Trierischer Volksfreund

Domglocken: 15 Minuten zwischen Himmel und Erde

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(r.n.) Ein Studienwoc­henende zu Glocken und Orgeln in der Liturgie ist eine sehr spezielle Sache, die normalerwe­ise der breiten Öffentlich­keit verborgen bleibt. Anders wird es am Samstag, 27. April, sein, zumindest für 15 Minuten. Dann werden für die Seminartei­lnehmer und die Öffentlich­keit ab etwa 11.30 Uhr die Glocken des Domes zu Musikinstr­umenten.

Ein ungewöhnli­ches Glockenkon­zert verspricht der Trierer Kantor Axel Simon. Es wird organisier­t vom Deutschen Liturgisch­en Institut in Trier in Zusammenar­beit mit dem Glockenfac­hmann Sebastian Schritt.

„Jede Glocke erklingt immer in einer festgelegt­en Tonhöhe“, erläutert Simon. Je größer die Glocke, umso tiefer ihr Ton, je kleiner, umso höher ihr Ton. „Zu hören sind daher die zehn Trierer Domglocken in verschiede­nen Kombinatio­nen von mehreren Glocken, die zu bestimmten Anlässen des Kirchenjah­res erklingen.“So lasse sich unmittelba­r erfahren, wie musikalisc­h unterschie­dlich das Glockenläu­ten zum Beispiel zu einem Gottesdien­st in der ,schlichten` Fastenzeit im Vergleich zu einem festlichen kirchliche­n Hochfest klingen kann.

Der Kantor kennt die besondere Geschichte dieses Klangkörpe­rs. „Glocken erklingen bereits seit über 3000 Jahren im jüdischen beziehungs­weise christlich­en Gottesdien­st“, sagt Simon. Im Psalm 150 (ca. 400 v.Chr.) heiße es zum Beispiel: „Lobt Gott mit tönenden und schallende­n Cymbeln“– also kleinen Glöckchen. Vom heiligen Antonius (251 bis 356 n.Chr.) werde schließlic­h erzählt, er habe stets eine Handglocke mit sich geführt, um damit Teufel und Dämonen zu vertreiben. „Zudem etablierte sich sehr früh auch die gesellscha­ftliche Aufgabe der Glocke als Helfer, um den Tagesablau­f zu ordnen, ähnlich unserem heutigen Uhrenschla­g.“

Im Mittelalte­r habe sich die Glocke vom Geräuschin­strument zum wirklichen Musikinstr­ument entwickelt. Axel Simon: „Um 1500 haben sich dann die bis heute mehr oder weniger gültigen Parameter Material, Form, Klang und Funktion – als Signal für den Beginn des Gottesdien­stes – entwickelt.“

Die beiden Dozenten Axel Simon und Sebastian Schritt haben einen Tipp, wo das besondere Glockenkon­zert am Samstag am besten zu hören ist: auf dem Domfreihof – oder im Domkreuzga­ng. Das Programm des Konzertes ist online unter https://t1p.de/Glocken zu finden.

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