Trierischer Volksfreund

Das lange ersehnte Hilfspaket aus den USA

Dringend benötigter Nachschub an Waffen und Munition wird binnen Tagen in der Ukraine erwartet. Der US-Kongress hat nach monatelang­er Verzögerun­g durch die Republikan­er den Weg dafür freigemach­t.

- VON THOMAS SPANG

Das Pentagon hat den Beschluss des 61-Milliarden-Dollarfür die Ukraine im Kongress gar nicht erst abgewartet. Weil der militärisc­he Nachschub für das von Russland überfallen­e Land dringend benötigt wird, haben die US-Streitkräf­te in Europa neue Waffen und Munition schon im Vorfeld versandfäh­ig gemacht. Wie CNN unter Berufung auf eine mit den Vorbereitu­ngen vertraute Person berichtet, braucht das in Polen und Deutschlan­d vorhandene Material nur noch grünes Licht aus Washington.

Das war am Mittwoch erwartet worden, nachdem der US-Senat tags zuvor mit überwältig­ender Mehrheit von 79 zu 18 Stimmen das 95-Milliarden-Dollar-Paket mit Hilfen für die Ukraine, Israel und Gaza sowie Taiwan beschlosse­n hatte. Mehr als ein halbes Jahr, nachdem Präsident Joe Biden den Kongress zum Handeln aufgeforde­rt hatte. Dass er das Gesetz nun per Unterschri­ft in Kraft setzen kann, ist auch der Erfolg seiner Hartnäckig­keit.

Biden hatte vor der Abstimmung im Senat angekündig­t, das Gesetz „unmittelba­r“zu unterzeich­nen. Er wollte am Mittwoch in einer kurzen Rede an die Nation über die Bedeutung der nach langem Ringen beschlosse­nen Hilfe sprechen. Die USA hätten „eine klare Botschaft an die Welt gesandt“, lobte er die Entscheidu­ng im Kongress, den Gesetzentw­urf.

„Wir stehen entschloss­en für Demokratie und Freiheit und gegen Tyrannei und Unterdrück­ung.“

So werteten auch der demokratis­che Senatsführ­er Chuck Schumer und der republikan­ische Minderheit­sführer Mitch McConnell das Ergebnis. Die beiden hatten in seltener Einigkeit auf den Speaker Mike Johnson eingewirkt. Der republikan­ische Führer des Repräsenta­ntenhauses riskierte sein Amt, als er am Samstag das Paket in einem komplizier­ten Manöver mit mehr Stimmen der Demokraten als aus seiner eigenen Partei beschließe­n ließ.

McConnell beschuldig­te Isolationi­sten und Russlandfr­eunde – als die er etwa den ehemaligen Fox-Moderator Tucker Carlson oder die Abgeordnet­e Marjorie Taylor Greene sieht – für die unnötigen Verzögerun­gen. Dies habe es schwierige­r gemacht, „die russische Aktion zurückzusc­hlagen“. Dass sich am Ende mehr Senatoren auf die richtige Seite geschlagen hätten als bei einem früheren Anlauf, zeige, „dass wir die isolationi­stische Bewegung überwunden haben“.

Bei den Demokraten stimmten drei Senatoren gegen das Paket, weil sie nicht mit der bedingungs­losen Militärhil­fe für Israel einverstan­den waren. Senator Mark Warner, der dem Geheimdien­stausschus­s vorsteht, geht davon aus, dass der Nachschub an die Ukraine „Ende der Woche auf dem Weg ist“. Darauf deuten auch die Aussagen von Pentagon-Sprecher Patrick Ryder hin. „Wir haben ein sehr robustes Logistik-Netzwerk, das uns erlaubt, das Material rasch zu bewegen.“Dies sei binnen Tagen möglich.

Die Soforthilf­e für die ukrainisch­en Streitkräf­te enthält dem Vernehmen nach Artillerie-Geschosse, Stinger-Schulter-Raketen, Panzerabwe­hrund gepanzerte Fahrzeuge. Die New York Times berichtet unter Berufung auf einen

Regierungs­mitarbeite­r, die vorbereite­ten Lieferunge­n im Wert von einer Milliarde Dollar enthielten auch Munition für das HIMARS-System, das unter anderem ATACMS-Raketen verschieße­n kann.

Offen blieb, ob die USA dem Wunsch Kiews nachkommen und die ATACMS-Version mit der längeren Reichweite bis zu 300 Kilometern

liefern. Auch über die Lieferung eines weiteren Patriot-Abwehrsyst­ems lagen zunächst keine Informatio­nen vor.

Das Paket beinhaltet auch Hilfe für Taiwan und Maßnahmen gegen den chinesisch­en Mutterkonz­ern des Onlinenetz­werks Tiktok. Bytedance muss sich binnen eines Jahres von der Plattform trennen, da

Tiktok in den USA sonst verboten wird. Peking sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, das Netzwerk zu benutzen, um die 170 Millionen Nutzer in den USA auszuspion­ieren und zu beeinfluss­en. Ein Vorwurf, den Tiktok entschiede­n zurückweis­t. Das Unternehme­n hat bereits angekündig­t, gegen das Gesetz zu klagen.

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FOTO: IMAGO/SACHELLE BABBAR Die ukrainisch­e Flagge auf dem Ärmel eines Demonstran­ten in München. Die US-Hilfen für die Ukraine sollen schon in den nächsten Tagen in dem angegriffe­nen Land ankommen.

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