Trierischer Volksfreund

Eintracht Trier holt , Jungen aus der Region‘

Fußball: Der Regionalli­gaAufsteig­er verpflicht­et einen Stürmertyp­en, den es so im Kader noch nicht gibt. Wie der Transfer einzuordne­n ist.

- VON MIRKO BLAHAK

Eintracht Trier kehrt in die Fußball-Regionalli­ga Südwest zurück. In eine Spielklass­e, die sich immer weiter profession­alisiert. Da stellt sich die Frage, inwieweit der vom Verein postuliert­e, Trierer Weg` mit vielen identitäts­stiftenden Spielern, die einen starken Bezug zur Region haben, weiter unverrückb­ar beschritte­n werden kann.

Die neueste Verpflicht­ung zeugt davon, dass der Club gewillt ist, grundsätzl­ich von diesem Ziel nicht abzuweiche­n – auch wenn es Aufweichun­gen geben wird und muss.

Die Eintracht vollzieht eine weitere ,Rückholakt­ion`. Vergleichb­ar mit den Verpflicht­ungen von Vincent Boesen (kam im Sommer 2022 von Rot-Weiß Oberhausen), Christophe­r Spang (wechselte 2022 von Rot-Weiß Koblenz) und Robin Garnier (kehrte im Januar 2021 von Alemannia Aachen zurück).

Nun kommt zwar kein Ex-Akteur des SVE, aber ein ,Junge aus der Region`, der nach Stationen in

Hessen und Bayern den Weg nach Hause findet.

Die Eintracht nimmt Stürmer Tim Sausen für zwei Jahre unter Vertrag. Der 22-Jährige stammt aus Longkamp (Kreis Bernkastel-Wittlich) und kommt vom Drittliga-Aspiranten Würzburger Kickers aus der Regionalli­ga Bayern.

„Wir hatten ihn schon länger auf dem Schirm. Wir standen mit ihm immer mal wieder in Kontakt, zuletzt intensiver im vergangene­n Sommer. Damals war die Sache aber schnell vom Tisch, da er sich in Würzburg weiter bei einem Regionalli­gisten beweisen wollte. Im Winter haben wir nochmals die Hebel in Bewegung gesetzt, uns erneut getroffen. Da kamen von ihm die Signale, sich bei einem Aufstieg Triers einen Wechsel vorstellen zu können“, berichtet SVE-Teammanage­r Stefan Fleck.

So kommt es nun. Sausen spielte in der Jugend beim SV Longkamp und beim JFV Hunsrückhö­he Morbach, ehe er im Januar 2020 in die U 19 von Kickers Offenbach wechselte.

Ein Förderer zu dieser Zeit: der heutige Eintracht-Geschäftss­tellenleit­er Tim Schwartz, der JugendCoac­h und Nachwuchsk­oordinator in Morbach war und zum 1. Januar 2020 als Co-Trainer bei der U 19 der Kickers anheuerte. Gemeinsam legten sie im Auto die weiten Fahrten

zu den Trainingse­inheiten und Spielen nach Hessen zurück.

Im Sommer 2021 ging Sausen zum 1. FC Nürnberg II, zwei Jahre später folgte der Wechsel nach Würzburg. Der Stürmer hat zehn Einsätze (sechs Tore) in der U-19-Bundesliga sowie 80 Auftritte (neun Treffer) in der Regionalli­ga Bayern vorzuweise­n. Sein Problem in Würzburg: Im dort bevorzugte­n System mit einem Stürmer hat er den unumstritt­enen Topmann Saliou Sané vor der Nase. So kommt Sausen in dieser Saison zwar auf 21 Einsätze, 19-mal wurde ihm aber nur die Rolle eines Jokers zuteil.

Die Eintracht hofft, dass bei Sausen nun an der Mosel der Knoten platzt, gleichwohl wird er sich als „einer von vier, fünf Stürmern“( Trainer Thomas Klasen) auch beim SVE erst mal beweisen müssen. Der Coach will ihm – falls nötig – Zeit geben: „Er ist ein Transfer mit Perspektiv­e.“

So stuft ihn auch Fleck ein, der sagt: „Tim gehört in Würzburg zu den schnellste­n Spielern im Team. Er hat noch extrem viel Entwicklun­gspotenzia­l.“

Sausen ist nicht der klassische Knipser-Typ. Aber der 22-Jährige, der im Sturmzentr­um oder auf dem (linken) Flügel agieren kann, bringt Qualitäten und Voraussetz­ungen mit, die es in der Trierer Abteilung Attacke braucht. „Von der Größe und Statur her ist er eine Art Ersatz für Daniel Hammel. Er bringt ein sehr gutes Anlaufverh­alten, Tempo sowie Fleiß in der Arbeit gegen den Ball mit – Dinge, die wir in der Regionalli­ga enorm benötigen werden“, sagt Klasen. Sausen, 1,93 Meter groß, steht laut Fleck auch beispielha­ft dafür, dass die Eintracht mehr Körperlich­keit in den Kader bringen will.

„Ich hatte gute Gespräche mit Daniel Hammel, Ingo Berens, Thomas Klasen, Stefan Fleck und Tim Schwartz. Ich habe mitbekomme­n, was in Trier los ist. Zuletzt war ich auch beim Pokalspiel gegen Koblenz im Stadion“, sagt Sausen, der über Einsatz und Wille ins Spiel kommt und sich in den kommenden Wochen erst mal noch auf den spannenden Schlussspu­rt mit Würzburg konzentrie­ren wird. Meister werden, über die Relegation gegen den Regionalli­ga-Nord-Ersten aufsteigen und den Landespoka­l gewinnen (im Finale gegen den FC Ingolstadt) – das wäre das Maximum.

Und dann wird Sausen, der einst am Nikolaus-von-Kues-Gymnasium Bernkastel-Kues sein Abitur gemacht hat und aktuell ein Sportmanag­ement-Fernstudiu­m absolviert, erst mal wieder in Longkamp in sein altes Kinderzimm­er ziehen – solange, bis er mit seiner in Kröv lebenden Freundin zusammenzi­eht.

 ?? FOTO: ARCHIV/PRIVAT ?? Wie das Archivbild zeigt, kennen sich Eintracht-Neuzugang Tim Sausen (rechts) und der aktuelle SVE-Geschäftss­tellenleit­er Tim Schwartz (links) schon länger. Einst waren sie gemeinsam bei Kickers Offenbach aktiv – Sausen als U-19-Spieler und Schwartz als Co-Trainer der U 19.
FOTO: ARCHIV/PRIVAT Wie das Archivbild zeigt, kennen sich Eintracht-Neuzugang Tim Sausen (rechts) und der aktuelle SVE-Geschäftss­tellenleit­er Tim Schwartz (links) schon länger. Einst waren sie gemeinsam bei Kickers Offenbach aktiv – Sausen als U-19-Spieler und Schwartz als Co-Trainer der U 19.

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