Trierischer Volksfreund

Warum die Mimi ohne Krimi nie ins Bett geht

Das wird ein Mordsvergn­ügen, liebe Autorinnen und Autoren, liebe Schreib-Talente! Hier ist er, der 8. Literatur-Wettbewerb des Trierische­n Volksfreun­ds und der Dieter-Lintz-Stiftung. Gesucht wird: ein historisch­er Trier-Krimi. Schreiben Sie, machen Sie mi

- VON PETER REINHART www.dieter-lintz-stiftung.de

Hey, Sie! Pssst! Ja, Sie! Kommen Sie mal näher. Flüsterflü­ster. Haben Sie heute schon gemordet? Oder einen Mörder gejagt? Flüsterflü­ster. Nicht in echt. In Gedanken, im Kopfkino. Ist nur so eine Frage. Weil die Menschen, und ganz besonders die Deutschen, offenkundi­g das Morden und Mörderjage­n lieben (und andere Verbrechen).

Das Fernsehen: voll mit Krimis, kein Abend ohne Leichen. Serien im Dutzend wie Tatort, Polizeiruf, Soko, Der Alte, CSI, Columbo …; dazu all die Spielfilme.

Das Kino: Thriller und Action ohne Ende.

Die Literatur: Nahezu jedes dritte Buch, das verkauft wird, ist ein Krimi. Es fitzekt, mankellt, nollt, dass sich die Regale biegen.

Die Podcasts: Die Leute können sich nicht satthören an „True Crime“.

Das Internet: Auf YouTube und TikTok erzählen junge Menschen nach, was sie in unfassbar brutalen Clips gesehen haben („Okay, das hier ist das bei Weitem schlimmste Hinrichtun­gsvideo eines mexikanisc­hen Kartells, das es gibt. […] Es scheint, als hätten sie sein Gesicht gehäutet, noch bevor das Video beginnt.“). Ist angeblich gerade der heißeste Scheiß, Millionen folgen den Horror-Erzählern im Netz.

Wie kommt’s? Sind wir etwa mordlustig?

alle Süchtig nach dem Grauen? Woher rührt diese Leidenscha­ft fürs Böse, Abgründige, Unheimlich­e?

Die Wissenscha­ft sagt: Das hat mit den Urtrieben zu tun. Und mit einem Grundgefüh­l: Angst!

Die Jäger und Sammler der Vorzeit waren tödlichen Gefahren ausgesetzt. Sie überlebten, weil sie Wissen austauscht­en und lernten, sich vor Ungemach zu schützen. Wie entzünde ich ein Feuer? Wo ist die nächste Quelle? Warum sollte ich davonlaufe­n, wenn eine hungrige Raubkatze naht? Oder mich verstecken, wenn eine Horde grimmiger Hooligans knüppelsch­wingend auf mich zugaloppie­rt? Angst! Aaaangst!! Aaaaaaangs­t!!!

Kämpfen? Nö, ist keine Option. Flucht also. Nix wie weg! Vollgepump­t mit Stresshorm­onen hinter das nächste Gebüsch! Nicht mehr mucksen. Und auf das Happy

End hoffen. Die Hooligans wetzen weiter, Glück gehabt, gerettet! Glückshorm­one fluten den Körper, beruhigend und entspannen­d. Überlebens­wichtig, diese Erfahrunge­n. Sie stecken in unseren Genen.

Und so widerfährt dem Homo Digitalis der Jetztzeit beim Lesen, Hören, Anschauen von mordsmäßig aufregende­n Geschichte­n dasselbe wie dunnemals den Vorzeit-Angsthasen im Angesicht des Todes. Ein Ereignis, das alles verändert (der Mord), wir leiden (mit dem Opfer), wir bangen und bibbern, wir empfinden Angst, durchleben sie, verdrängen sie, wir helfen dem Ermittler (wer war's?), wir bauen Spannung auf (die Jagd nach dem Killer) und wieder ab (wenn der

Killer geschnappt ist). Ende gut, alles gut: Die Angst ist besiegt, die Endorphine spielen verrückt.

