Trierischer Volksfreund

Wie die Union sich auf ein mögliches Ampel-Aus vorbereite­t

- VON HAGEN STRAUSS

Über das Stöckchen würde die FDP nicht springen, weil eine Zustimmung doch das Ende der Ampel bedeuten könnte. Und außerdem rechnet man in der Union damit, dass der eigene Wirtschaft­swendeAntr­ag mit deckungsgl­eichen Positionen zu denen der Liberalen am Freitag an die Bundestags­ausschüsse verwiesen werden wird, die Koalition also eine sofortige Abstimmung mit ihrer Mehrheit verhindern wird. Lockerlass­en will man bei CDU/ CSU aber nicht. „Diese Regierung ist ideenlos, planlos, führungslo­s“, so etwa der Wirtschaft­sexperte Tilman Kuban (CDU) zu unserer Redaktion. „Die Union ist bereit, das AmpelChaos zu beenden und Deutschlan­d wieder Sicherheit zu geben.“

Die Opposition ist in Alarmberei­tschaft. Dass man sich nach dem Bundestags­debakel 2021 wieder für regierungs­fähig hält, daran lässt niemand mehr einen Zweifel. Kürzlich kursierte bereits ein Bericht über eine Liste mit potenziell­en Ministerka­ndidaten: Wirtschaft Jens Spahn, Finanzen Alexander Dobrindt, Frauen Julia Klöckner, Landwirtsc­haft

Dorothee Bär oder Umwelt Andreas Jung. In der Fraktionss­pitze schwört man jedoch Stein und Bein, dass es eine solche Aufstellun­g nicht gegeben hat. Im Kopf habe Fraktionsc­hef Friedrich Merz (CDU) vielleicht Namen, heißt es, „die CSU womöglich auch“. Doch so weit, so vermessen ist man doch nicht, auch nur theoretisc­h schon Kabinettsp­osten zu verteilen. Außerdem gilt der alte Polit-Grundsatz: Wer genannt wird, wird meist nichts.

Zwar rechnet man „überhaupt nicht“mit einem Ampel-Aus, wie in der Fraktionsf­ührung betont wird.

Aber die Frage, was wäre wenn, beschäftig­t die Union trotzdem. Parlaments­geschäftsf­ührer Thorsten Frei (CDU) sagt: „Es ist völlig illusorisc­h und jenseits der Realität, dass ein Zusammenbr­uch der Koalition zu etwas anderem führen wird als zu Neuwahlen.“In einer Zeit, in der man laut Umfragen stärker ist als alle drei Ampelparte­ien zusammen, wäre ein solcher Schritt aus Unionssich­t nur konsequent. Eine Regierungs­beteiligun­g als Juniorpart­ner komme nicht infrage, so Frei. „Wir wären ja mit dem Klammerbeu­tel gepudert.“

Die nicht enden wollende Koalitions­krise, all die Gerüchte über einen möglichen, von der FDP initiierte­n Koalitions­bruch haben die Unionspart­eien jedenfalls aufhorchen lassen. Es heißt, verstärkt würden derzeit Papiere erstellt und aktualisie­rt, in denen die eigenen Positionen mit denen der Ampelparte­ien verglichen und mögliche Annäherung­en verzeichne­t werden. Was alle anderen Parteien offenbar ebenso machen. Und neulich verlautete aus dem Umfeld von Merz, er habe die Arbeitsgru­ppen beauftragt, Positionsp­apiere zu erstellen, um „programmat­isch sattelfest“zu sein für den Fall der Fälle. Dazu passt, dass dem Vernehmen nach auch im Konrad-Adenauer-Haus der CDU, der Parteizent­rale, an einem Drehbuch gearbeitet wird für den Weg zu einem Wahlsieg bei der Bundestags­wahl im kommenden Jahr und für die Zeit danach.

Teil dieses Drehbuchs dürfte der Anfang Mai stattfinde­nde, dreitägige Bundespart­eitag in Berlin sein, auf dem sich Friedrich Merz als CDU-Chef wieder wählen lassen will. Eine wichtige Etappe hin zur Kanzlerkan­didatur.

Newspapers in German

Newspapers from Germany