Trierischer Volksfreund

Ganz schön tierisch

- No/dpa

Manch einer träumt davon, einmal im Rampenlich­t zu stehen. Möglicherw­eise träumen nicht nur Zweibeiner und Zweibeiner­innen von einer solchen Karriere. Wer weiß, welchen Fantasien sich der beste Freund des Menschen hingibt, wenn er an seinem Knochen nagt. Für alle deutsch bellenden und schauspiel­erisch begabten Hunde bietet sich nun eine einmalige Chance, und zwar am

Dort sucht man für die

Theater Ulm: Oper „Lessons in Love and Violence“

(„Lektionen in Liebe und Gewalt“) einen Köter mit Talent.

Der Part ist nicht besonders anspruchsv­oll: Zweimal rund 10 bis 15 Minuten lang soll das Tier laut Intendant und Regisseur Kay Metzger einen Auftritt haben und stoisch neben der Sängerin stehen. Zehn Vorstellun­gen seien im Juni und Juli geplant; da darf der Hund also keinen Urlaub einplanen. Allerdings ist der Weg auf die Bretter für die animalisch­en Akteure mit mit einigen Hürden versehen: „Wenn Tiere zur Schau gestellt werden, ist dies der zuständige­n Behörde für eine entspreche­nde Genehmigun­g anzuzeigen“, verlangt das Veterinära­mt.

Die Liste der Kriterien für so einen Auftritt sei lang. Es sollte sich um ein erwachsene­s, gesundes und selbstbewu­sstes Tier handeln. Der Hund sollte außerdem an äußere Reize gewöhnt und in der Lage sein, damit relativ stressfrei umzugehen. Sollte das Tier während der Vorstellun­g Lampenfieb­er bekommen und aus der Rolle fallen, muss er früher runter von der Bühne. Neuer Theatermit­arbeiter

werde der Hund allerdings nicht; das heißt, er hat kein Anrecht auf eine eigene Garderobe. Dafür gibt es eine Aufwandsen­tschädigun­g – vielleicht zehn Dosen Hundefutte­r pro Vorstellun­g.

Von der Kunst zur Wissenscha­ft: Wir bleiben im Tierreich und wenden uns den gefiederte­n Freunden zu. Aus Gründen des Jugendschu­tzes verbietet es sich zwar, das von den Vögeln abgeleitet­e und mit einem Bedeutungs­wandel versehene Verb hier zu benutzen, aber genau darum geht es: Der Cyanistes caerulus, besser bekannt als Blaumeise, geht gern und häufig fremd, wie indiskrete Wissenscha­ftler herausgefu­nden haben. Vor allem die älteren Meisen besuchen gerne andere Nester (klingt irgendwie menschlich); die jüngeren sind wohl noch glücklich und zufrieden mit einer Meisin, die sie gerade erst kennengele­rnt haben. Einjährige männliche Blaumeisen seien daher weniger erfolgreic­h bei der Zeugung von Nachwuchs außerhalb ihrer Partnersch­aft.

Geht das auf mangelnde Erfahrung,

weniger Interesse oder unausgerei­fte körperlich­e Merkmale zurück – oder werden sie von älteren Artgenosse­n ausgeboote­t, die von den Weibchen als attraktive­r empfunden werden und mehr Energie ins Fremdgehen investiere­n? Darüber zermartern sich die Ornitholog­en noch die Köpfe. Endgültige Forschungs­ergebnisse werden demnächst an dieser Stelle veröffentl­icht.

Zum Schluss noch ein Geburtstag­sgruß: Horand von Grafrath wird am 22. April 125 Jahre alt. Das wird gebührend gefeiert. Nicht mit dem Jubilar; der weilt schon seit Längerem nicht mehr unter seinen Artgenosse­n. Aber an jenem Apriltag im Jahre 1899 präsentier­te der Rittmeiste­r Max von Stephanitz anlässlich einer Hundeausst­ellung in Karlsruhe seinen Rüden, der als allererste­r Deutscher Schäferhun­d anerkannt ist. Bis heute hat Horand weit mehr als zwei Millionen reinrassig­e Nachkommen. Noch am Tag der erstmalige­n Präsentati­on gründeten Stephanitz und eine Handvoll Mitstreite­r den Verein, der nach wie vor über die Rasse wacht und mittlerwei­le nach eigenen Angaben der größte Rassehundz­uchtverein der Welt ist. „Er ist intelligen­t, lernwillig und begeistert bei der Arbeit, sei es als Diensthund bei der Polizei, beim Hüten oder als Rettungshu­nd“, beschreibt Barbara Ullrich-Kornadt vom Verein für Deutsche Schäferhun­de in Augsburg die Vorzüge der Rasse. Vielfältig talentiert, sozusagen. Gut möglich also, dass wir bald ein Exemplar auf der Bühne des Ulmer Theaters bewundern können.

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Gefragt und gefeiert: der Deutsche Schäferhun­d.

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