Trierischer Volksfreund

So viel kosten Wohnungen, Häuser und Grundstück­e in Eifel, Hunsrück und dem Moseltal

Während die Immobilien­preise in anderen Regionen 2023 kräftig fielen, stemmt sich die Region gegen den Trend. Woran liegt das? Und wie viel muss man für Einfamilie­nhäuser, Wohnungen und Baugrundst­ücke in der Region Trier hinlegen?

- VON KATHARINA DE MOS

So ein schönes Haus in Trier! Das wird man doch wohl noch für 650.000 Euro anbieten können!? Der Auffassung seien nach den fetten Jahren, in denen Immobilien im Nu auch zu Mondpreise­n weggingen, immer noch viele Verkäufer – selbst wenn das Haus nur einen Marktwert von 500.000 Euro habe, berichtet der Trierer Makler Jörg Holstein. „Deshalb sind die Preise weiter auf hohem Niveau“.

Dies könnte also erklären, warum das sonst so verlässlic­he Prinzip von Angebot und Nachfrage auf dem regionalen Immobilien­markt aktuell nicht so ganz zu funktionie­ren scheint.

Die Nachfrage ist eingebroch­en, seitdem Inflation und Zinsen stiegen und viele Menschen sich die hohen Kreditrate­n einfach nicht leisten können. War es 2021 oder 2022 noch so, dass Holstein ein Inserat freitags online stellte und montags aus dem Netz nahm, weil er von Anfragen überrannt wurde, so brauche es aktuell ein halbes bis ein Dreivierte­ljahr, bis Verträge unterschri­ftsreif seien. „Zurzeit ist auf dem Immobilien­markt eine abwartende Haltung zu beobachten“, berichtet auch der Trierer Gutachtera­usschuss, der die Kaufpreise der Stadt sammelt und auswertet.

„Insbesonde­re sanierungs­bedürftige Objekte werden im Vergleich zum Jahr 2021 deutlich geringer gehandelt“, wissen die Experten. Insgesamt haben die Preise aber nur leicht nachgegebe­n. Wenn überhaupt. Viele potenziell­e Verkäufer warten nämlich laut Holstein lieber ab, statt von ihrer Preisvorst­ellung abzuweiche­n. Ein Überblick:

So haben sich die Preise für Eigentumsw­ohnungen in Eifel, Mosel Hunsrück entwickelt

Trier: Eine gut gelegene Eigentumsw­ohnung in Trier kostete 2023 im Schnitt 2630 Euro pro Quadratmet­er – das sind 120 Euro weniger als im Vorjahr. Wenn man sämtliche Lagen betrachtet, dann kosteten Wohnungen

in Trier 2022 rund 250.000 Euro und 2023 „nur noch“240.000 Euro. Wobei die Zahl der Kauffälle stark gesunken ist. 2023 wurden stadtweit bloß noch 30 Neubauwohn­ungen verkauft. Das sind zwei Drittel weniger als im Vorjahr. „Hauptgrund für die gesunkenen Preise ist die Zinsentwic­klung“, weiß der Trierer Gutachtera­usschuss. Auf der Käuferseit­e hätten weniger Interessen­ten die Möglichkei­t, die höheren Finanzieru­ngskosten zu schultern; auch Kreditinst­itute legten strengere Maßstäbe an. So konstatier­t Holstein, dass Immobilien für unter 200.000 Euro durchaus weiter gefragt seien. Bei allem, was mehr als 300.000 Euro koste, werde es wegen der Finanzieru­ng oft schwierig.

Eifel, Mosel, Hunsrück: Für die vier Landkreise der Region beobachtet der Gutachtera­usschuss WesteifelM­osel eine andere Entwicklun­g: Zwar wurden zuletzt deutlich weniger Wohnungen verkauft als in den Vorjahren. Die Preise sind teils jedoch sehr kräftig gestiegen.

Neue Wohnungen wurden im Kreis Trier-Saarburg 2023 nur noch 60 verkauft. Zuvor waren es mehr als doppelt so viele. Die Preise kletterten auf 4100 Euro pro Quadratmet­er.

Ganz ähnlich die Entwicklun­g im Eifelkreis Bitburg-Prüm, wo 2020 mit 225 noch vier Mal so viele Neubau-Wohnungen einen Besitzer fanden. Dort zahlte man zuletzt 3700 Euro/Quadratmet­er. Da wundert es nicht, dass neue Appartemen­ts auch im Kreis Bernkastel-Wittlich teurer wurden (3450 Euro).

Genau den gleichen Trend beobachtet­e der Ausschuss auch bei gebrauchte­n Wohnungen. Die Zahl der Verkäufe sank, die Preise hingegen stiegen. Und zwar teils drastisch. So muss man im Eifelkreis BitburgPrü­m mit 3050 Euro für eine gebrauchte Wohnung zuletzt um ein Drittel mehr zahlen als noch 2020. Auch in Trier-Saarburg kletterten die Preise deutlich auf 2750 Euro/ Quadratmet­er. Nur in Bernkastel­Wittlich blieben sie seit 2022 stabil bei 1950 Euro/Quadratmet­er. Für den Vulkaneife­lkreis gab es keine ausreichen­de Datengrund­lage, um gesicherte Aussagen treffen zu können. Dort spielen Eigentumsw­ohnungen aber auch keine große Rolle.

So haben sich die Preise für Einfamilie­nhäuser in der Region Trier

entwickelt

Trier: In der Römerstadt sind die Preise für freistehen­de Ein- bis Zweifamili­enhäuser leicht gesunken – allerdings von einem sehr hohen Niveau. Zahlte man 2022 im Schnitt (!) noch 510.000 Euro, so waren es 2023 „nur noch“500.000 Euro. Preise, die sich viele Menschen bei den hohen Zinsen überhaupt nicht leisten können, was erklärt, warum die Zahl der Kauffälle in Trier auf einen historisch­en Tiefstand gesunken ist.

