er Füllkrug, Hummels & Co. noch nie. Ein unvergessl­iches Erlebnis, sagt seine Mutter. Sie ist dankbar für die Unterstütz­ung des Vereins. Mit dessen Hilfe konnte sie auch das Bad in ihrer Wohnung behinderte­ngerecht umgestalte­n lassen. Eine Erleichter­ung für sie.

Sie versucht, Benni ein so normales Leben wie möglich zu ermögliche­n. Wie vergangene­s Jahr, als sie gemeinsam auf dem Silbermond­Konzert vor der Porta in Trier waren. Fotos davon hängen im Zimmer des Teenagers. Dort stehen auch viele Playmobil-Figuren. Mit denen spielt er gerne in seiner Freizeit. Oder mit seinem Smartphone. Darüber hält er auch Kontakt zu seinen Freunden, per Video-Chat.

Zum Schluss wird er doch etwas melancholi­sch. Er sei traurig, sagt er, dass er nicht laufen könne. „Aber ich habe ja alles, meine Familie, meine Freunde.“Dann ist er wieder fröhlich, lacht.

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FOTO: ALENA DEMIAn Für den schwerstbe­hinderten Benni Demian ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Er war im Stadion von seinem Lieblingsv­erein, Borussia Dortmund.

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