Ein klärendes Gespräch auf der US-Airbase
Kommunikationsprobleme und Missverständnisse: Nachdem die Familie des auf der Kirmes getöteten Wittlichers Kritik an den amerikanischen Ermittlern geäußert hatte, gab es ein Gespräch. Was kam dabei herum? Wir sprechen mit der Familie und der Pressestelle
An dem Tod ihres Sohnes auf der Säubrennerkirmes ist das Leben der Hinterbliebenen zerbrochen. Eltern und Bruder trauern um den 28-Jährigen, der in der ersten Kirmesnacht 2023 nahe des Wittlicher Marktplatzes Opfer einer Messerattacke wurde und starb. Angeklagter ist ein US-Soldat vom Fliegerhorst Spangdahlem. Seitdem ermittelt das Office of Special Investigations (OSI), die Ermittlungsbehörde der US Airbase Spangdahlem, die den Fall von den deutschen Ermittlern komplett übernommen hat. Ende Mai beginnt am Militärgericht ein Strafprozess. Im Gespräch mit unserer Zeitung hatte die Familie, die derzeit die schlimmste Zeit ihres Lebens durchmacht, über ihre Trauer gesprochen. Dabei formulierten die Eltern sowie der Bruder des Getöteten jedoch auch Vorwürfe in Richtung der Ermittler vom Office of Special Investigation, die den Fall gemäß Nato Truppenstatut von der deutschen Staatsanwaltschaft übernommen hatte. Die Familie hatte über „Kommunikationsprobleme“geklagt.
Neben der Trauer um ihren Sohn fühlt sich die Familie zudem noch von Behörden im Stich gelassen. Sie seien über einen langen Zeitraum „mit Hinweis auf ihre Unzuständigkeit von deutschen Behörden abgewimmelt“worden, sagte die Familie. Vonseiten der US-Ermittler seien ihnen „vielversprechend klingende Versprechungen“gemacht worden, über den Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden gehalten zu werden. Doch diese Versprechungen haben sich nach Aussage der Familie „im Anschluss nicht bewahrheitet“. Der Familie seien von amerikanischer Seite regelmäßige Updates, spätestens alle 30 Tage, zugesagt worden, erklärt der Vater. „Aber die Termine wurden nicht eingehalten. Manchmal kam auch nach 40 Tagen nichts.“Den Ermittlern sei wohl nicht klar, wie schlimm die Situation für die Familie sei, so der Vater.
Doch zwischenzeitlich hat es auf dem US-Fliegerhorst Spangdahlem einen Gesprächstermin gegeben, an dem über die benannten Probleme eine Aussprache stattgefunden hat. „Ende März nahmen Familienmitglieder des Opfers und ihr Rechtsbeistand an einem Treffen im Rechtsbüro auf dem Fliegerhorst Spangdahlem teil, um den Fall zu besprechen“, erklärt die Pressestelle der Airbase auf Anfrage. „Das Treffen war sehr produktiv und dauerte etwa drei Stunden.“
Wie der Vater des getöteten Wittlichers sagt, habe er dort seine Kritik an der Kommunikationsstrategie der Ermittler geäußert und es sei zu einer Aussprache gekommen. „Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich an ihre Versprechungen halten sollen, dranbleiben und uns regelmäßig mit Informationen zu den Ermittlungen versorgen.“Er sagt, die Ermittler des Office of Special Investigations (OSI) hätten die Probleme der Familie ernst genommen. „Ich denke, die haben jetzt verstanden, worum es uns geht. Wir wollen, dass sich jemand kümmert und regelmäßig meldet. So sieht es aus.“Er sei nun zuversichtlich, sagt der Vater, dass die Kommunikation nun besser funktioniere und die Familie regelmäßig ihre versprochenen Updates zum Stand der Ermittlungen und relevante Neuigkeiten erhalte.
Zum Ergebnis des Gesprächs erklärt die Air Base: „Die U.S. Luftwaffe konnte ein breites Spektrum an Informationen über die Ermittlungen, den aktuellen Stand der Beweismittel und den weiteren Weg der Strafverfolgung zur Verfügung stellen. Die U.S. Luftwaffe verpflichtete sich, mit der Familie und ihrem Rechtsbeistand während des gesamten weiteren Verlaufs des Falles in engem Kontakt zu bleiben, damit sie weiterhin alle Rechte wahrnehmen können, die ihnen durch das Gesetz und die Richtlinien der U.S. Luftwaffe zustehen.“
Das Gespräch sei eines von mehr als einem Dutzend Kontakten zwischen Vertretern der Luftwaffe und der Familie des Opfers oder deren Rechtsbeistand seit dem Beginn der Ermittlungen gewesen, heißt es vonseiten der Amerikaner. „Die Familie ist zu allen vorgerichtlichen Anhörungen in diesem Fall eingeladen worden und war bei mehreren anwesend. Die Familie des Opfers wird weiterhin von einem Vertreter des Zeugen- und Opferhilfsprogramm des Luftwaffenstützpunkts Spangdahlem betreut und wurde ermutigt, sich bei weiteren Fragen zu melden.“Aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Familie werde die Airbase zu diesem Zeitpunkt jedoch keine weiteren Einzelheiten über das Gespräch bekannt geben.
Die Stellungnahmen der Familie sowie der Air Base deuten also darauf hin, dass eine Aussprache stattgefunden hat und ausgiebig über die Kommunikationsprobleme gesprochen wurde. Was hat sich dadurch geändert? Wie der Vater des Opfers unserer Zeitung drei Wochen nach dem Gespräch erklärt, „funktioniert die Kommunikation vom Gefühl her jetzt besser“. Demnach hat das klärende Gespräch auf der Airbase Ergebnisse geliefert, was die Situation der Eltern verbessern kann.