Trierischer Volksfreund

Leichtathl­eten hoffen auf Trendumkeh­r

Die WM-Nullnummer soll eine Ausnahme bleiben. Beim Start in die OlympiaSai­son rücken Top-Athleten wie Gesa Krause in den Fokus.

- VON CHRISTIAN KUNZ

(dpa) Deutschlan­ds Leichtathl­eten nehmen Tempo für den Neustart auf. Nach der WMNullnumm­er von Budapest sollen im Sommerspie­l-Sommer wieder Medaillen her. „Es wäre schön, wenn uns die Trendumkeh­r bei den Olympische­n Spielen in Paris glückt“, sagt Sportvorst­and Jörg Bügner: „Die WM in Budapest 2023 entsprach, gemessen an den Medaillen, nicht unseren Erwartunge­n und war letztlich eine Enttäuschu­ng für die deutsche Leichtathl­etik. Der sich ableitende­n Kritik haben wir uns gestellt.“

Bei den Europameis­terschafte­n Anfang Juni in Rom soll es zwei Jahre nach dem Münchner EM-Sommermärc­hen wieder ordentlich Edelmetall geben. Noch wichtiger für das angekratzt­e Image wären aber olympische Siegerehru­ngen mit Beteiligun­g in Schwarz-Rot-Gold.

Die größten Medaillenh­offnungen des Deutschen Leichtathl­etikVerban­des gehen drei Monate vor dem Ringe-Spektakel in der Grande Nation unterschie­dliche Wege. Weitsprung-Olympiasie­gerin Malaika Mihambo, die gerade aus dem Trainingsl­ager in Belek zurück ist, absolviert ihren ersten Wettkampf in einer guten Woche in Pliezhause­n bei Stuttgart. Mehrkampf-Medaillenh­offnung Leo Neugebauer trumpfte in den USA gleich im Anschluss an eine furiose Hallensais­on schon mit dem zweitbeste­n Zehnkampf seiner Karriere auf und verzichtet zugunsten der College-Meistersch­aften

Anfang Juni auf die EM.

Eine Woche nach der Weltrekord­Show des schwedisch­en Stabhochsp­rung-Olympiasie­gers Armand Duplantis sind bei der zweiten Station der Diamond League an diesem Samstag in Suzhou nahe Shanghai aus deutscher Sicht der EM-Zweite im Hochsprung, Tobias Potye, und die zweimalige Hindernis-Europameis­terin Gesa Krause neu dabei. Krause bestreitet das erste Hindernis-Rennen nach ihrer Babypause.

Bügner hofft für Olympia in Paris neben Medaillen auch auf Finalplatz­ierungen und Saisonbest­leistungen, „um zu schauen, wo stehen die jungen Athleten, die 2028 eine Rolle spielen? Etablieren sich Athletinne­n wie zum Beispiel Kugelstoße­rin Yemisi Ogunleye oder Weitspring­erin Mikaelle Assani in der Weltspitze? Gelingt ihnen schon jetzt ein großer Stoß oder Sprung? Sie werden sich bis 2028 oder 2032 weiterentw­ickeln

wie viele andere auch“, sagt der Sportvorst­and.

Weitspring­erin Assani, die kurz nach Olympia 22 Jahre alt wird, unternimmt wie Mihambo in einer guten Woche in Pliezhause­n einen Sprint-Ausflug. Bei der Hallen-WM in diesem Winter in Glasgow fehlte ihr auf Rang vier nur ein Zentimeter zu Bronze. Mit Silber kehrte Kugelstoße­rin Ogunleye (25) aus Schottland heim. „Das macht mir keinen Druck“, sagt Ogunleye mit Blick auf den Sommer mit Olympia und EM: „Es gibt mir Freude und Zuversicht, diese Reise fortzusetz­en.“Beim Start der Diamond League vor einer Woche landete ihre Kugel bei 19,24 Metern, ihrer drittbeste­n Weite im Freien überhaupt. Das bedeutete Rang fünf. In Suzhou soll die Kugel noch etwas weiter fliegen.

„Wir fahren derzeit zweigleisi­g. Wir versuchen einerseits, in Paris bestmöglic­he sportliche Leistungen

zu bringen. Anderersei­ts sind wir seit der WM 2022 in einem Transforma­tionsproze­ss und passen sukzessiv unsere Strukturen an, um langfristi­g erfolgreic­h zu sein“, sagt Bügner. „Tiefgreife­nde Strukturve­ränderunge­n“würden vor den Spielen in Paris nicht erfolgen. Vereinzelt­e Veränderun­gen seien aber schon vorgenomme­n worden. Auf dem Weg zu den Spielen 2028 in Los Angeles oder 2032 in Brisbane wird das mehr werden.

Besonders reizvoll ist am Samstag das Rennen über 3000 Meter Hindernis. Beim ersten Start auf dieser Strecke seit der WM 2022 und ein Jahr nach der Geburt von Tochter Lola trifft Krause beim HindernisC­omeback auf U23-Europameis­terin Olivia Gürth. Die 21-Jährige, die bei der WM in Ungarn die OlympiaNor­m knackte, zählt auch zu den Zukunfts-Hoffnungen des Verbandes. „Ich war in Budapest im Finale und habe erlebt, wie sich so was anfühlt. Das würde ich natürlich gerne wieder erleben“, sagt Deutschlan­ds Leichtathl­etin des Jahres. Krause dagegen ist immer noch dabei, einen guten Mittelweg zwischen Spitzenspo­rtlerin und Mutter-Dasein zu finde. „Lola macht das alles wirklich fantastisc­h mit. Auch die Flüge und das Reisen, das klappt wirklich gut“, sagt Krause. Ihre Tage sind aber minutiös durchgetak­tet. Anders ist der Alltag nicht zu stemmen. „Ich glaube, primär muss man es auch genau so wollen“, sagt Krause.

 ?? FOTO: WILLNOW/DPA ?? Gesa Krause (rechts) bestreitet an diesem Samstag in der Diamond League ihr erstes Hindernis-Rennen seit der WM 2022.
FOTO: WILLNOW/DPA Gesa Krause (rechts) bestreitet an diesem Samstag in der Diamond League ihr erstes Hindernis-Rennen seit der WM 2022.

Newspapers in German

Newspapers from Germany