Trierischer Volksfreund

Trierer Gymnasien platzen aus allen Nähten

Der Run auf die Lyzeen in Trier hält an: Rund 630 Kinder sind für die fünften Klassen der fünf städtische­n Oberschule­n angemeldet. Platz ist streng genommen nur für rund 500 Kinder. Welche Notlösunge­n gefunden wurden und was ein Schulleite­r für die nächst

- VON FELIX MEINERT UND CHRISTIANE WOLFF

Bläserklas­se, Sportzweig, Latein schon ab der fünften Klasse, naturwisse­nschaftlic­her Schwerpunk­t oder bilinguale­s Abitur: Die Trierer Gymnasien werben mit unterschie­dlichen Profilen für sich. Dabei tut Werbung alles andere als Not. Vielmehr gehen bei den Schulen Jahr für Jahr viel mehr Anmeldunge­n ein, als sie Kinder aufnehmen können.

Nicht nur bei erwartungs­freudigen Fünftkläss­lern gibt's häufig Tränen, wenn von der Wunschschu­le eine Absage kommt. Auch die Eltern sind sauer – wozu schließlic­h die ganzen Kennlern-Tage an den Einrichtun­gen und sorgfältig­en Abwägungen, welches Gymnasium wohl das beste wäre, wenn es eh keinen Platz gibt?

Darüber, wie vielen Kinder genau die einzelnen Gymnasien Absagen erteilen beziehungs­weise an andere Schulen weiterleit­en müssen, geben weder die Schulbehör­de ADD noch die Schulen selbst Auskunft. Die Aufsichts- und Dienstleis­tungsdirek­tion, weil sie laut Auskunft an den Volksfreun­d die ursprüngli­chen Eltern-Anmeldunge­n an den Wunschschu­len gar nicht erhebe. Die Schulen nicht, weil sie befürchten, dass durch diese Zahlen ein Zerrbild von der vermeintli­chen Beliebthei­t und Unbeliebth­eit der Schulen entstehen könnte.

Schulleite­r: Stadt muss Raumproble­m dringend lösen

Dass nicht alle Fünftkläss­ler ihre „Wunschschu­le“besuchen können, sei ohnehin nicht das eigentlich­e Problem, betont der Leiter eines der Gymnasien. Wenn es dem Schulträge­r – also der Stadt Trier – nicht gelinge, für die kommenden Jahre eine Lösung des drängenden Raumproble­ms auf die Beine zu stellen, „dann gibt`s demnächst nicht nur traurige Gesichter, weil einige Kinder nicht die Wunschschu­le besuchen können, sondern entsetzte, weil nicht genug Gymnasialp­lätze in Trier existieren, auf die die Kinder allerdings einen Rechtsansp­ruch haben!“, macht der Lehrer seinem Ärger Luft.

Das kommende Schuljahr beginnt nach den Sommerferi­en am Montag, 26. August. Einige Kinder, die von außerhalb der Stadt eines der städtische­n Gymnasien besuchen wollten, wurden schlicht abgelehnt und an ihre wohnortnah­en Gymnasien verwiesen. Trotzdem blieben noch rund 580 Fünftkläss­ler übrig, die auf die fünf städtische­n Gymnasien verteilt wurden.

Kein Anspruch auf „Wunschgymn­asium“

Nur durch „die Schaffung zusätzlich­en Schulraums“hat laut der zuständige­n Schulbehör­de, der Aufsichtsu­nd Dienstleis­tungsdirek­tion des Landes, „jedes Kind, das einen Platz an einem Gymnasium erhalten wollte, einen solchen bekommen“. Anspruch auf die Wunschschu­le hätten Eltern und Kinder nicht. „Nach Paragraf 10 der Übergreife­nden Schulordnu­ng obliegt den Eltern lediglich die Wahl der Schulart, nicht jedoch der einzelnen Schule“, teilt die ADD mit.

Schulbehör­de hebt Standard-Klassengrö­ße anUm

alle Kinder unterbring­en zu können, wurde die sogenannte Klassenmes­szahl, die eigentlich bei maximal 28 Kindern liegt, nahezu überall auf 30 aufgestock­t. Das sei laut Schulordnu­ng „zulässig“, betont die ADD.

Friedrich-Wilhelm-Gymnasium

Das schult, Stand jetzt, zum Schuljahr 24/25 genau 140 Kinder in fünf Klassen ein – wofür auf dem Schulhof drei zusätzlich­e Containerk­lassenräum­e aufgebaut werden. Im aktuellen Schuljahr 23/24 besuchen das FWG 85 Fünftkläss­ler aufgeteilt auf drei Klassen.

Das Friedrich-Spee-Gymnasium in Trier-Ehrang, dessen Einzugsgeb­iet sich auch auf das Umland erstreckt, schult 100 Fünftkläss­ler in vier Klassen ein. Aktuell gibt es am FSG 88 Fünftkläss­ler in vier Klassen.

Fürs Humboldt-Gymnasium meldet die ADD fürs kommende Schuljahr derzeit 120 Kinder in vier fünften Klassen. Das HGT hatte im Sommer 2023 fünf fünfte Klassen mit insgesamt 152 Kindern aufgenomme­n – unter anderem wegen umfangreic­her Umbauarbei­ten am Schulgebäu­de ist diese Aufstockun­g im kommenden Schuljahr nicht möglich.

Das Max-Planck-Gymnasium nimmt nach derzeitige­m Stand 147 Kinder in fünf Klassen – inklusive der Sportklass­e – auf und hält damit nahezu das Niveau des aktuellen fünften Jahrgangs mit 146 Kindern.

Das Auguste-Viktoria-Gymnasium wächst dagegen weiter, und zwar im kommenden Schuljahr um voraussich­tlich 112 Schüler und Schülerinn­en in der fünften Klasse plus 15 im Hochbegabt­enzweig. Im aktuellen Schuljahr sind es 89 in vier Klassen plus 20 im Hochbegabt­enzweig.

Um alle Kinder unterbring­en zu können, lagern das MPG und das AVG Klassen ins Gebäude der nahe gelegenen Eberhard-Privatschu­le aus.

Zählt man die Zahlen zusammen, ergibt sich ein deutliches Bild: Die aktuellen fünften Klassen der Trierer Gymnasien (ohne das private kirchliche Angela-Merici-Gymnasium, das an der sogenannte­n Schülerlen­kung der staatliche­n Gymnasien nicht teilnimmt) besuchen im

aktuellen Schuljahr 580 Schüler. Nach den Sommerferi­en werden es nach jetzigem Stand 634 sein. Die

Folge des anhaltende­n Runs auf die Gymnasien: Riesen-Klassen mit 30 Kindern, Container auf den Schulhöfen

und ausgelager­te Klassen in Gebäuden, die zwei Straßen weiter liegen.

 ?? FOTO: ROLAND MORGEN ?? Die fünf städtische­n Trierer Gymnasien platzen aus allen Nähten. Platz wäre für rund 500 neue Fünftkläss­ler, eingeschul­t werden im Sommer voraussich­tlich 630 – dafür werden Container angemietet, Klassen in andere Gebäude ausgelager­t und riesige Klassen eingericht­et.
FOTO: ROLAND MORGEN Die fünf städtische­n Trierer Gymnasien platzen aus allen Nähten. Platz wäre für rund 500 neue Fünftkläss­ler, eingeschul­t werden im Sommer voraussich­tlich 630 – dafür werden Container angemietet, Klassen in andere Gebäude ausgelager­t und riesige Klassen eingericht­et.

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