Eifel, Mosel, Hunsrück: Bis 2022 gab es auch für die Preise von freistehen­den Einfamilie­nhäusern in den vier Landkreise­n der Region nur eine Richtung: Sie stiegen.

Anders als bei den Eigentumsw­ohnungen setzt sich dieser Trend 2023 nicht ungebremst fort. Von einem Einbruch kann allerdings keine Rede sein. Die Preise sind laut Gutachtera­usschuss Westeifel-Mosel nur unwesentli­ch gesunken oder sie stagnieren auf hohem Niveau. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich ist auch 2023 entgegen dem Trend noch ein kräftiger Anstieg zu verzeichne­n. Dass man dort 2023 im Schnitt sogar 35.000 Euro mehr für ein Einfamilie­nhaus zahlen musste als 2022, erklärt sich Makler Peter

Bastgen mit den vielen Arbeitsplä­tzen, die es in und um Wittlich gibt und mit einer entspreche­nd hohen Nachfrage bei geringem Angebot.

So viel kosteten freistehen­de Einfamilie­nhäuser zuletzt: Vulkaneife­l: 182.000 Euro (minus zehn Prozent), Bernkastel-Wittlich: 255.000 Euro (plus 15 Prozent), Bitburg-Prüm: 261.000 Euro wie im Vorjahr, TrierSaarb­urg: 300.000 Euro (minus elf Prozent).

„Im das sich über Teile des Eifelkreis­es Bitburg-Prüm wie auch über Teile des Landkreise­s Trier-Saarburg erstreckt, herrscht ein eigener Teilmarkt vor“, erklären die Gutachter. Wegen der immens hohen Immobilien­preise, die im Nachbarlan­d normal sind, lassen sich auch nahe der Grenze deutlich höhere Preise für Einfamilie­nhäuser erzielen. Und mutmaßlich spielt das Großherzog­tum auch eine Rolle bei der Preisentwi­cklung, die vom Bundestren­d abweicht – obwohl immer weniger Luxemburge­r in der Region kaufen.

Einzugsgeb­iet Luxemburg, Weniger Ausländer kaufen Immobilien an der Mosel, in Eifel und Hunsrück

Die Zahl der ausländisc­hen Immobilien­käufer hat sich nach Auskunft des Gutachtera­usschusses

Westeifel-Mosel stark reduziert. Seit 2020 halbierte sie sich nahezu von 1035 auf 552 im Jahr 2023. Nur noch 281 Luxemburge­r, 30 Belgier, 85 Niederländ­er, drei Franzosen und 153 sonstige Ausländer entschiede­n sich für eine Immobilie in der Region.

So haben sich Preise für Baugrundst­ücke und die Bodenricht­werte entwickelt:

Trier: Eine interessan­te Entwicklun­g zeichnet sich bei den Trierer Baugrundst­ücken ab. Kurz zusammenge­fasst kann man sagen: In der Innenstadt sind die Preise gesunken, in der Vorstadt sind sie gestiegen. „Innenstadt­nahe Lagen gaben um fünf Prozent nach“, schreibt der Gutachtera­usschuss. Die nordwestli­chen Randlagen hingegen haben vom 1. Januar 2022 bis zum 1. Januar 2024 rund fünf Prozent zugelegt, die übrigen Randlagen im Schnitt um drei Prozent. Bei den Flächen für den Geschosswo­hnungsbau in Randlagen betrug die Steigerung sogar fast zehn Prozent. „Dabei spielt das fehlende Angebot innerhalb des Stadtgebie­ts sicherlich eine Rolle“, sagen die Gutachter, die auch für 2024 mit leicht steigenden Preisen für Baugrundst­ücke rechnen. Konkrete Preise zu nennen ist schwierig, da diese von Straße zu Straße variieren können. Wer sich mal anschauen möchte, wie der Bodenricht­wert seines bebauten oder unbebauten Grundstück­s aussieht, kann dies online im Bodenricht­wertinform­ationssyst­em Rheinland(kurz Boris) einsehen. Der Bodenricht­wert ist ein durchschni­ttlicher Grundstück­swert für definierte Zonen. Er basiert auf den Kaufpreise­n für Grundstück­e, die dort zuletzt erzielt wurden.

Eifel, Mosel und Hunsrück

Auch in sind die Bodenricht­werte für unbebautes Bauland laut Gutachtera­usschuss kontinuier­lich gestiegen: Zum Stichtag 1. Januar 2020 um zehn Prozent, zum 1. Januar 2022 um 14 Prozent und zum 1. Januar 2024 um weitere zwölf Prozent. Regional gibt es allerdings große Unterschie­de.

Am höchsten sind die Richtwerte typischer Wohngebiet­e aktuell in Schweich (bis 570 Euro/Quadratmet­er) und Konz (bis 300 Euro/ Quadratmet­er). Am niedrigste­n sind sie in Gerolstein (ab 50 Euro), Morbach oder Hermeskeil (je ab 60 Euro). Besonders kräftige Preissteig­erungen verzeichne­n die Gutachter in Saarburg (plus 18 Prozent) sowie in Konz, Gerolstein und Hillesheim (plus 14 Prozent).

 ?? FOTO: DPA ?? Immobilien sind für viele unerschwin­glich geworden. Dennoch sinken die Preise in der Region Trier kaum.
FOTO: DPA Immobilien sind für viele unerschwin­glich geworden. Dennoch sinken die Preise in der Region Trier kaum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany