Viel mehr als Hühner und Eier
Die Lebenshilfe Trier hat für das Hofgut Serrig eine angepasste Strategie ausgerufen. In den Fokus sollen die Gewerke außerhalb des Verkaufs von Lebensmitteln rücken, die der Allgemeinheit bisher nicht so bekannt sind, und die Öffentlichkeitsarbeit dazu s
SERRIG Über das Hofgut Serrig ist im Trierischen Volksfreund schon oft berichtet worden. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse für Supermärkte und Endverbraucher standen dabei im Mittelpunkt. Regionale Lebensmittel direkt vom Bauernhof, nachhaltig und von und mit Menschen mit Beeinträchtigungen erzeugt.
Das ist es, wofür der Betrieb, der zur Lebenshilfe Trier gehört, bekannt ist. Die Stände auf den Märkten der Region sind regelmäßig belagert und entsprechend schnell ausverkauft. Gut so, sagen die Macher in Trier und Serrig, sie finden aber auch, dass die vielen anderen Gewerke, die Werkstätten, Montage und Logistik bisher nicht genug im Fokus gestanden haben.
Beim Besuch des Trierischen Volksfreundes sitzen am Serriger Besprechungstisch also ein gutes Dutzend Menschen. Das scheint viel, aber die Aufgaben sind auch breit gestreut: Sie kommen aus der Montage, der Logistik, den Werkstätten, der Inklusion und dem Job-Coaching, der Tierhaltung, der Schlachtung und der Fleischerei, der Landwirtschaft und der Gärtnerei, der Küche, der Haustechnik sowie der Heilerziehungspflege, dem Förder- und Kreativbereich und der Geschäftsleitung. Wie gesagt, es gibt viel zu tun.
Es herrscht ein kollegiales Gesprächsklima. „Wir wollen miteinander und nicht übereinander sprechen“, sagt Martin Herz, der Geschäftsführer der LebenshilfeWerke Trier.
Geschäftsführer der Lebenshilfe
Trier: „Wir wollen Teil der Lösung sein.“
Sie wollen ihr Unternehmen zukunftsfit machen, gemeinsam, als Team, so formulieren sie es. Und dazu gehören beispielsweise die vielfältigen Betreuungsangebote, die sich um junge, sozial auffällige Menschen genauso wie um Senioren mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen kümmern.
Dieses Feld sei bisher in einer alternden Gesellschaft vernachlässigt worden, sagen die Verantwortlichen. Die sozialen Strukturen brächen weg, früher seien solche Menschen noch in den größeren Familienverbänden aufgefangen worden.
Da stehe man als Lebenshilfe in der Verantwortung, sagt Martin Herz. Man wolle Angebote entwickeln, für die Bereiche, die gesellschaftlich unter dem Radar laufen. Den Anspruch habe man: „Wir wollen Teil der Lösung sein.“
Die Erfahrung dazu bringt die Lebenshilfe grundsätzlich mit, seit vielen Jahren kümmert man sich um Benachteiligte, qualifiziert sie durch Bildung und Fortbildung. Ein ganzheitliches Konzept, das für viele der Betreuten eine soziale Bindung schafft.
Dazu soll auch die Öffentlichkeitsarbeit modernisiert und verstärkt werden. Mit Leila Abdalla hat die Lebenshilfe eine Mediendesignerin mit Erfahrung eingestellt, die neben der Presse- und
Kommunikationsarbeit auch den Social-Media-Kanälen des Hofgutes neue Impulse geben soll.
Hofgut Serrig: Erfolge, die stolz machen
Mit großem Stolz berichten Mitarbeiter aus allen Bereichen von ihrer Arbeit und den damit verbundenen Qualifikationen. Und die Erfolge sind beträchtlich. So zum Beispiel in den Montage-Werkstätten, wo Teile für den bekannten deutschen Werkzeug-Maschinenbauer Hilti gefertigt werden. Hier ist man durch Hilti zertifiziert und für hervorragende Qualität als Zulieferer ausgezeichnet. Dort wird ein echter Mehrwert für die Lebenshilfe und den Auftraggeber produziert.
So kommt es dann auch durchaus vor, dass Mitarbeiter einen festen Arbeitsvertrag im Haus als sogenannte Budgetnehmer bekommen, oder in die freie Wirtschaft auf den ersten Arbeitsmarkt wechseln können.
Christoph Halbe, der Leiter der Vermarktung für die Lebensmittel betont, dass die Fleisch- und Gemüseprodukte zwar in der Öffentlichkeit bekannt seien und zurecht den guten Ruf des Hofgutes Serrig nach außen trügen, dies aber nur ein kleiner Teil der Aktivitäten sei.
Man habe 170 Beschäftigte in allen Bereichen, überwiegend Menschen mit Beeinträchtigungen und erfülle so den gegebenen Inklusionsauftrag.
Neuerungen für Tierwohl und Nachhaltigkeit
Die Tierhaltung und Lebensmittelproduktion sind dennoch ein wichtiges Standbein im Serriger Hofgut. Rinder, Schweine, Puten, Lämmer werden hier gehalten und verarbeitet. Und Hühner und Hähnchen, dafür sind sie berühmt. Seit Ostern komplett in Freilandhaltung, dabei stehen den rund 2600 Tieren jeweils vier Quadratmeter zur Verfügung.
Insgesamt werde das Thema Tierwohl in Zukunft eine noch höhere Priorität haben, sagt Halbe. Ein neuer Geflügelmaststall mit „Wintergarten“sei ebenfalls in Planung. Man nehme da seine Verantwortung für Mensch und Tier sehr ernst, das gelte auch für die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter.
Im Sinne der Nachhaltigkeit der Infrastruktur werde die Wasserversorgung auf die Höhe der Zeit gebracht, die Zuwegungen erneuert und die Photovoltaik über die nächsten Jahre ausgebaut.
All das können sich Interessierte am traditionellen Tag der offenen Tür am Sonntag, 12. Mai (Muttertag), ab 10.30 Uhr auf dem Hofgut Serrig anschauen.
Die Öffnungszeiten des Hofladens: Montag bis Dienstag: geschlossen; Mittwoch: 12 bis 17 Uhr; Donnerstag: 10 bis 17 Uhr; Freitag: 10 bis 18 Uhr; Samstag: 10 bis 13 Uhr.