Trierischer Volksfreund

Britischer Premier Sunak lobt Führungsro­lle von Scholz

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) und der britische Premier Rishi Sunak haben mehr Zusammenar­beit ihrer Länder bei der Verteidigu­ng angekündig­t.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Rishi Sunak freut sich sehr, bei seinem „Freund Olaf“zu Gast zu sein. Das betont der englische Premiermin­ister bei seinem Besuch im Kanzleramt am Mittwoch mit einem strahlende­n Lächeln. Dafür hat er sich allerdings reichlich Zeit gelassen, bevor er die Reise nach Berlin schließlic­h antrat – fast auf den Tag genau anderthalb Jahre nach Amtsantrit­t.

Eigentlich hatte kaum noch jemand damit gerechnet, dass Sunak doch noch seinen Antrittsbe­such in Berlin absolviert. Hinter vorgehalte­ner Hand witzelten viele politische Beobachter in London angesichts des Umfragetie­fs von Sunaks Konservati­ven, der britische Premiermin­ister sei ja ohnehin nicht mehr lange im Amt, da lohne sich die Reise zu Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) gar nicht mehr. Scholz empfing den Gast aus London mit militärisc­hen Ehren im Hof des Bundeskanz­leramts.

Sunak steht bei der Pressekonf­erenz dann interessan­terweise vor der britischen und der europäisch­en Flagge. Das Königreich hat seit dem Austritt aus der EU mit vielen Problemen zu kämpfen, der Brexit ist in der Bevölkerun­g mittlerwei­le alles andere als populär. Sunaks Tory-Partei könnte laut Umfragen eine historisch­e Niederlage bei der bevorstehe­nden Parlaments­wahl ins Haus stehen, die noch vor Jahresende stattfinde­n soll. Nach Berlin trägt ihn aber ein gewisser Rückenwind. In der Nacht zum Dienstag billigte das Parlament nach langem Streit Sunaks umstritten­en Asylpakt mit Ruanda: Asylsuchen­de, die ohne gültige Papiere in Großbritan­nien eintreffen, sollen künftig umgehend in das ostafrikan­ische Land abgeschobe­n werden. Sie können dort Asyl beantragen, nach Großbritan­nien dürfen sie aber nicht mehr – ungeachtet ihrer Herkunft.

Beide Politiker sagen, sie hätten auch über Migration gesprochen. Scholz sagt es nicht öffentlich, aber er lehnt das britische Modell ab. Stattdesse­n verweist er auf die in der EU getroffene­n Beschlüsse zur Sicherung der europäisch­en Außengrenz­en.

Einig sind sich die beiden Regierungs­chefs beim Thema militärisc­he Unterstütz­ung. Scholz sagt, Deutschlan­d und Großbritan­nien seien die größten Unterstütz­er der Ukraine in Europa. Zugleich sei es ein ermutigend­es und notwendige­s Signal, dass der US-Kongress nun die Gelder zur Unterstütz­ung der Ukraine freigegebe­n habe. Dennoch müsse auch zur eigenen Sicherheit der europäisch­e Pfeiler der Nato gestärkt werden. „Denn unsere europäisch­e

Fähigkeit zur Abschrecku­ng und Verteidigu­ng muss immer glaubwürdi­g sein.“

Sunak lobt die deutsche Unterstütz­ung für die Ukraine. „Man kann die Tatsache nicht übersehen, dass Deutschlan­d neben Großbritan­nien der wichtigste Unterstütz­er der Ukraine ist.“Auf die Frage nach der am Mittwoch bekräftigt­en Weigerung des Bundeskanz­lers, Marschflug­körper vom Typ Taurus an die Ukraine zu liefern, geht Sunak nicht direkt ein, betont aber, jedes Land leiste einen unterschie­dlichen Beitrag. Er hebt besonders Deutschlan­ds Entscheidu­ng hervor, ein weiteres Patriot-Luftabwehr­system an die Ukraine zu liefern. Scholz habe dafür nichts als Lob verdient. Da lächelt der Kanzler kurz.

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FOTO: AP PHOTO/ALASTAIR GRANT, POOL Der britische Premiermin­ister Rishi Sunak (l.) stärkte bei seinem Besuch in Berlin Bundeskanz­ler Olaf Scholz den Rücken.

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