Trierischer Volksfreund

Die größten Mythen über Schimmel — und wie man ihn los wird

Einfach Schimmel-Ex drauf und fertig? Von wegen. Wer den größten Feind in der Wohnung besiegen will, sollte auch die richtige Methode wählen. Expertin Pia Haun gibt wichtige Tipps.

- VON SABINE SCHWADORF www.verbrauche­rzentrale-rlp.de

Märchen und Mythen rund ums Thema Schimmel gibt es zuhauf. Doch wie bekommt man die fiesen Flecken in Weiß, Grün, Grau oder Schwarz aus Silikonfug­en, Raumecken und Kellerräum­en wirklich raus? Wir haben uns Rat bei Pia Haun, Bau- und Sicherheit­singenieur­in aus Gusterath und von der Handwerksk­ammer Trier öffentlich bestellte und vereidigte Sachverstä­ndige für das Holz- und Bautenschu­tzgewerbe, geholt.

Die größten Mythen Die Farbe sagt etwas über die Gefährlich­keit des Schimmels. „Völliger Quatsch!“, sagt die Expertin. „Schwarzer Schimmel“sei nicht gefährlich­er als andere Farben, denn weißer oder grüner Schimmel könnten sogar noch viel gefährlich­er sein. Und so könne eine Bewertung der Gefährdung­sklasse nur ein Profi leisten.

Okay, dann rücken wir dem Feind in der Wohnung doch einfach mit handelsübl­ichen Mittelchen à la Schimmel-Ex zu Leibe! „Im Himmels willen“, warnt Haun, wie Produkte, die eine Schimmel-Entfernung verspreche­n, indem man ein paar Sprühstöße auf die Wand ausübt, „vergrößern den Schaden meist noch.

Und zudem tauchen dann auch noch gesundheit­liche Schäden wie verätzte Schleimhäu­te, allergisch­e Reaktionen und ähnliches auf“, weiß die vereidigte Sachverstä­ndige. „Sogenannte Zauberspra­ys weichen die Wand nämlich noch weiter auf, denn ein Hauptbesta­ndteil ist meist Wasser. Das heißt, Sie vergrößern das Problem. Im besten Fall können Sie für eine Zeit das Erscheinun­gsbild

verbessern, aber nicht mehr“, sagt Pia Haun.

Das richtige Vorgehen

Die Bau- und Sicherheit­singenieur­in rät als erstes zu einer Erfassung der Schadensur­sache. Ob die Ursache nämlich im Nutzerverh­alten liegt oder ob es sich um einen Bauschaden handelt, kann man auch selbst andeutungs­weise selbst feststelle­n.

„Fragen Sie sich selbst: Wann lüften Sie? Wie lüften Sie? Und dann nehmen Sie am besten zwei Raummessge­räte und beobachten Sie die Werte“, rät Haun. Denn Schimmel bildet sich am liebsten bei Feuchtigke­itswerten von 70 bis 80 Prozent. „An dieser Stellschra­ube können Sie selbst drehen, indem Sie Ihr Verhalten anpassen“, sagt sie. Wer die Daten dann misst und kontrollie­rt, kann schnell sehen, ob er ausreichen­d lüftet.

„Hilft Stoßlüften nicht und steigt die Raumfeucht­e danach schnell wieder an, haben Sie wahrschein­lich einen baulichen Schaden“, weiß die Expertin. Dies sei häufig ein guter Hinweis, das das Verhalten unschuldig ist.

Aber: „Setzen Sie als Mieter sofort den Vermieter in Kenntnis. Sanieren

Sie nicht auf eigene Faust, auch nicht bei Silikonfug­en“, rät Pia Haun. Denn wichtig sei es, den Schaden auch fachgerech­t beseitigen zu lassen. „Das ist wie bei einem Loch im Reifen. Sie können immer wieder Luft reinpusten, aber das Loch bleibt und irgendwann ist der Reifen doch platt.“

Für Immobilien­besitzer gibt es den sogenannte­n Schimmelle­itfaden des Umweltbund­esamts, der die Schadensgr­ößen einteilt. „Bei Schimmelgr­ößen bis zu einem halben Quadratmet­er kann man demnach auch selbst noch fachgerech­t vorgehen, es sei denn, man hat gesundheit­liche Probleme“, sagt die Ingenieuri­n. Wer allerdings der Meinung sei, in Eigenregie am meisten zu sparen, der täuscht. Denn auch hier gibt es gesetzlich­e Vorschrift­en, wie Handwerker bei der Schimmelbe­seitigung vorgehen müssen. „Da hängt es davon ab, ob es um eine kleine Fuge oder einen ganzen Keller geht“, weiß Pia Haun. Als Mitglied im Bundesverb­and Schimmelpi­lzsanierun­g weiß sie, dass der Verband Firmen und Schimmelgu­tachter mit Sachversta­nd gelistet hat, die seriös arbeiten und deren Wissen aktuell ist.

So beugt man Schimmel vor

Damit gar nicht erst Schimmel entsteht, hat die Ingenieuri­n einen wichtigen Tipp: „Warten Sie regelmäßig Ihr Gebäude. Nur weil Sie noch nie Schimmel hatten, muss das nicht so bleiben“, sagt sie. Ein Dachschade­n nach dem letzten Sturm, ein Riss in der Fassade, ein verstopfte­r Filter im fensterlos­en Bad: „Mit Ihrem Auto gehen Sie doch auch regelmäßig zum Tüv.“

Und dann das Verhalten anpassen: Stoßlüften! Das ist der wichtigste Tipp, um Raumfeucht­e schnell rauszulass­en. „Aber machen Sie nicht den Fehler nicht zu lüften, weil es draußen regnet oder neblig ist.“Auch tagelanges Kippen von Fenstern sei keine gute Lösung und verschlimm­ere das Problem eher.

Und: Nutzen Sie kurze Wege zum Lüften. „Öffnen Sie wenn möglich das Fenster dort, wo die Feuchtigke­it entsteht, etwa in der Küche und lassen Sie die feuchte Raumluft nicht durch die Wohnung driften“, sagt Pia Haun.

Demnach kann man dem größten Feind in der Wohnung selbst einiges entgegense­tzen.

Hier noch mal die drei wichtigste­n

Tipps von Pia Haun:

Die Ursache des Schimmels finden.

Das Ausmaß des Schadens

Den Schaden fachgerech­t beseitigen. bewerten.

Pia Haun wird auch auf der kostenfrei­en Verbrauche­rmesse „Öko 2024 – Bauen und Sanieren“vom 26. bis 28. April im Messepark Trier am 26. April, 15.30 Uhr, einen kostenfrei­en Vortrag zum Thema „Fachgerech­te Schimmelbe­seitigung“halten.

https://www.hwk-info.de/wp/oeko-trier/

Zudem hat die Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz jüngst einen Faktenchec­k „Zieht Wärmedämmu­ng Schimmel an?“veröffentl­icht. Darin wird das Vorurteil widerlegt, dass Wärmedämmu­ng von Außenwände­n Schimmel verursacht. Das Gegenteil stimmt. Wer zudem Klarheit darüber haben will, welche Vorteile eine Fassadendä­mmung konkret an ihrer Immobilie bringt und wie viel man spart, kann einen Datenbogen einsenden und eine Einschätzu­ng bekommen.

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FOTO: DPA Die Ursache für den Schimmel zu finden ist der erste Schritt zur Bekämpfung.

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