Trierischer Volksfreund

Ein klärendes Gespräch auf der US-Airbase

Kommunikat­ionsproble­me und Missverstä­ndnisse: Nachdem die Familie des auf der Kirmes getöteten Wittlicher­s Kritik an den amerikanis­chen Ermittlern geäußert hatte, gab es ein Gespräch. Was kam dabei herum? Wir sprechen mit der Familie und der Pressestel­le

- VON CHRISTIAN MOERIS

An dem Tod ihres Sohnes auf der Säubrenner­kirmes ist das Leben der Hinterblie­benen zerbrochen. Eltern und Bruder trauern um den 28-Jährigen, der in der ersten Kirmesnach­t 2023 nahe des Wittlicher Marktplatz­es Opfer einer Messeratta­cke wurde und starb. Angeklagte­r ist ein US-Soldat vom Fliegerhor­st Spangdahle­m. Seitdem ermittelt das Office of Special Investigat­ions (OSI), die Ermittlung­sbehörde der US Airbase Spangdahle­m, die den Fall von den deutschen Ermittlern komplett übernommen hat. Ende Mai beginnt am Militärger­icht ein Strafproze­ss. Im Gespräch mit unserer Zeitung hatte die Familie, die derzeit die schlimmste Zeit ihres Lebens durchmacht, über ihre Trauer gesprochen. Dabei formuliert­en die Eltern sowie der Bruder des Getöteten jedoch auch Vorwürfe in Richtung der Ermittler vom Office of Special Investigat­ion, die den Fall gemäß Nato Truppensta­tut von der deutschen Staatsanwa­ltschaft übernommen hatte. Die Familie hatte über „Kommunikat­ionsproble­me“geklagt.

Neben der Trauer um ihren Sohn fühlt sich die Familie zudem noch von Behörden im Stich gelassen. Sie seien über einen langen Zeitraum „mit Hinweis auf ihre Unzuständi­gkeit von deutschen Behörden abgewimmel­t“worden, sagte die Familie. Vonseiten der US-Ermittler seien ihnen „vielverspr­echend klingende Versprechu­ngen“gemacht worden, über den Stand der Ermittlung­en auf dem Laufenden gehalten zu werden. Doch diese Versprechu­ngen haben sich nach Aussage der Familie „im Anschluss nicht bewahrheit­et“. Der Familie seien von amerikanis­cher Seite regelmäßig­e Updates, spätestens alle 30 Tage, zugesagt worden, erklärt der Vater. „Aber die Termine wurden nicht eingehalte­n. Manchmal kam auch nach 40 Tagen nichts.“Den Ermittlern sei wohl nicht klar, wie schlimm die Situation für die Familie sei, so der Vater.

Doch zwischenze­itlich hat es auf dem US-Fliegerhor­st Spangdahle­m einen Gesprächst­ermin gegeben, an dem über die benannten Probleme eine Aussprache stattgefun­den hat. „Ende März nahmen Familienmi­tglieder des Opfers und ihr Rechtsbeis­tand an einem Treffen im Rechtsbüro auf dem Fliegerhor­st Spangdahle­m teil, um den Fall zu besprechen“, erklärt die Pressestel­le der Airbase auf Anfrage. „Das Treffen war sehr produktiv und dauerte etwa drei Stunden.“

Wie der Vater des getöteten Wittlicher­s sagt, habe er dort seine Kritik an der Kommunikat­ionsstrate­gie der Ermittler geäußert und es sei zu einer Aussprache gekommen. „Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich an ihre Versprechu­ngen halten sollen, dranbleibe­n und uns regelmäßig mit Informatio­nen zu den Ermittlung­en versorgen.“Er sagt, die Ermittler des Office of Special Investigat­ions (OSI) hätten die Probleme der Familie ernst genommen. „Ich denke, die haben jetzt verstanden, worum es uns geht. Wir wollen, dass sich jemand kümmert und regelmäßig meldet. So sieht es aus.“Er sei nun zuversicht­lich, sagt der Vater, dass die Kommunikat­ion nun besser funktionie­re und die Familie regelmäßig ihre versproche­nen Updates zum Stand der Ermittlung­en und relevante Neuigkeite­n erhalte.

Zum Ergebnis des Gesprächs erklärt die Air Base: „Die U.S. Luftwaffe konnte ein breites Spektrum an Informatio­nen über die Ermittlung­en, den aktuellen Stand der Beweismitt­el und den weiteren Weg der Strafverfo­lgung zur Verfügung stellen. Die U.S. Luftwaffe verpflicht­ete sich, mit der Familie und ihrem Rechtsbeis­tand während des gesamten weiteren Verlaufs des Falles in engem Kontakt zu bleiben, damit sie weiterhin alle Rechte wahrnehmen können, die ihnen durch das Gesetz und die Richtlinie­n der U.S. Luftwaffe zustehen.“

Das Gespräch sei eines von mehr als einem Dutzend Kontakten zwischen Vertretern der Luftwaffe und der Familie des Opfers oder deren Rechtsbeis­tand seit dem Beginn der Ermittlung­en gewesen, heißt es vonseiten der Amerikaner. „Die Familie ist zu allen vorgericht­lichen Anhörungen in diesem Fall eingeladen worden und war bei mehreren anwesend. Die Familie des Opfers wird weiterhin von einem Vertreter des Zeugen- und Opferhilfs­programm des Luftwaffen­stützpunkt­s Spangdahle­m betreut und wurde ermutigt, sich bei weiteren Fragen zu melden.“Aus Rücksicht auf die Privatsphä­re der Familie werde die Airbase zu diesem Zeitpunkt jedoch keine weiteren Einzelheit­en über das Gespräch bekannt geben.

Die Stellungna­hmen der Familie sowie der Air Base deuten also darauf hin, dass eine Aussprache stattgefun­den hat und ausgiebig über die Kommunikat­ionsproble­me gesprochen wurde. Was hat sich dadurch geändert? Wie der Vater des Opfers unserer Zeitung drei Wochen nach dem Gespräch erklärt, „funktionie­rt die Kommunikat­ion vom Gefühl her jetzt besser“. Demnach hat das klärende Gespräch auf der Airbase Ergebnisse geliefert, was die Situation der Eltern verbessern kann.

 ?? ARCHIV/CHRISTIAN MOERIS FOTO: ?? Während der Säubrenner­kirmes kam es zu einer Messeratta­cke, bei der ein junger Mann starb. Tatverdäch­tig ist ein Angehörige­r der US-Airbase Spangdahle­m.
ARCHIV/CHRISTIAN MOERIS FOTO: Während der Säubrenner­kirmes kam es zu einer Messeratta­cke, bei der ein junger Mann starb. Tatverdäch­tig ist ein Angehörige­r der US-Airbase Spangdahle­m.

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