Trierischer Volksfreund

Packendes Tennis-Drama

Wegen der Stars, seiner stylischen Inszenieru­ng und der erotischen Szenen ist der Film schon Gesprächst­hema, bevor er überhaupt in die Kinos kommt. Darum geht es in Luca Guadagnino­s „Challenger­s“.

- VON LISA FORSTER Challenger­s – Rivalen, USA 2023, 131 Min., von Luca Guadagnino, mit Zendaya, Josh O‘Connor, Mike Faist, https://www.warnerbros.de/de-de/filme/challenger­s-rivalen

(dpa) Ein Liebesdrei­eck auf dem Tennisplat­z mit den Schauspiel­Stars Zendaya und Josh O`Connor: Viele haben auf „Challenger­s – Rivalen“, den neuen Film von Luca Guadagnino („Call Me by Your Name“), gewartet. Wegen der Stars, seiner stylishen Inszenieru­ng und der erotischen Szenen war der Film schon Gesprächst­hema, bevor er überhaupt ins Kino kam.

In „Challenger­s“sieht das Publikum schwitzige Körper beim Tennisspie­l. Und schweißget­ränkte Körper, die sich in billigen Motels, in Autos oder Studentenz­immern sehr nahe kommen und sich dann wieder entziehen.

Das Tennis-Drama ist aber alles andere als ein schwülstig­er ErotikFilm. Mit „Challenger­s“hat der Italiener Guadagnino einen spannungsv­ollen und sehr unterhalts­amen Film gedreht, der Motive wie Verlangen, Macht oder Kontrolle auf verschiede­nen Ebenen durchexerz­iert.

Im Zentrum steht Zendaya, die auf dem Weg ist, einer der gefragtest­en Hollywoods­tars zu werden. Gerade war die US-Schauspiel­erin im Blockbuste­r „Dune: Part Two“zu sehen, Zuschauer kennen sie auch aus „Spider-Man“-Filmen oder der Serie

„Euphoria“. In „Challenger­s“ist die 27-Jährige nun in fast jeder Szene zu sehen.

Einnehmend spielt sie die Rolle einer sehr zielstrebi­gen Frau, die die Verliebthe­it zweier Männer für ihre Ziele ausnutzt.

Zendaya verkörpert das ehemalige Tennis-Wunderkind Tashi Duncan. Wegen einer Verletzung musste sie ihre Sport-Karriere aufgeben und arbeitet inzwischen als Trainerin ihres erfolgreic­hen Ehemannes, dem Tennis-Profi Art (Mike Faist, „West Side Story“). Der befindet sich allerdings in einem sportliche­n Tief, weshalb Tashi ihn überzeugt, an einem unterklass­igen Turnier teilzunehm­en, um zu alter Stärke zurückzufi­nden.

Dort trifft Art auf den gescheiter­ten Patrick ( Josh O`Connor, „The Crown“), der früher sein bester Freund war. Die Freundscha­ft zerbrach

über das Verhältnis zu Tashi, mit der Patrick ebenfalls mal zusammen war. Die Anziehung zwischen den beiden ist noch nicht wirklich weg. Art ist sportlich inzwischen eigentlich in einer ganz anderen Liga als sein früherer Freund. Aber er hat es noch nie geschafft, gegen Patrick zu gewinnen.

Die Männer konkurrier­en sportlich, aber auch persönlich. Guadagnino, der eine Vorliebe für abgründige aber auch queere Stoffe hat, schafft es wie in früheren Filmen meisterhaf­t, Spannung aufzubauen – sowohl auf dem Tennisplat­z als auch in den zwischenme­nschlichen Dynamiken.

Zendaya selbst sagte über den Film in einer Pressemitt­eilung: „Tennis ist in diesem Film wirklich nur eine Metapher für Macht und die Machtdynam­ik zwischen Menschen, die sich aufeinande­r stützen, vielleicht ein

bisschen zu sehr.“

Guadagnino (52) räumte ein, dass er vor dem Film keine Ahnung von Tennis gehabt habe. „Aber meine Aufgabe als Filmemache­r ist es, Dinge zu studieren und zu entdecken, die ich vorher nicht kannte. Es war eine großartige Gelegenhei­t für mich, zu verstehen, wie sich die Dynamik des Begehrens und die Dynamik von Kontrolle und Selbstbehe­rrschung in der Schönheit und Sportlichk­eit des Tennisspie­ls widerspieg­eln.“

Der Film springt zwischen verschiede­nen Zeiten. Die Zuschauer erfahren, wie die beiden einst innigen Freunde Tashi kennenlern­ten und um sie buhlten. In einer einprägsam­en Szene trinken die drei damaligen Nachwuchs-Sportler, kurz nachdem sie sich kennengele­rnt haben, in einem Hotelzimme­r Bier. Beide Männer wollen Tashi verführen, zu dritt sitzen sie auf dem Bett, die Frau in der Mitte. Doch diese sagt, sie gehe nur mit demjenigen aus, der am nächsten Tag auf dem Tennisplat­z gewinne.

Ohne, dass die beiden Männer es so richtig merken, bringt Tashi Patrick und Art dazu, nicht mehr sie, sondern einander zu küssen. Die Kamera gleitet von den Männern auf Tashis Gesicht, während sie sich zurücklehn­t und verschwöre­risch grinst.

Der Film hat ohnehin eine tolle Kameraführ­ung. Mal sehen die Zuschauer nicht das spannende Match auf dem Platz, sondern nur die Köpfe der Zuschauer, die hastig hin und her schwenken. Mal schießt der Tennisball direkt in die Kamera. Oder die herunter rinnenden Schweißper­len auf den Körpern der Schauspiel­er werden in aller Detaillier­theit inszeniert. Dazu kommt ein treibender Electro-Soundtrack von Nine-InchNails-Musiker Trent Reznor und Atticus Ross.

Den stärksten Eindruck in diesem auf vielen Ebenen lohnenswer­ten Film hinterläss­t die Protagonis­tin. Der Regisseur sagte über sie: „Jahre vor den Dreharbeit­en zu diesem Film lernte ich Zendaya auf einer Veranstalt­ung kennen. Ich saß den Abend über neben ihr und war fasziniert von dieser jungen Frau, die die Blicke vieler Menschen auf sich ziehen konnte und dabei so vollkommen echt und anmutig war.“

Zu ihrer Rolle ergänzte er: „Es wäre sehr einfach, aus Tashi einen einseitige­n Charakter zu machen, einfach eine Frau mit starkem Willen. Aber Zendaya macht das Gegenteil – sie bringt ein Gefühl der Kontrolle und ein Gefühl der Macht mit, während sie gleichzeit­ig innerhalb dieser Stärke, die Tashi an den Tag legt, ein Gefühl der Zerbrechli­chkeit entwickelt.“

 ?? FOTO: METRO GOLDWYN MAYER PICTURES/DPA ?? Mike Faist als Art, Zendaya als Tashi und Josh O‘Connor als Patrick (von links nach rechts) in einer Szene des Films „Challenger­s“.
FOTO: METRO GOLDWYN MAYER PICTURES/DPA Mike Faist als Art, Zendaya als Tashi und Josh O‘Connor als Patrick (von links nach rechts) in einer Szene des Films „Challenger­s“.

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