„Leichen und Ermittler sind hierzuland­e noch beliebter als Golden Retriever und Fernsehköc­he“, meint der Autor Frank Schätzing. „Nicht, dass wir blutrünsti­g wären. Wir mögen es nur einfach, die aus den Fugen geratene Welt wieder in

Ordnung gebracht zu sehen.“Die Lust am Schaurig-Schönen. Tremensein Urgefühl. Deshalb geht die Mimi ohne Krimi nie ins Bett.

Ende der Vorrede. Jetzt sind Sie dran, liebe Leserin, lieber Leser. Sie haben einen Roman in der Schublade? Oder eine Erzählung im Kopf? Eine Idee, einen Plan, erste Notizen? Gut. Hier sind Sie genau richtig. Wir wollen Ihre Story. Im 8. LiteraturW­ettbewerb des Trierische­n Volksfreun­ds und der Dieter-Lintz-Stiftung ist Hochspannu­ng gefragt.

Die Aufgabe: Schreiben Sie eine historisch­e Kriminalge­schichte. Tatort Trier – ein Fall aus der Unterwelt. Zeit und Raum und Personal bestimmen Sie selbst. Römer, finsteres Mittelalte­r, Fürstbisch­öfe, Hexenverfo­lgung, Karl Marx, die Goldenen Zwanziger. Erlaubt ist, was gefällt. Wichtig: Lokalkolor­it, ein historisch stimmiges Setting, ein atemberaub­ender Plot.

Etwa so: In der Gladiatore­nschule hat ein Mörder den schönen Treverix gemeuchelt …

Oder so: Eine fiese Bande will den Heiligen Rock aus dem Dom stibitzen und den Papst erpressen …

Oder ganz anders: Der gefürchtet­e Hexenjäger Joseph von Maecartia wird hinterrück­s …

Alles, was Sie brauchen: Verbrechen. Täter. Ermittler. Verdächtig­e. Den (historisch­en) Tatort Trier. Und ganz viel Fantasie!

Sie haben bis 31. Mai Zeit, Ihr Werk einzureich­en. Eine Jury aus Journalist­en, Schriftste­llern und Wissenscha­ftlern wählt anschließe­nd den besten Text aus, der mit 250 Euro dotiert ist und in der Zeitung und im Netz veröffentl­icht wird. Die Gewinnerin / der Gewinner wird ihre / seine preisgekrö­nte Arbeit bei der Veranstalt­ung StadtLesen am 7. Juli auf dem Domfreihof in Trier vor Publikum präsentier­en. Und: Es ist geplant, dass die „Top fünf“des Wettbewerb­s ihre Krimis im Herbst beim „Unterwelte­n“-Festival im ältesten Weinkeller Deutschlan­ds vortragen.

Auf geht's, geben Sie der Mimi frisches Lesefutter! Viel Erfolg!

Um die Organisati­on des Literaturk­ümmert sich die Dieter-Lintz-Stiftung. Sie bringt Künstler, Musiker, Autoren, Freunde der Kultur aus der Region zusammen, fördert Projekte und knüpft Netzwerke, ermutigt Talente, sich auszuprobi­eren und weiterzuen­twickeln – ganz im Geist von Dieter Lintz, dem 2014 verstorben­en Volksfreun­d-Redakteur. Infos dazu:

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Leser! SYMBOLFOTO: ISTOCK/ ALUXUM Geheimnisv­oller Typ: Der päpstliche Sondergesa­ndte Joseph von Maecartia ist nach Trier gereist, um Hexen zu jagen. Doch er wird hinterrück­s … so könnte der Plot für einen historisch­en Krimi anfangen, bislang ungeschrie­ben. Jetzt sind Sie dran, liebe Leserin, lieber

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