Trierer Gymnasien platzen aus allen Nähten
Der Run auf die Lyzeen in Trier hält an: Rund 630 Kinder sind für die fünften Klassen der fünf städtischen Oberschulen angemeldet. Platz ist streng genommen nur für rund 500 Kinder. Welche Notlösungen gefunden wurden und was ein Schulleiter für die nächst
Bläserklasse, Sportzweig, Latein schon ab der fünften Klasse, naturwissenschaftlicher Schwerpunkt oder bilinguales Abitur: Die Trierer Gymnasien werben mit unterschiedlichen Profilen für sich. Dabei tut Werbung alles andere als Not. Vielmehr gehen bei den Schulen Jahr für Jahr viel mehr Anmeldungen ein, als sie Kinder aufnehmen können.
Nicht nur bei erwartungsfreudigen Fünftklässlern gibt's häufig Tränen, wenn von der Wunschschule eine Absage kommt. Auch die Eltern sind sauer – wozu schließlich die ganzen Kennlern-Tage an den Einrichtungen und sorgfältigen Abwägungen, welches Gymnasium wohl das beste wäre, wenn es eh keinen Platz gibt?
Darüber, wie vielen Kinder genau die einzelnen Gymnasien Absagen erteilen beziehungsweise an andere Schulen weiterleiten müssen, geben weder die Schulbehörde ADD noch die Schulen selbst Auskunft. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, weil sie laut Auskunft an den Volksfreund die ursprünglichen Eltern-Anmeldungen an den Wunschschulen gar nicht erhebe. Die Schulen nicht, weil sie befürchten, dass durch diese Zahlen ein Zerrbild von der vermeintlichen Beliebtheit und Unbeliebtheit der Schulen entstehen könnte.
Schulleiter: Stadt muss Raumproblem dringend lösen
Dass nicht alle Fünftklässler ihre „Wunschschule“besuchen können, sei ohnehin nicht das eigentliche Problem, betont der Leiter eines der Gymnasien. Wenn es dem Schulträger – also der Stadt Trier – nicht gelinge, für die kommenden Jahre eine Lösung des drängenden Raumproblems auf die Beine zu stellen, „dann gibt`s demnächst nicht nur traurige Gesichter, weil einige Kinder nicht die Wunschschule besuchen können, sondern entsetzte, weil nicht genug Gymnasialplätze in Trier existieren, auf die die Kinder allerdings einen Rechtsanspruch haben!“, macht der Lehrer seinem Ärger Luft.
Das kommende Schuljahr beginnt nach den Sommerferien am Montag, 26. August. Einige Kinder, die von außerhalb der Stadt eines der städtischen Gymnasien besuchen wollten, wurden schlicht abgelehnt und an ihre wohnortnahen Gymnasien verwiesen. Trotzdem blieben noch rund 580 Fünftklässler übrig, die auf die fünf städtischen Gymnasien verteilt wurden.
Kein Anspruch auf „Wunschgymnasium“
Nur durch „die Schaffung zusätzlichen Schulraums“hat laut der zuständigen Schulbehörde, der Aufsichtsund Dienstleistungsdirektion des Landes, „jedes Kind, das einen Platz an einem Gymnasium erhalten wollte, einen solchen bekommen“. Anspruch auf die Wunschschule hätten Eltern und Kinder nicht. „Nach Paragraf 10 der Übergreifenden Schulordnung obliegt den Eltern lediglich die Wahl der Schulart, nicht jedoch der einzelnen Schule“, teilt die ADD mit.
Schulbehörde hebt Standard-Klassengröße anUm
alle Kinder unterbringen zu können, wurde die sogenannte Klassenmesszahl, die eigentlich bei maximal 28 Kindern liegt, nahezu überall auf 30 aufgestockt. Das sei laut Schulordnung „zulässig“, betont die ADD.
Friedrich-Wilhelm-Gymnasium
Das schult, Stand jetzt, zum Schuljahr 24/25 genau 140 Kinder in fünf Klassen ein – wofür auf dem Schulhof drei zusätzliche Containerklassenräume aufgebaut werden. Im aktuellen Schuljahr 23/24 besuchen das FWG 85 Fünftklässler aufgeteilt auf drei Klassen.
Das Friedrich-Spee-Gymnasium in Trier-Ehrang, dessen Einzugsgebiet sich auch auf das Umland erstreckt, schult 100 Fünftklässler in vier Klassen ein. Aktuell gibt es am FSG 88 Fünftklässler in vier Klassen.
Fürs Humboldt-Gymnasium meldet die ADD fürs kommende Schuljahr derzeit 120 Kinder in vier fünften Klassen. Das HGT hatte im Sommer 2023 fünf fünfte Klassen mit insgesamt 152 Kindern aufgenommen – unter anderem wegen umfangreicher Umbauarbeiten am Schulgebäude ist diese Aufstockung im kommenden Schuljahr nicht möglich.
Das Max-Planck-Gymnasium nimmt nach derzeitigem Stand 147 Kinder in fünf Klassen – inklusive der Sportklasse – auf und hält damit nahezu das Niveau des aktuellen fünften Jahrgangs mit 146 Kindern.
Das Auguste-Viktoria-Gymnasium wächst dagegen weiter, und zwar im kommenden Schuljahr um voraussichtlich 112 Schüler und Schülerinnen in der fünften Klasse plus 15 im Hochbegabtenzweig. Im aktuellen Schuljahr sind es 89 in vier Klassen plus 20 im Hochbegabtenzweig.
Um alle Kinder unterbringen zu können, lagern das MPG und das AVG Klassen ins Gebäude der nahe gelegenen Eberhard-Privatschule aus.
Zählt man die Zahlen zusammen, ergibt sich ein deutliches Bild: Die aktuellen fünften Klassen der Trierer Gymnasien (ohne das private kirchliche Angela-Merici-Gymnasium, das an der sogenannten Schülerlenkung der staatlichen Gymnasien nicht teilnimmt) besuchen im
aktuellen Schuljahr 580 Schüler. Nach den Sommerferien werden es nach jetzigem Stand 634 sein. Die
Folge des anhaltenden Runs auf die Gymnasien: Riesen-Klassen mit 30 Kindern, Container auf den Schulhöfen
und ausgelagerte Klassen in Gebäuden, die zwei Straßen weiter liegen.