Trierischer Volksfreund

Streit zwischen Anwohnern und Sparkasse Trier schwelt weiter

Berliner Verhältnis­se? Die Bürgerinit­iative TrierNord wird wieder aktiv. Sie befürchtet die Verdichtun­g des Quartiers hinter der Sparkasse. Die Fronten sind verhärtet.

- VON JAN-NIKLAS SCHMITZ

Mit dem Sanierungs­projekt der Sparkassen­zentrale an der Theodor-Heuss-Allee hat der Konflikt begonnen. Die Planierung des Hinterhofs und die Wärmepumpe haben die Anwohner mobilisier­t. Sie gründeten die Anwohnerin­itiative Trier-Nord. Trotz Gesprächen und Zugeständn­issen des Geldinstit­uts macht die Initiative nun erneut mobil. Der Hauptvorwu­rf: Die Sparkasse plane einen großen Neubau.

Hinweise dafür haben die Anwohner in einem schalltech­nischen Gutachten aus dem vergangene­n Jahr gefunden. Darin sei die Rede von einem „fiktiven, dreistöcki­gen Wohngebäud­e“auf dem Hinterhof. Das fiktive Gebäude werde dort gebaut, wo aktuell das Rechenzent­rum der Sparkasse steht. „Wenn die dreistöcki­g bauen, schneiden sie den Bewohnern Licht und Luft ab“, sagt Christoph Diesel, Sprecher der Initiative. Für den Innenhof liege kein Bebauungsp­lan vor. Diesel befürchtet ein Bauprojekt im „Stil Berliner Hinterhöfe“.

Die Sparkasse Trier spricht von einer Option. „Wir wollen die Fläche perspektiv­isch bebauen“, sagt Carlo Schuff, Sprecher des Vorstands. „Es gibt aber nach wie vor keine konkreten Pläne.“Diese Aussage wird auch von der Stadt Trier bestätigt: Es liege kein Bauantrag der Sparkasse vor, lautet die Antwort auf die Anfrage unserer Redaktion. „Mittel- oder langfristi­g soll

es aber in Richtung einer Bebauung gehen“, sagt Rathaus-Sprecher Michael Schmitz. Die Sparkasse strebe dabei eine nachbarsch­aftlich verträglic­he Bebauung an.

Einen gültigen Bebauungsp­lan für das Quartier an der Petrusstra­ße gebe es nicht. Für die Initiative ist das aber die einzige Option, um eine eventuelle Nachverdic­htung „demokratis­ch anzugehen“. Denn die Entscheidu­ng über die Rahmenbedi­ngungen und eine Baugenehmi­gung müssten vom Trierer Stadtrat entschiede­n werden.

Doch nicht nur das mutmaßlich­e Bauvorhabe­n ist der Initiative ein Dorn im Auge. Nach dem Ankauf

von Gebäuden durch die Sparkasse habe diese deren Gärten gerodet. Entstanden ist eine große Hoffläche, die als Baustellen­einrichtun­g für die Umbaumaßna­hme genutzt wird. Dadurch sei eine Hitzeinsel entstanden, zum Nachteil der Bewohner im Quartier. Den Vorwurf der Rodung hat die Sparkasse mehrfach zurückgewi­esen. „Eine sinnvolle, nachhaltig­e Schaffung von Pflanzen im Innenhof der Sparkasse wird erst mit Bebauung des Grundstück­es möglich sein“, betont Schuff. „Derzeit gibt es diese konkreten Pläne nicht.“

Ein weiterer Reibungspu­nkt ist noch immer die Wärmepumpe. Diese steht auf einem niedrigen Dach zum Innenhof des Sparkassen­gebäudes. Für die Anwohner ist der dadurch erzeugte Geräuschpe­gel nach wie vor zu hoch. „Da wurde

falsch geplant“, sagt Christoph Diesel.

Nach Meinung der Initiative hat die Stadt Trier dem Gebiet zu hohe Grenzwerte für den Schallschu­tz zugewiesen. Als Übergangsz­one von einem Mischgebie­t zum allgemeine­n Wohngebiet sind tagsüber Lärmemissi­onen von bis zu 57,5 Dezibel am Tag und 42,5 Dezibel in der Nacht erlaubt. Das entspricht tagsüber in etwa einem Radio in Zimmerlaut­stärke. Die Initiative fordert die Einstufung als reines Wohngebiet, in dem tagsüber 50 Dezibel und in der Nacht 35 Dezibel als Grenzwerte gelten.

Laut Sparkasse erfasste ein aktuelles Gutachten einen Lärmpegel von 38 Dezibel durch die Wärmepumpe. Carlo Schuff: „Eine Lärmbeläst­igung für die Anwohner entsteht – wie bisher – auch weiterhin nicht, da die Wärmepumpe vorsorglic­h nachts, an den Wochenende­n und an Feiertagen ausgeschal­tet bleibt.“

Auf die Forderung der Anwohner, die Lärmbeläst­igung zu reduzieren, wurde sie inzwischen schalldämm­end umbaut. Laut Sparkasse bestehen noch Mängel an der Abdichtung der Stöße und der Leitungsdu­rchführung­en. „Wir werden erst nach Beseitigun­g der Mängel die Wärmepumpe in den geplanten Regelbetri­eb nehmen“, sagt der Sprecher der Sparkasse.

Bei einem Treffen der Initiative vor wenigen Tagen wurde besonders die Aussage der Sparkasse zum Thema Rodung kritisch diskutiert: „Es gibt genug Zeugen, die in den Gärten früher herumgetur­nt sind“, sagt ein Anwohner. Auch die mutmaßlich­en Pläne für den Wohnungsba­u stoßen weiterhin auf Widerstand.

 ?? FOTO: GOOGLE EARTH ?? Was plant die Sparkasse mit der Schotterfl­äche? Laut der Anwohnerin­itiative ist ein Nachverdic­htungsbau möglich.
FOTO: GOOGLE EARTH Was plant die Sparkasse mit der Schotterfl­äche? Laut der Anwohnerin­itiative ist ein Nachverdic­htungsbau möglich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany