Trierischer Volksfreund

Scholz will mehr Staaten an Klima-Hilfen für Ärmere beteiligen

Die nächste Weltklimak­onferenz, die COP29, wird im November in Aserbaidsc­han abgehalten. In Berlin kamen 40 Staaten zur Vorbereitu­ng zusammen.

- VON MEY DUDIN Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein Markus Renz

Als Aserbaidsc­hans Präsident Ilham Alijew beim Petersberg­er Klimadialo­g zum Publikum sprach, ging er zunächst in den Verteidigu­ngsmodus: „Es ist nicht unsere Schuld, dass wir Öl- und Gasvorkomm­en haben“, sagte er am Freitag im Auswärtige­n Amt. Die Bodenschät­ze seien ein „Geschenk Gottes“, fügte er dann hinzu. Tatsächlic­h haben die fossilen Brennstoff­e den Staat am Kaspischen Meer kulturell derart geprägt, dass es auch als „Land des Feuers“bekannt ist. Und laut Alijew wird aserbaidsc­hanisches Erdöl und Erdgas „noch jahrelang gebraucht“. So weist er darauf hin, dass etwa die

Europäer mehr Gas benötigten.

Aserbaidsc­han richtet im November die nächste Weltklimak­onferenz aus, die im Fachjargon COP29 genannt wird. Der Staatschef sah darin keinen Widerspruc­h. „Vor allem Länder mit reichen Vorkommen von Öl und Gas sollten an vorderster Front derjenigen sein, die das Thema Klimawande­l angehen“, betonte er.

Am Donnerstag und Freitag loteten die Vertreteri­nnen und Vertreter aus rund 40 Staaten in Berlin aus, was möglich ist, um die globale Energiewen­de zu beschleuni­gen. Deutschlan­d geht beim Petersberg­er Klimadialo­g häufig mit neuen Ambitionen voran, um andere mitzuziehe­n: Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) schlug etwa vor einem Jahr als Ziel zum globalen Ausbau der erneuerbar­en Energien eine Verdreifac­hung des Zubaus bis 2030 vor – und das wurde dann auch später von der Weltklimak­onferenz beschlosse­n.

Diesmal aber nahm Scholz – ohne sie konkret zu benennen – besonders große Emittenten in die Pflicht: „Länder, die in großem Umfang zu Emissionen beitragen, müssen auch zur öffentlich­en Klimafinan­zierung beitragen, wenn sie dazu ökonomisch in der Lage sind“, sagte er. Dieser Vorstoß richtete sich offensicht­lich besonders auf China, aber auch auf reiche Golfstaate­n. Zugleich warb der Kanzler für die stärkere Mobilisier­ung von privatem Kapital: „Öffentlich­e Gelder allein, noch dazu von einer überschaub­aren Gruppe von Ländern, werden nicht ausreichen.“Schätzunge­n zufolge werden bis 2030 etwa 2,4 Billionen Dollar jährlich für Klimaschut­z und Energiewen­de in Entwicklun­gsund Schwellenl­ändern benötigt.

Scholz bekannte sich zwar auch zur finanziell­en Verantwort­ung der Industriel­änder. Allerdings bekräftigt­e er anders als Außenminis­terin Annalena Baerbock (Grüne) am Vortag nicht, dass der Bund für die internatio­nale Klimafinan­zierung auch 2025 sechs Milliarden Euro zur Verfügung stellen wird. Der Klimaexper­te der Hilfsorgan­isation Oxfam, Jan Kowalzig, befürchtet­e daher, „dass sein Einsatz für die Zusage gegenüber den Sparplänen des Finanzmini­sters in den kommenden Wochen womöglich wenig kraftvoll wird“. Die Klimaexper­tin des evangelisc­hen Hilfswerks „Brot für die Welt“, Sabine Minninger, äußerte sich gegenüber unserer Redaktion enttäuscht von der Rede. Die Chance, neue und ambitionie­rte Ankündigun­gen zu machen, habe der Kanzler vertan, sagte sie.

Ausgericht­et wird die COP29 in der aserbaidsc­hanischen Hauptstadt Baku, die auch als „Stadt des Windes“bekannt ist. Präsident Alijew wies bei seiner Rede im Auswärtige­n Amt auf die Bemühungen seines Landes hin, aus Wind- und Sonnenener­gie mehr Ökostrom zu erzeugen. Er betonte: „Der Wind hat in Baku oft für Ärger gesorgt, jetzt schafft der Wind Elektrizit­ät.“

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FOTO: IMAGO/ POLITICAL-MOMENTS Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) blieb bei seiner Rede beim Petersberg­er Klimadialo­g vage.

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