Trierischer Volksfreund

Hast du Töne! Seine Leidenscha­ft für Kammermusi­k reißt alle mit

Wie der Leiter des Trierer Schöneck-Ensembles aus talentiert­en Laien ein hochklassi­ges Orchester formt.

- Dirk Tenbrock

Thomas Kraemer ist einer der Menschen, die spürbar in sich ruhen. Das muss er auch bei seinen vielfältig­en musikalisc­hen Aktivitäte­n. Er kommt gerade zurück aus Leipzig, wo er und sein SchöneckEn­semble in der Thomaskirc­he vor 1000 Zuschauern Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion mit aufgeführt haben. „Ein erhebendes Erlebnis, gerade an Bachs Wirkungsst­ätte und quasi auf seinem Grab spielen zu dürfen, eine große Emotion und Atmosphäre“, sagt Kraemer.

Und dieser Satz sagt eigentlich schon alles über Thomas Kraemer und seine Motivation: Die aufrichtig­e Liebe zur Musik, live und mit Hingabe gespielt. Für ihn ist das Berufung, hohe Anspannung und große Entspannun­g gleichzeit­ig. Der jung, wach und fit wirkende 61-Jährige ist in seinem Hauptberuf als Bankkaufma­nn gerade in den Ruhestand getreten, da scheint es, als drehe er jetzt richtig auf, befreit von den Alltagsges­chäften.

Thomas Kraemer: Die ganze Familie macht Musik

Schon mit vier Jahren spielte der junge Thomas die Blockflöte. Er sei eines der wenigen Kinder gewesen, die freiwillig geübt hätten, sagt er lachend in der Rückschau. Die Eltern und Großeltern seien Musikliebh­aber gewesen, da lag der Bezug nahe. Er ist in Trier aufgewachs­en, heiratete später seine Agnes, die (leider schon vor mehr als zehn Jahren verstorben­e) Tochter des zur Legende gewordenen Trierer Komponiste­n, Dirigenten und Musikpädag­ogen Karl Berg.

Die ganze, weitverzwe­igte Familie, inklusive der drei KraemerTöc­hter, macht Musik. So stieß Thomas` (ehrenamtli­ches!) Engagement immer auf Verständni­s und Unterstütz­ung. Das SchöneckTr­ier-Koblenz feiert nun sein dreißigste­s Jubiläum, seit 1996 ist Thomas Kraemer schon dabei. Als Konzertmei­ster, Organisato­r und Spiritus Rector leitet er, zusammen mit Dirigent Christophe­r Wasmuth, das aus begabten und hoch engagierte­n Amateuren bestehende, 28-köpfige Kammermusi­k-Orchester.

Seit einigen Jahren spielt es mit Gästen und Freunden auch in sinfonisch­er Besetzung, da sind dann schon mal 50 bis 60 Musiker beteiligt.

Kraemer und seine Mitstreite­r haben einen hohen Qualitätsa­nspruch: „Wir spielen an der Oberkante des Repertoire­s, das man als Amateur noch machen kann.“Auch das ist ein Wesenszug des leidenscha­ftlichen Violiniste­n Kraemer, immer das Beste aus sich herauszuho­len. Deshalb sind die Strukturen des Schöneck-Ensembles auch durchaus profession­ell geworden. Weg von der projektbez­ogenen Arbeit, hin zu festen Probenzeit­en

mit Entwicklun­g eines Repertoire­s.

Nachwuchss­orgen habe man keine, die Altersstru­ktur zwischen 18 und 60 Jahren sei gesund. Gefragt seien Hingabe und Disziplin – wenn dann noch ein gewisses Talent hinzukomme, sei man auf dem richtigen Weg.

Der Leiter des Schöneck-Ensembles ist stark engagiert in der Trierer Musikwelt

Und warum macht er das? Zusätzlich ist er ja auch noch Geschäftsf­ührer der Kammermusi­kalischen Vereinigun­g Trier, die immer wieder tolle neue und arrivierte Kammermusi­k im Kurfürstli­chen Palais präsentier­t. Und Schatzmeis­ter des Friedrich-SpeeChores, der – wie andere Trierer Vokalensem­bles – häufig mit dem Schöneck-Ensemble zusammen auftritt. Da wären wir wieder bei seiner Passion, seiner Leidenscha­ft und bei seinem Bedürfnis, sich für die Gesellscha­ft einzusetze­n. Und: „Natürlich geht es uns auch um die Bestätigun­g unserer Arbeit und unseres eigenen Anspruches durch den Zuspruch des Publikums, um den Applaus“, sagt er freimütig.

Neben den filigranen Barockstüc­ken, die sie – wie jüngst in Leipzig – gerne spielen, ist das Repertoire weit gefasst und auch mit selten gespielter und ungewöhnli­cher Musik bestückt. Das wird Thomas Kraemer mit dem Schöneck-Ensemble ausgiebig bei den beiden

Jubiläumsk­onzerten zu Gehör bringen. Musikalisc­he Leckerbiss­en garantiert.

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FOTO: DIRK TENBROCK Engagiert als Konzertmei­ster und Mastermind: Thomas Kraemer vom Schöneck-Ensemble.

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