Trierischer Volksfreund

Wen beeindruck­en Auto-Poser in Trier?

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WWeZnuigge­ereDisinte­gein s Tinridermb­iirs a hls eute ein so großes Rätsel wie die ansässige Szene der Auto-Poser. Nicht die Szene im Detail, sondern ihre bloße Existenz in unserer Stadt. Neu sind die protzigen Autos für mich nicht. In meiner Heimat Frankfurt gehören sie in gewissen Teilen der Innenstadt dazu.

Mit einem fetten Sportwagen rasant durch die Schluchten der Wolkenkrat­zer zu fahren, hat bestimmt einen Reiz. Oder entlang der kleineren Straßen im Bankenvier­tel, in denen sich abends viele Menschen für überteuert­e Drinks in den Außenberei­chen der schicken Bars tummeln. Unter den Augen der Reichen, Erfolgreic­hen oder auch von Luxustouri­sten lohnt sich das Posen vielleicht, je nachdem, wie man es nimmt. Doch einer der letzten Orte, an dem ich Auto-Posing erwartet hätte, ist Trier. Das ist absolut nichts, was man mit der hübschen Innenstadt und dem gemütliche­n Flair dieser Stadt assoziiert.

Auch nach Jahren komme ich nicht umhin, immer wieder den Kopf zu schütteln, wenn sich Szenen wie diese abspielen: Man sitzt an einem milden Sommeraben­d im Außenberei­ch einer Lokalität am Viehmarkt. Genießt ein Getränk. Lässt den Blick zum Glaskasten der Thermen schweifen, betrachtet lächelnd den Sonnenunte­rgang über der St. Antonius-Kirche. Man lacht und plaudert mit Freunden darüber, wie die Woche war oder wie es den Liebsten so geht ...

Und dann, sobald es spät genug ist, tauchen sie aus Richtung Südwesten auf. Das Gurgeln der Motoren kündigt sie an, noch bevor die viel zu grellen Scheinwerf­er um die Ecke leuchten: Poser-Karren. Sie umkreisen den Platz mit einer akustische­n und optischen Penetranz, die ihresgleic­hen sucht. Am Anfang schaut man ihnen noch ungläubig hinterher, doch spätestens beim dritten Auto des Abends ist genervtes Ignorieren angesagt. Oder aber ein fast schon bedauernde­s Schmunzeln. Denn weiter davon entfernt, die Anwesenden zu beeindruck­en, könnten die Poser am Viehmarkt nicht sein.

Die Runde, die sie drehen, endet aufgrund der Straßenfüh­rung nämlich wenige Sekunden später. Es muss gewendet und der gleiche Weg zurückgefa­hren werden. Die Kulisse der Viehmarktt­hermen und der benachbart­en Häuserreih­e erzeugt vielleicht ganz kurz einen großstädti­schen Moment – doch wenn wir ehrlich sind, kann auch das nicht am gemütliche­n Kleinstadt­flair Triers rütteln. Und auch die Menschenme­nge, vor der gepost werden möchte wie vor der Frankfurte­r High Society, ist und bleibt eine überschaub­are, gesellige Runde.

Die Autofahrer, die sich und ihr Vehikel zur Schau stellen, wirken dabei so fehl am Platz, dass es beinahe skurril ist. Doch wenn sie sich der Illusion hingeben möchten, gönnt man ihnen den kurzen Moment der Aufmerksam­keit doch gerne. Besonders dann, wenn das Posing nach hinten losgeht. An einem solchen Abend wurden nämlich alle Anwesenden auf dem Viehmarktp­latz Zeuge davon, wie ein in zweiter Reihe geparkter Sportwagen von einem Abschleppw­agen aufgeladen wurde. Kurz bevor dieser losfuhr, eilte der Besitzer des Wagens unter der Beobachtun­g aller Anwesenden mit gesenktem Kopf zum Abschleppe­r, um das Schlimmste noch zu verhindern. Begleitet von Lachen und Applaus der Menge musste er allerdings erdulden, dass der Wagen abtranspor­tiert wurde. Solche schönen Momente, die eine Gemeinscha­ft mit Fremden teilt, trösten über fast jedes Ärgernis hinweg und machen Trier so liebenswer­t!

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KATHARINA HORVATH

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