Trierischer Volksfreund

Och nö, kaufen die Kiffer jetzt alles weg?

In ihrer Kolumne „ Ach du meine Gurke!“berichtet Katharina de Mos über ihre Erfahrunge­n im Selbstvers­orgergarte­n.

- In der Kolumne „Ach du meine Gurke!“berichtet unsere Autorin Katharina de Mos über ihre Erfahrunge­n mit Krumpern, Kompost oder Kürbissen. Wer nachlesen will, findet sämtliche Kolumnen unter www.volksfreun­d.de/ sauwerlebe­n. Anmerkunge­n, Tipps oder Themen e

Mein Mann wird sich durch diese Kolumne sehr bestätigt fühlen. Vor ein paar Monaten, da meinte er, wir könnten noch mehr Anzuchtlam­pen gebrauchen. Er hatte sie schon fast im Einkaufskö­rbchen, als ich ihm dazwischen­grätschte. Ich Spaßbremse. Wir hätten ja schon drei Lampen, argumentie­rte ich. Die verbräucht­en ja zu dritt schon schlimm viel Strom, wenn sie im Panoramafe­nster das Junggemüse anstrahlte­n und dabei lustig violett ins Dorf hinausleuc­hteten. Da müsse man ja nicht noch mehr kaufen. Zumal im Wintergart­en gratis das Licht hineinsche­ine. So meine Argumentat­ion. Im Zweifel bin ich allerdings immer gegen neue „Steckerche­n“, wie mein Mann liebevoll alle Elektroger­äte (mit Stecker) nennt, die er gerne in sein Einkaufswä­gelchen stecken würde.

Doch das war vor der Frostpeits­che. Vor dem Kälte-Ei. Vor den Bibber-Nächten im April, in denen all unsere wärmeliebe­nden Tomaten und Paprika auch im Wintergart­en nicht mehr sicher waren und sind. Was machen wir nur jetzt mit all den Paletten? Wenn wir sie reinholen, sitzen wir im Wohnzimmer zwischen Gemüse und werden Zeugen eines traurigen Schauspiel­s – müssen mit ansehen, wie all die kleinen Lebewesen auf ihrer verzweifel­ten Suche nach Licht schwache und kränklich blasse Triebe Richtung Fenster schieben. Horror! Schon beim Gedanken daran bekam ich plötzlich riesige Lust, Lampen zu kaufen.

Doch als ich den Web-Shop öffnete, der uns vor ein paar Monaten noch die tollsten Modelle LED-Pflanzenla­mpen schon ab 30 Euro angeboten hatte, da ahnte ich: Ich hätte auf meinen Mann hören sollen.

Nicht lieferbar. Nicht das Gewünschte. Oder schweinete­uer. Das waren die Optionen. Da sage ich: Danke Deutschlan­d! Am 1. April wurde mit einem neuen Gesetz der Anbau von bis zu drei Cannabis-Pflanzen pro Erwachsene­m legalisier­t. Und beim Blick in den Shop habe ich den Eindruck, dass das die Gärtner-Leidenscha­ft der Deutschen schwer angekurbel­t hat. An sich ist das ja sehr schön. Werden die Neugärtner doch bald erleben, welch große Freude es ist, einen Samen in die Erde zu stecken, aus dem sich wie durch ein Wunder dann bei guter Pflege doch tatsächlic­h eine prächtige Pflanze entwickelt, die ihren Besitzer versorgt. In diesem Fall nicht mit Essen, sondern mit Bubatz.

Bubatz ist ein komisches Wort. Bubatz schmeckt mir nicht. Meine Tomaten möchte ich lieber nicht rauchen, sondern essen und weil die vorher Licht brauchen, habe ich mich für ein überteuert­es Modell mit Ständer und vier biegsamen Lampenarme­n entschiede­n, das hoffentlic­h auch wirklich geliefert wird.

Die Bestellung fühlte sich allerdings ein bisschen so an wie damals bei dem Desinfekti­onsmittels­pender, den ich zu Beginn der Pandemie geordert hatte. Der traf nie ein. Zu viele Pandemiepr­oduktpanik­kunden. Und jetzt sind die Kiffer im Kaufrausch. Ob es noch Erde und Kompost zu kaufen gibt?

 ?? Mos. FOTO: BRAM DE MOS ?? Katharina de
Mos. FOTO: BRAM DE MOS Katharina de

Newspapers in German

Newspapers from Germany