Geschäftsleute kritisieren neue Regeln
Die Meinungen zur Ausweitung der Fußgängerzone und zum Sicherheitskonzept für die Innenstadt von Trier sind geteilt. Allerdings sind sich Händler und Gastronomen ziemlich einig.
Wie kommt die erweiterte Fußgängerzone und die konsequente Umsetzung der Regeln für verkürzte Lieferzeiten an? Wie ist die Meinung zu Parkplätzen, Erreichbarkeit und Gebühren? Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier hatte in Kooperation mit der City-Initiative Trier eine Umfrage gestartet, deren Ergebnisse nun vorliegen.
IHK Trier befragt 90 Händler und Gastronomen
Etwa 90 Händler und Gastronomen aus der Innenstadt haben sich an der Online-Befragung beteiligt. Sie konnten zu verschiedenen Aspekten des urbanen Sicherheitskonzepts und der verkehrlichen Erreichbarkeit Schulnoten vergeben. „Wir wollten uns mit der Umfrage ein fundierteres Meinungsbild zu diesem umstrittenen Thema verschaffen, als es Einzelrückmeldungen erlauben“, erläutert IHK-Chefvolkswirt Matthias Schmitt die Motivation.
Das Ergebnis bestätigt die Erwartungen. „In Bezug auf die Attraktivität der Innenstadt insgesamt halten sich die Anteile von Befürwortern und Kritikern in etwa die Waage“, so Schmitt. „Hinsichtlich der Betroffenheit für das eigene Geschäft äußern sich allerdings 70 Prozent von der Tendenz her skeptisch. Der Durchschnittswert beträgt hier 4,2.“
Was stört die Händler und Gastronomen konkret? Die Antwort darauf ergründet die Erhebung anhand mehrerer Fragen. Laut IHK landen die hohen Gebühren für Ausnahmegenehmigungen auf dem schlechtesten Platz (Durchschnittswert 5,1), gefolgt von der Umwidmung von Kundenparkplätzen in Innenstadtnähe (4,8) und den Einschränkungen der Lieferzeiten (4,4). Die Installation des Pollersystems (3,5) und die Ausweitung des Fußgängerzonenbereichs (3,7) werden hingegen von vielen gelassener gesehen.
IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer: „Unsere Ergebnisse zeigen: Es gibt durchaus eine Reihe von Betrieben, die das urbane Sicherheitskonzept grundsätzlich befürworten, aber dieses wird handwerklich nicht gut umgesetzt.“Dass die Stadt neben allen Einschränkungen dann auch noch die Gebühren erhöhe, empöre die Unternehmen. Gleiches gelte für den Verlust an Kundenparkplätzen. Glockauer: „Auch bei den Lieferzeiten brauchen wir dringend flexiblere Regelungen.“
Besonders negativ wird von den Umfrageteilnehmern die eigene Erreichbarkeit durch Lieferanten eingeschätzt. Vor der Umsetzung des Konzepts bezeichneten weniger als 20 Prozent der Betriebe die eigene Erreichbarkeit als negativ (Durchschnittswert 2,4). Aktuell kommen rund 75 Prozent zu einem negativen Urteil (Durchschnittswert 4,5).
Matthias Schmitt fasst die derzeitige Stimmungslage zusammen: „Könnten die Befragten selbst über das Konzept bestimmen, würden 19 Prozent es unverändert umsetzen, 52 Prozent möchten es mit Änderungen versehen und 29 Prozent lehnen es rundweg ab.“Die IHK wollte zudem wissen, wie die Betriebe ihre verkehrliche Erreichbarkeit durch die Kunden seit dem 4. März bewerten. Für Fußgänger (2,4) und Fahrradfahrer (2,2) werden wenig Hindernisse gesehen. Der ÖPNV kommt mit 2,9 ebenfalls auf einen positiven Gesamtwert, während die Erreichbarkeit für auswärtige Kunden mit dem Auto mit 4,5 deutlich im negativen Bereich landet; drei Viertel der Befragten vergeben die Schulnoten 4 bis 6.
IHK-Chef fordert Ende der Diskriminierung von PKW
Jan Glockauer sieht in den Ergebnissen die Forderungen der Kammer bestätigt: „Wenn wir unsere Innenstadt stärken wollen, müssen wir weg von einer Verkehrspolitik, die den PKW zunehmend diskriminiert, indem Parkgebühren erhöht, Kundenparkplätze gestrichen und Erschwernisse bei der Verkehrsführung eingeführt werden. Man darf sich nicht wundern, wenn dann in der City die Umsätze fehlen.“
Händler und Gastronomen selbst werden bei der Mitgliederversammlung der City-Initiative am Mittwochabend die Gelegenheit haben, über die Ergebnisse der Umfrage zu diskutieren.