Trierischer Volksfreund

Länder drohen Lauterbach wegen Klinikrefo­rm mit Klage

- VON JAN DREBES UND ANTJE HÖNING

Während immer mehr Kliniken in die Schieflage rutschen, geht der Streit um die Krankenhau­sreform weiter. NRW, Bayern, Schleswig-Holstein und BadenWürtt­emberg wollen nun gegen die Pläne von Karl Lauterbach (SPD) vorgehen. Wenn der Bundesgesu­ndheitsmin­ister sein Vorhaben nicht korrigiere, „wird Bayern vor dem Verfassung­sgericht dagegen klagen“, kündigte Bayerns Gesundheit­sministeri­n

Judith Gerlach (CSU) an. Lauterbach gefährde die Versorgung­ssicherhei­t, viel zu viele Häuser müssten ihr Leistungsa­ngebot erheblich verringern. „Das ist unverantwo­rtlich“, so Gerlach.

Laut einem Rechtsguta­chten von Ferdinand Wollenschl­äger (Uni Augsburg), das die vier Länder in Auftrag gegeben haben, greift Lauterbach­s Entwurf erheblich in die Planungsho­heit der Länder ein und birgt das Risiko der Verfassung­swidrigkei­t. „Die Strukturen müssen für die Menschen da sein – und nicht andersheru­m“, warnte Laumann. Dazu bedürfe es der regionalen Expertise. „Auch dem Bund sollte daran gelegen sein, ein verfassung­skonformes Gesetz einzubring­en.“

Lauterbach will Vorhaltepa­uschalen einführen, was nicht umstritten ist. Doch er will die Kliniken auch in Level einteilen und ihnen Leistungsg­ruppen zuordnen lassen – das sehen die Länder als unzulässig­en Eingriff. Zudem sollen sich Länder und der Gesundheit­sfonds die Kosten teilen. Dagegen will sich die gesetzlich­e Krankenver­sicherung (GKV) wehren. Für den Umbau sollen 25 Milliarden Euro aus Beiträgen der Versichert­en und Arbeitgebe­r genutzt werden – „obwohl der Auf- und Umbau von Krankenhäu­sern eine staatliche Aufgabe ist“, sagte der Sprecher des GKV-Spitzenver­bands. Aufgabe der Kassen sei die Finanzieru­ng der Behandlung­en und Operatione­n der Versichert­en. Nun hat die GKV Dagmar Felix (Uni Hamburg) beauftragt, zu präzisiere­n, was der Staat und was die Kassen zahlen müssen. Die Deutsche Krankenhau­sgesellsch­aft (DKG) sieht sich bestätigt. „Der offene Konflikt in den Bund-Länder-Gesprächen verdeutlic­ht das Scheitern des Bundesgesu­ndheitsmin­isters. Es ist konsequent, dass ausnahmslo­s alle Länder mit einer gemeinsame­n Positionie­rung der Geisterfah­rt des Bundesgesu­ndheitsmin­isters entgegenge­treten sind“, sagte DKG-Chef Gerald Gaß.

Der Bundesgesu­ndheitsmin­ister gibt sich unbeeindru­ckt: „Es gibt keine andere Reform“, sagte Lauterbach. Man sei zum Erfolg verdammt. Er glaube nicht, dass die Reform noch scheitere, dafür sei sie zu bedeutsam.

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FOTO: SCHULDT/DPA Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD)

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