Warum die Mimi ohne Krimi nie ins Bett geht
Das wird ein Mordsvergnügen, liebe Autorinnen und Autoren, liebe Schreib-Talente! Hier ist er, der 8. Literatur-Wettbewerb des Trierischen Volksfreunds und der Dieter-Lintz-Stiftung. Gesucht wird: ein historischer Trier-Krimi. Schreiben Sie, machen Sie mi
Hey, Sie! Pssst! Ja, Sie! Kommen Sie mal näher. Flüsterflüster. Haben Sie heute schon gemordet? Oder einen Mörder gejagt? Flüsterflüster. Nicht in echt. In Gedanken, im Kopfkino. Ist nur so eine Frage. Weil die Menschen, und ganz besonders die Deutschen, offenkundig das Morden und Mörderjagen lieben (und andere Verbrechen).
Das Fernsehen: voll mit Krimis, kein Abend ohne Leichen. Serien im Dutzend wie Tatort, Polizeiruf, Soko, Der Alte, CSI, Columbo …; dazu all die Spielfilme.
Das Kino: Thriller und Action ohne Ende.
Die Literatur: Nahezu jedes dritte Buch, das verkauft wird, ist ein Krimi. Es fitzekt, mankellt, nollt, dass sich die Regale biegen.
Die Podcasts: Die Leute können sich nicht satthören an „True Crime“.
Das Internet: Auf YouTube und TikTok erzählen junge Menschen nach, was sie in unfassbar brutalen Clips gesehen haben („Okay, das hier ist das bei Weitem schlimmste Hinrichtungsvideo eines mexikanischen Kartells, das es gibt. […] Es scheint, als hätten sie sein Gesicht gehäutet, noch bevor das Video beginnt.“). Ist angeblich gerade der heißeste Scheiß, Millionen folgen den Horror-Erzählern im Netz.
Wie kommt’s? Sind wir etwa mordlustig?
alle Süchtig nach dem Grauen? Woher rührt diese Leidenschaft fürs Böse, Abgründige, Unheimliche?
Die Wissenschaft sagt: Das hat mit den Urtrieben zu tun. Und mit einem Grundgefühl: Angst!
Die Jäger und Sammler der Vorzeit waren tödlichen Gefahren ausgesetzt. Sie überlebten, weil sie Wissen austauschten und lernten, sich vor Ungemach zu schützen. Wie entzünde ich ein Feuer? Wo ist die nächste Quelle? Warum sollte ich davonlaufen, wenn eine hungrige Raubkatze naht? Oder mich verstecken, wenn eine Horde grimmiger Hooligans knüppelschwingend auf mich zugaloppiert? Angst! Aaaangst!! Aaaaaaangst!!!
Kämpfen? Nö, ist keine Option. Flucht also. Nix wie weg! Vollgepumpt mit Stresshormonen hinter das nächste Gebüsch! Nicht mehr mucksen. Und auf das Happy
End hoffen. Die Hooligans wetzen weiter, Glück gehabt, gerettet! Glückshormone fluten den Körper, beruhigend und entspannend. Überlebenswichtig, diese Erfahrungen. Sie stecken in unseren Genen.
Und so widerfährt dem Homo Digitalis der Jetztzeit beim Lesen, Hören, Anschauen von mordsmäßig aufregenden Geschichten dasselbe wie dunnemals den Vorzeit-Angsthasen im Angesicht des Todes. Ein Ereignis, das alles verändert (der Mord), wir leiden (mit dem Opfer), wir bangen und bibbern, wir empfinden Angst, durchleben sie, verdrängen sie, wir helfen dem Ermittler (wer war's?), wir bauen Spannung auf (die Jagd nach dem Killer) und wieder ab (wenn der
Killer geschnappt ist). Ende gut, alles gut: Die Angst ist besiegt, die Endorphine spielen verrückt.
„Leichen und Ermittler sind hierzulande noch beliebter als Golden Retriever und Fernsehköche“, meint der Autor Frank Schätzing. „Nicht, dass wir blutrünstig wären. Wir mögen es nur einfach, die aus den Fugen geratene Welt wieder in
Ordnung gebracht zu sehen.“Die Lust am Schaurig-Schönen. Tremensein Urgefühl. Deshalb geht die Mimi ohne Krimi nie ins Bett.
Ende der Vorrede. Jetzt sind Sie dran, liebe Leserin, lieber Leser. Sie haben einen Roman in der Schublade? Oder eine Erzählung im Kopf? Eine Idee, einen Plan, erste Notizen? Gut. Hier sind Sie genau richtig. Wir wollen Ihre Story. Im 8. LiteraturWettbewerb des Trierischen Volksfreunds und der Dieter-Lintz-Stiftung ist Hochspannung gefragt.
Die Aufgabe: Schreiben Sie eine historische Kriminalgeschichte. Tatort Trier – ein Fall aus der Unterwelt. Zeit und Raum und Personal bestimmen Sie selbst. Römer, finsteres Mittelalter, Fürstbischöfe, Hexenverfolgung, Karl Marx, die Goldenen Zwanziger. Erlaubt ist, was gefällt. Wichtig: Lokalkolorit, ein historisch stimmiges Setting, ein atemberaubender Plot.
Etwa so: In der Gladiatorenschule hat ein Mörder den schönen Treverix gemeuchelt …
Oder so: Eine fiese Bande will den Heiligen Rock aus dem Dom stibitzen und den Papst erpressen …
Oder ganz anders: Der gefürchtete Hexenjäger Joseph von Maecartia wird hinterrücks …
Alles, was Sie brauchen: Verbrechen. Täter. Ermittler. Verdächtige. Den (historischen) Tatort Trier. Und ganz viel Fantasie!
Sie haben bis 31. Mai Zeit, Ihr Werk einzureichen. Eine Jury aus Journalisten, Schriftstellern und Wissenschaftlern wählt anschließend den besten Text aus, der mit 250 Euro dotiert ist und in der Zeitung und im Netz veröffentlicht wird. Die Gewinnerin / der Gewinner wird ihre / seine preisgekrönte Arbeit bei der Veranstaltung StadtLesen am 7. Juli auf dem Domfreihof in Trier vor Publikum präsentieren. Und: Es ist geplant, dass die „Top fünf“des Wettbewerbs ihre Krimis im Herbst beim „Unterwelten“-Festival im ältesten Weinkeller Deutschlands vortragen.
Auf geht's, geben Sie der Mimi frisches Lesefutter! Viel Erfolg!
Um die Organisation des Literaturkümmert sich die Dieter-Lintz-Stiftung. Sie bringt Künstler, Musiker, Autoren, Freunde der Kultur aus der Region zusammen, fördert Projekte und knüpft Netzwerke, ermutigt Talente, sich auszuprobieren und weiterzuentwickeln – ganz im Geist von Dieter Lintz, dem 2014 verstorbenen Volksfreund-Redakteur. Infos dazu: