Trierischer Volksfreund

„Ich bleib’ Trier“– Und was bedeutet das?

Die Stadtwerke Trier werben mit Plakaten und Prominente­n für ihren Römerstrom. Doch was wollen sie den Menschen mit dem grammatika­lisch falschen Satz „Ich bleib’ Trier!“eigentlich sagen?

- VON VERONA KERL

Oberbürger­meister Wolfram Leibe lächelt milde auf dem Plakat der Stadtwerke. Ob er den Fehler schon längst entdeckt hat, aber lieber nichts dazu sagt? Wer weiß. Als Oberbürger­meister muss man schließlic­h diplomatis­ch sein. Andere Passanten aber schütteln die Köpfe über die neueste Werbekampa­gne der Stadtwerke Trier (SWT). Der weiße Schriftzug „Ich bleib` Trier!“gibt ihnen Rätsel auf.

Darüber, was dieser Satz tatsächlic­h bedeuten soll, gehen die Meinungen auseinande­r. Als Interpreta­tionsansät­ze bieten sich an: „Ich bleib`, Trier.“Oder: „Ich bleib` Trierer.“Oder: „Ich bleib` in Trier.“War vielleicht nicht genug Platz auf dem Plakat für die Feinheiten der deutschen Grammatik? Sind mit der beauftragt­en Marketingf­irma die sprachlich­en Gäule durchgegan­gen? Egal wie oft man den Satz dreht und wendet, er bleibt ein sprachlich­es Mysterium.

Da hilft auch das Zitat von Oberbürger­meister Leibe auf einem tiefblauen Hintergrun­d nicht wirklich weiter: „Trier und die SWT: Eine Partnersch­aft voller Energie.“Römerstrom. In einem grünen Kreis leuchten die Worte sicher und planbar auf. Triers Stadtoberh­aupt ist jedoch beileibe nicht der einzige Kandidat, der auf den Plakaten für den regionalen Strom wirbt. Maik Zirbes, Triers bekanntest­er Basketball­spieler, konnte ebenfalls für die Werbekampa­gne gewonnen werden. Ebenso wie Musikerin Julia Reidenbach, Eintrachts­pieler Robin Garnier, Gastronom Alexander Brittnache­r und Caroline Weis vom Hotel Weingut Weis aus Mertesdorf.

Der Zusatz „Römerstrom 26. Preisgaran­tie bis 30.06.2025“ist zumindest eine valide Informatio­n, die womöglich den ein oder anderen Passanten neugierig macht, die Homepage www.roemerstro­m.de zu besuchen.

Aber Moment mal. Hat „Ich bleib` Trier“nicht eine verblüffen­de Ähnlichkei­t mit einem anderen Slogan? Es ist schon einige Jahre her, da lief ein einprägsam­er Werbespot mit dem Komiker Kaya Yanar im Fernsehen.

Mit unverwechs­elbarem deutschtür­kischem Dialekt sagt der zu einem Bekannten im Supermarkt: „Ich kauf` Edeka.“Autsch! Tat das weh. Damals. Am Ende stellt sich heraus: Der Satz ist völlig korrekt. Denn Kaya Yanar hat ausschließ­lich Produkte der Handelsmar­ke Edeka in seinen Einkaufswa­gen gelegt. Ganz schön spitzfindi­g.

Ob so viel sprachlich­e Finesse vielleicht auch im Slogan der Stadtwerke versteckt ist, weiß Carsten Grasmück, Pressespre­cher der SWT. Er sagt: „,Ich bleib` Trier' steht für ein Bekenntnis zur Stadt Trier und zur Region. Denn unsere Kunden erhalten nicht nur regional erzeugten Ökostrom, sondern auch einen verlässlic­hen Partner vor Ort, der sich hier engagiert (Sport, Kultur, Soziales), Arbeitsplä­tze sichert und die Wertschöpf­ung in der Region hält.“Die Kampagne laufe übrigens bis Ende Mai. So richtig spitzfindi­g klingt das alles nicht, dafür sehr lokalpatri­otisch. Als Trierer kann man da selbst bei einer sprachlich verkorkste­n Werbung mal ein Auge zudrücken.

 ?? FOTO: VERONA KERL ?? „Ich bleib’ Trier“: Oberbürger­meister Wolfram Leibe auf dem Werbeplaka­t der Stadtwerke Trier (SWT).
FOTO: VERONA KERL „Ich bleib’ Trier“: Oberbürger­meister Wolfram Leibe auf dem Werbeplaka­t der Stadtwerke Trier (SWT).

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