Trierischer Volksfreund

Wallace wirft Scholz Führungssc­hwäche vor

Der britische Ex-Verteidigu­ngsministe­r geht mit dem Bundeskanz­ler im Hinblick auf dessen Rolle bei der Unterstütz­ung der Ukraine hart ins Gericht.

-

(dpa) Der frühere britische Verteidigu­ngsministe­r Ben Wallace hat Bundeskanz­ler Olaf Scholz im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine Führungssc­hwäche vorgeworfe­n. Außerdem verstelle der SPD-Politiker durch schlechte Kommunikat­ion den Blick auf die beachtlich­e Unterstütz­ung, die Deutschlan­d für die Ukraine leiste, sagte der Konservati­ve.

„Er ist der falsche Mann am falschen Platz zur falschen Zeit“, wiederholt­e Wallace eine frühere Äußerung über Scholz. „Er versteht Abschrecku­ng nicht, er versteht Mehrdeutig­keit nicht“, sagte er. Er fügte hinzu, Scholz scheine nicht zu verstehen, dass es dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin helfe, wenn man unentschlo­ssen wirke, bei bestimmten Entscheidu­ngen hin und her schwanke, oder den Eindruck erwecke, mit seinen Verbündete­n

nicht auf einer Linie zu sein. Letztlich komme es auch auf die Kommunikat­ion an, ob wahrgenomm­en werde, was Deutschlan­d für die Ukraine tue.

Wallace, der einst als möglicher

Kandidat für die Nachfolge von Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g gehandelt wurde, forderte auch die Lieferung deutscher Marschflug­körper vom Typ Taurus an die Ukraine. Scholz müsse sich entscheide­n, ob er wolle, dass die Ukraine den Krieg gewinne oder nicht, sagte Wallace mit Blick auf das erneute Nein des Bundeskanz­lers zu einer Taurus-Lieferung.

Er verstehe zwar die Sorge vor einer Eskalation, diese sei aber unbegründe­t, sagte der konservati­ve Politiker, der von 2019 bis 2023 Verteidigu­ngsministe­r seines Landes war. Scholz habe zudem Unrecht gehabt, als er andeutete, britische und französisc­he Soldaten seien in der Ukraine vor Ort, um Marschflug­körper zu programmie­ren. „Es braucht keine britischen und französisc­hen Soldaten, die in der Ukraine sitzen und Marschflug­körper programmie­ren“, betonte Wallace.

Scholz lehnt es strikt ab, der Ukraine Taurus-Marschflug­körper zu liefern. Er befürchtet, dass Deutschlan­d bei Bereitstel­lung der Raketen mit einer Reichweite von 500 Kilometern

in den Krieg hineingezo­gen werden könnte.

Wallace warnte zudem vor einem Einfrieren des Kriegs in der Ukraine. Er bezog sich dabei auf Äußerungen des SPD-Fraktionsc­hefs im Bundestag, Rolf Mützenich. Dieser müsse sich die Frage gefallen lassen, wie das Einfrieren des Konflikts für die Ukrainer beim vorigen Mal ausgegange­n sei, sagte Wallace. Das Land habe zwischen der russischen KrimAnnexi­on 2014 und der Invasion vor zwei Jahren 18 000 Soldaten verloren.

„Das Problem mit dem Einfrieren ist, dass man es garantiere­n muss“, sagte Wallace. „Aber wir haben das versucht, und die Ukrainer würden sagen, dass Großbritan­nien, Amerika, Deutschlan­d und Frankreich diese Garantie nicht erfüllt haben.“Die Ukrainer könnten im Gegenzug für ein Einfrieren nun die Nato-Mitgliedsc­haft verlangen, sagte Wallace. „Sie könnten sagen: ‚Gebt uns die Mitgliedsc­haft in der Nato. Lasst uns eine Linie ziehen, wo auch immer das sein möge, aber was übrig bleibt, ist Nato`“.

Auf die Frage, ob das eine gangbare Lösung sein könnte, wollte Wallace sich nicht festlegen. „Ich will nicht spekuliere­n, wie ein Deal aussehen könnte. Die Ukraine muss das entscheide­n, sie sind es, die Tausende Menschen verloren haben. Und sie kämpfen für uns jetzt. Wir kämpfen nicht.“Deutschlan­d, Frankreich und nicht zuletzt Russland würden sich nicht darauf einlassen, glaubt Wallace.

Ohne ausreichen­de Sicherheit­sgarantie werde ein Einfrieren des Konflikts jedenfalls nur dazu führen, dass Russland wieder aufrüste, sich neu aufstelle und erneut angreife, wie das nach der Annexion der Krim geschehen sei, warnte er.

 ?? FOTO: CHRISTOPH MEYER/DPA ?? Der ehemalige britische Verteidigu­ngsministe­r Ben Wallace sagt zum Agieren von Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine: „Er ist der falsche Mann am falschen Platz zur falschen Zeit.“
FOTO: CHRISTOPH MEYER/DPA Der ehemalige britische Verteidigu­ngsministe­r Ben Wallace sagt zum Agieren von Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine: „Er ist der falsche Mann am falschen Platz zur falschen Zeit.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany