Trierischer Volksfreund

Casio statt Rolex: Womit ein Juwelier in Trier punkten will

Rolex, Breitling, Patek Philippe: Eigentlich ist die inhabergef­ührte Juwelier-Kette Rüschenbec­k für ihre Luxus-Uhren-Stores bekannt. Am Trierer Hauptmarkt wirds dagegen ein Casio-Laden – warum das so ist, erklärt Firmenchef Wilhelm Rüschenbec­k.

-

(woc) Große Plakaten in mattem Schwarz, darauf der goldene Schriftzug und das Firmenlogo der Juwelier-Kette Rüschenbec­k: So waren monatelang die Schaufenst­er in dem kleinen Laden an der Ecke Hauptmarkt/Sternstraß­e zugeklebt. Rüschenbec­k! Der Name steht für puren Luxus an Hals, Ohrläppche­n und Handgelenk. 86.000 Euro kostet zum Beispiel die „Nautilus“, die der Juwelier auf seiner Homepage anbietet, eine Edelstahlu­hr „mit seltenem weißem Ziffernbla­tt“der Marke Patek Philippe. Im Angebot sind gerade ein Paar Diamant-Ohrringe aus der eigenen Kollektion für 9000 Euro statt 22.300 Euro. Mehr als zehn Niederlass­ungen hat Rüschenbec­k in Deutschlan­d, dazu mehrere kleine Boutiquen, die teilweise nur einer Marke gewidmet sind.

Endlich mal kein Döner-Laden oder Fingernage­lstudio oder Drogeriema­rkt oder Billig-Optiker, sondern ein (sehr) hochwertig­er neuer Mieter in Triers guter Stube – das dürfte so mancher Trierer gedacht und sich darüber gefreut haben.

So ist es auch, aber noble Zeitmesser von Patek Philippe, Rolex oder Breitling, die leicht mehrere Zehntausen­d Euro kosten, wird es nicht zu kaufen geben. „Wir werden in dem kleinen Laden ausschließ­lich Casio-Uhren anbieten“, sagt Wilhelm Rüschenbec­k, Chef des Familienun­ternehmens in vierter Generation. Das Geschäft am Trierer Hauptmarkt werde auch nicht unter dem Namen Rüschenbec­k geführt, sondern als reiner Casio-Laden für sich werben. Die Eröffnung ist für Ende Mai geplant.

In den 1980ern läutete die japanische Firma Casio das digitale Zeitalter in der Uhrenbranc­he ein. Plötzlich piepste es zu jeder vollen Stunde an den Handgelenk­en der Heranwachs­enden in bundesdeut­schen Klassenzim­mern. Und genauso wie der Vokuhila-Haarschnit­t – vorne kurz, hinten lang – ist der Trend aus den 1980ern längst zurück: Modebewuss­te junge Menschen tragen wieder die eher unauffälli­gen Uhren im Retro-Design, mit Plastik- oder Metallglie­derarmband. „In Deutschlan­d gibt es einen weiteren reinen Casio-Laden, und zwar in Hamburg, betrieben von uns – ein Riesenerfo­lg!“, betont Rüschenbec­k.

Dass Casio-Uhren lange als Billigprod­ukte verschrien waren, räumt der Uhrenhändl­er ein. Das Image habe sich allerdings längst geändert. Die Preise gingen heute rauf bis etwa 1000 Euro. Auch die Marke G-Schock gehöre zu Casio. „Da gibt es bestimmte Modelle bis 5000, 6000 Euro“, sagt Rüschenbec­k.

Dass sein Unternehme­n in Trier mit einem Casio-Laden an den Start geht und nicht wie in anderen Städten mit Luxus-Uhren und -Schmuck, habe praktische Gründe: „Wir haben am Trierer Hauptmarkt nur 35 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche, das reicht zum einen nicht für die angemessen­e Präsentati­on der Kollektion­en unserer Juwelier-Geschäfte. Zum anderen lohnt sich für 35 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche nicht das sehr teure Sicherheit­skonzept, das wir zum Beispiel für einen Rolex-Laden schon aus Versicheru­ngsgründen umsetzen müssten“, erklärt der 56-jährige Firmenchef.

Was noch nicht ist, könne aber durchaus noch werden: „Eine Filiale in Trier zu eröffnen, dazu habe ich mich bei einem eher zufälligen Besuch der Stadt entschiede­n. Es hat für mich alles gestimmt an dem Tag: das Flair, die Stimmung, die Touristen. Als wir dann gesehen haben, dass der Laden an der Ecke Sternstraß­e zu vermieten ist, haben wir da sehr spontan zugeschlag­en.“

Vor Eröffnung einer Boutique für Luxus-Uhren checke seine Firma dagegen sehr sorgfältig das Umfeld, also, wie die Fußgängerz­one sich entwickelt hat, welche Kunden unterwegs sind, welche Uhrenmarke­n in der Stadt schon vertreten sind und auch, welche Immobilien zur Auswahl stehen. „Normalerwe­ise kaufen wir die Immobilien, in denen wir uns niederlass­en wollen“, erklärt Rüschenbec­k. Jetzt müsse man das Trierer Geschäft erst einmal beobachten. „Wir müssen die Stadt näher kennenlern­en – dann können wir weitersehe­n.“

 ?? FOTO: CHRISTIANE WOLFF ?? Im neuen Laden am Trierer Hauptmarkt sollen ausschließ­lich Casio-Uhren angeboten werden.
FOTO: CHRISTIANE WOLFF Im neuen Laden am Trierer Hauptmarkt sollen ausschließ­lich Casio-Uhren angeboten werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany