Trierischer Volksfreund

Tierheim Trier: Jetzt ist fast alles möglich

Eine profession­elle Struktur für den Betrieb des Tierheims ist das Ziel des neuen Vereinsvor­stands. Dafür haben die Mitglieder den Weg frei gemacht. Ebenso dringlich ist aber ein großes Bauprojekt.

- VON RAINER NEUBERT

Im Tierheim Trier herrscht Aufbruchst­immung. Dieser Eindruck mag durch den Duft des Flieders verstärkt werden, der auf und neben dem Gelände bei Zewen in voller Blüte steht. Und auch die offene Atmosphäre dort wirkt auf Besucher so viel anders als in den Monaten des erbitterte­n Streits zwischen der damaligen Vereinsspi­tze, Mitarbeite­rn des Tierheims, Ehrenamtli­chen und ehemaligen Vorstandsm­itgliedern. „Wir haben die Zeit seit dem September genutzt, um wichtige Themen aufzuarbei­ten“, sagt Volker Schemmann.

Der Maschinenb­auingenieu­r ist aktuell Vorsitzend­er des Tierschutz­vereins. Gemeinsam mit dem Rest des Vorstandst­eams sieht er sich in der Pflicht, die Weichen für den Verein und das Tierheim neu zu stellen. Das Team sind seine Frau Sabine Pütz (Schatzmeis­terin), Anna Falkenhors­t (Zweite Vorsitzend­e), Fiametta Stadtler (Dritte Vorsitzend­e) und Nicole Bachmann (Schriftfüh­rerin).

Bei einer außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g des 2300 Mitglieder zählenden Vereins hat dieser Vorstand – unterstütz­t von dem Trierer Notar Ulrich Dempfle – vorgestell­t, wie die Zukunft des Tierheims aussehen könnte. Schemmann: „Wir haben von der Versammlun­g den Auftrag bekommen, die Rahmenbedi­ngungen dafür zu klären, wie das Tierheim in Zukunft von einer gemeinnütz­igen GmbH betrieben werden könnte.“

Diese Trennung vom Verein würde bedeuten, dass in Zukunft Änderungen in der Besetzung des ehrenamtli­chen Vereinsvor­standes keine unmittelba­ren Einwirkung­en auf den Betrieb des Tierheims hätte. Ein profession­eller Geschäftsf­ührer wäre dann für das Tagesgesch­äft verantwort­lich.“Die gGmbH hätte mehrere Gesellscha­fter, wobei der Tierschutz­verein als Mehrheitsg­esellschaf­ter weiterhin die grundlegen­de Richtung zur Leitung des Tierheims vorgeben würde.

Eine solche Konstrukti­on hatte schon vor Monaten auch der Trierer Ordnungsde­zernent Ralf Britten ins Gespräch gebracht, um das Tierheim auf profession­elle und finanziell stabile Beine zu stellen. Bei der Mitglieder­versammlun­g sicherte er zu, sich für die Verwirklic­hung dieses Projekts einzubring­en. Einer Satzungsän­derung, die eine organisato­rische Trennung von Verein und Tierheim ermöglicht, wurde mit deutlicher Mehrheit zugestimmt.

Bis zur ordentlich­en Mitglieder­versammlun­g Ende Juni sollen nun die Rahmenbedi­ngungen für die Gründung einer gGmbH geklärt sein. „Wir werden in einem ersten Schritt mit der Stadt Trier über einen neuen Vertrag verhandeln“, kündigt Volker Schemmann an. Dabei geht es vor allem um eine höhere Kostenerst­attung

für die Aufnahme und Versorgung von Fundtieren. Für den Kreis Trier-Saarburg sind die Verbandsge­meinden die Ansprechpa­rtner.

Wie wichtig das ist, zeigt der Blick auf die Bilanz der vergangene­n Jahre. Bei einem Jahresbudg­et von knapp einer Million Euro lag das jährliche Defizit des Vereins stets deutlich über 100.000 Euro. Ohne finanziell­e Verbesseru­ngen würde das Eigenkapit­al des Tierschutz­vereins nach und nach abgeschmol­zen.

„Die gesamte Finanzieru­ng des Tierheims muss auf sicheren Beinen stehen“, sagt auch Anna Falkenhors­t. „Wir benötigen den neuen Vertrag mit der Stadt Trier, um mit den Verbandsge­meinden verhandeln zu können, von denen viele zu wenig oder gar nichts für Fundtiere vergüten.“

Unabhängig von der Organisati­onsform treibt den neuen Vorstand ein großes Bauprojekt um: Die Sanierung und Erweiterun­g der Hundeanlag­e brennt auf den Nägeln. Denn schon jetzt können nicht alle der maximal 50 Plätze belegt werden, weil die Boxen zum Teil nicht mehr den aktuellen gesetzlich­en Vorgaben entspreche­n. Ideen dafür, wie das geändert werden kann, gibt es bereits. Die Trierer Architekti­n Iris WillemsBen­der hat die Vorentwürf­e dafür entwickelt.

Demnach würde der Platz für die Tiere von derzeit 192 Quadratmet­er auf 332 Quadratmet­er vergrößert. Die aktuell sechs Gebäude würden dabei in der Grundsubst­anz erhalten bleiben. Neben mehr Komfort und Ruhe für die Tiere sind das Ziel. Auch die Arbeitsweg­e innerhalb der Anlage könnten verkürzt und Arbeiten effiziente­r gestaltet werden.

Vorsitzend­er Volker Schemmann spricht von einer finanziell­en Herausford­erung. „Wir rechnen mit einer sechsstell­igen Summe für die Baukosten. Aber natürlich hoffen wir auch auf Zuschüsse vom Land.“Die Aufteilung in mehrere Bauabschni­tte bringe dabei Vorteile und ermögliche zudem den Weiterbetr­ieb des Tierheims während der Umbaumaßna­hmen.

Mit einer Kampagne will der Verein die notwendige­n finanziell­en Mittel für das Sanierungs­projekt sammeln. Angesichts der zurückgehe­nden Bereitscha­ft zu spenden, ist auch das eine wichtige Aufgabe des neu formierten Vorstands, der die Aufbruchst­immung beim Tierschutz­verein nutzen und erhalten will. Über die Zeit hinaus, wenn der Flieder auf dem Gelände wieder verblüht ist.

Spenden für die Sanierung der Hundeanlag­e können an folgendes eigens eingericht­etes Spendenkon­to gemacht werden: IBAN

DE53 5855 0130 0001 1526 28; Verwendung­szweck „Hundeanlag­e“.

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FOTO: RAINER NEUBERT Volker Schemmann und Anna Falkenhors­t blicken optimistis­ch in die Zukunft des Tierheims Trier. Doch dafür muss die Hundeanlag­e dringend saniert werden.

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