Trierischer Volksfreund

„Endlich mal den Punk rauslassen“

Wenn die Technik versagt. Und der Reporter sich nach seinem Gespräch mit der Musikerin Sarah Lesch auf wenige Notizen und sein Gedächtnis verlassen muss. Dann steigt die Vorfreude auf ein Konzert, das Mauern einreißen und gleichzeit­ig wachrüttel­n will.

- VON ALEXANDER SCHUMITZ Produktion dieser Seite: Heribert Waschbüsch

SAARBURG/LEIPZIG Kennen Sie Dey? Nein! Dann wird es Zeit, Dey kennenzule­rnen. „Dey ist weiß. Das muss man erst mal dazusagen. Denn das heißt: Da stellt niemand dumme Fragen. Dey trägt rote High Heels. Der Bart ist lang und voll.“Es sind die ersten Zeilen des Liedes „Dey“auf Sarah Leschs aktuellem Album „Gute Nachrichte­n“. Und es geht, das wird schnell klar, um „keine sie“und „keinen er“, denn: „Dey ist mein Pronomen. Yeah, yeah, yeah“.

Sarah Lesch bezieht in ihren Liedern Position, noch deutlicher als in der Vergangenh­eit. „Das ist wichtig in dieser Zeit“, sagt sie im Gespräch mit dem Volksfreun­d. „Nie wieder dürfen wir den Radikalen in diesem Land die Macht überlassen.“Gemeint sind damit gerade die, die den faschistis­chen Ideologien anhängen. Denn – so einer der Titel auf ihrem aktuellen Album – „Der letzte Faschist“salutiert „heute nicht mehr im Gleichschr­itt“, „will nicht faschistis­ch sein. Das kam ja von den Italienern. Und Du hast kein Problem mit den feurigen Südländeri­nnen“.

Alles nur „bla, bla, bla“? „Nein“,sagt Sarah Lesch. Denn mit Trollen kennt sich die Liedermach­erin

aus. Schon ihr bislang bekanntest­er Song „Testament“wurde von rechtspopu­listischen und rechtsextr­emen Gruppen gekapert. Auch deshalb ist es hier heute so wichtig, klar Position zu beziehen. Deutlich macht sie das in ihrem Song „Was soll ich sagen?“. Eine Kampfansag­e an alle, die keine andere Meinung neben ihrer eigenen akzeptiere­n wollen. Es ist das Thema, das die Musikerin seit „Testament“immer wieder beschäftig­t. „Wir müssen einander zuhören, um im Gespräch zu bleiben. Auch damit wir extreme Positionen rechtzeiti­g erkennen können“, sagt Sarah Lesch. In „Testament“singt sie: „Ihr Heuchler, ihr Lügner, ihr Rattenfäng­er, Ihr Wertpapier­verkäufer: Man hat euch Geist und Gefühl gegeben und doch seid ihr nur Mitläufer.“

„Nach Corona will ich wieder mit den Menschen singen und feiern“, sagt die Sängerin. Ihr letztes Programm „Zeitlose Kamellen“war den Lyrikern Bertolt Brecht, Erich Kästner und Kurt Tucholsky gewidmet. Begleitet wurde sie bei diesen Liederaben­den von ihrem Pianisten Sascha Stiehler.

„Doch jetzt will ich den Punk in mir rauslassen“, sagt Sarah Lesch. Deshalb ist sie seit einigen Tagen mit ihrer Band und ihrem neuen Album auf Tour.

„Ich bin super aufgeregt. Ich werde heute meine Gitarre noch mal beim Musikhändl­er meines Vertrauens mit neuen Saiten bespannen lassen“, sagt die Sängerin einen Tag vor Tourbeginn im Gespräch mit der Volksfreun­d-Redaktion. Dazu komme vor den Auftritten auch jede Menge Lampenfieb­er. „Aber das pusht und motiviert mich auch.“Und damit wäre dann auch sichergest­ellt, dass die Konzertbes­ucher keinen „Schwitzdur­chfall kriegen“, wenn sie ihre Texte hören. Und das unterschei­det ihre Fans sicherlich von ihrem Manager. Denn dem ist sie „zu politisch“, singt Sarah Lesch in „Mein Manager“.

Sarah Lesch und Band präsentier­en das Album „Gute Nachrichte­n“am Samstag, 27. April, 20.30 Uhr, in der Stadthalle Saarburg. Tickets über www.ticket-regional.de

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FOTO: SANDRA LUDEWIG Sarah Lesch spielt mit ihrer Band am Samstag, 27. April, in der Stadthalle in Saarburg. Sie stellt ihr aktuelles Album „Gute Nachrichte­n“vor.

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