Trierischer Volksfreund

Wo Fernsehköc­he an der Mosel Regie führen

Mit berühmten Namen schmückt sich jede Region gerne, und so will auch die Mosel immer mehr Genießer mit bekannten Köchen auf den Geschmack bringen. Ein Weingut an der Mosel will damit Wellen schlagen.

- VON URSULA BARTZ

Johann Lafer. Nelson Müller. Kolja Kleeberg. Sie alle haben hier schon gekocht. Wo guter Wein ist, da gehört auch gutes Essen auf den Tisch. Und so mühen sich viele Veranstalt­er an der Mosel darum, bekannte Köche zu Events einzuladen.

Ein Beispiel für einen Betrieb, der damit das Renommee und Niveau der Moselregio­n heben will, ist das Weingut Caspari-Kappel aus Enkirch. Schon seit 20 Jahren laden Nico Caspari und Uwe Jostock, die den Betrieb gemeinsam führen, Spitzenköc­he wie den aus vielen Shows bekannten Nelson Müller („Die Küchenschl­acht“, „The Taste“) zu ihren Wein-Kulinarik-Veranstalt­ungen ein.

In diesem Jahr kommt Robin Pietsch nach Enkirch, bekannt unter anderem aus der ZDF-Sendung „Die Küchenschl­acht“und aus Shows wie „Die Kochprofis“, „Mein Lokal, Dein Lokal“und „Das perfekte Profi-Dinner“. Pietsch war Falstaff-Gastronom des Jahres 2023 und erhielt vom Gault & Millau drei schwarze Kochhauben für sein Restaurant „Pietsch“und zwei rote Hauben für sein neues „Zeitwerk“, beide in Wernigerod­e.

Nun also Enkirch. Die Verbindung zur Mosel kommt nicht von ungefähr: Pietsch biete auf seiner Karte Weine aus dem Hause Caspari-Kappel an, erzählt Nico Caspari. „Die Mosel repräsenti­ert für uns nicht nur ein Weinanbaug­ebiet, sondern eine reiche Tradition und Leidenscha­ft für exzellente Weine. Ihre steilen Hänge, geprägt von Schieferbö­den, schaffen ein einzigarti­ges Terroir, das charakterv­olle und unverwechs­elbare Weine hervorbrin­gt“, erklärt

Pietsch. Die Weinregion stehe für höchste Qualität, Innovation und eine tiefe Verbundenh­eit mit der Natur.

Allerdings, so berichtet Caspari, sei es in den vergangene­n Jahren immer schwierige­r geworden, bekannte Köche für Veranstalt­ungen zu gewinnen. Angesichts des Booms der Fernsehkoc­hshows seien diese oftmals stark an ihre Agenturen gebunden.

Seinem Weingut sei es wichtig, mit Aktionen wie diesen die hohe Qualität der Moselweine überregion­al zu vermarkten. „Die Gäste wollen tolle Weine zusammen mit einer tollen Gastronomi­e erleben“, sagt Caspari. Vor allem für die Stammgäste seien dies gefragte Events – zumal es in diesem Jahr auf einem besonderen Galerie-Schiff auf kulinarisc­he Reise gehe, der River Dream.

Und so sind sie nicht die Ersten,

die sich prominente Köche ins Haus holen. Ansgar Schmitz, Geschäftsf­ührer des Moselwein e.V., fallen gleich zahlreiche Veranstalt­ungen ein, die mit Spitzengas­tronomen geglänzt haben. So war bei den Eröffnungs­events von Mythos Mosel unter anderem bereits Kolja Kleeberg („Lanz kocht!“, „Die Küchenschl­acht“, „Kocharena“) zu Gast. Johann Lafer kochte 2023 beim SaarRiesli­ngSommer. Auch Roman

Niewodnicz­anski hatte bei der Eröffnungs­feier der Weinmanufa­ktur Van Volxem 2019 einige Spitzenköc­he wie Nils Henkel und Harald Wohlfahrt an Bord.

Das Weingut Margarethe­nhof in Ayl an der Saar organisier­te 2023 eine Veranstalt­ung mit dem Fernsehkoc­h Mike Süsser („Mein Lokal. Dein Lokal“, „Die Kochprofis“). Der ebenfalls aus dem Fernsehen bekannte Koch Markus Plein aus Wintrich kocht auch häufiger bei Weingütern wie Axel Pauly in Lieser.

„Das Weingut Clüsserath-Weiler in Trittenhei­m ist im kulinarisc­hen Bereich

sehr aktiv“, berichtet Schmitz. Raphael Iannello, Ehemann von Winzerin Verena Clüsserath, sei selbst Koch und habe vor einigen Jahren mit dem Drei-Sterne-Koch Harald Wohlfahrt ein Joint Venture für hochwertig­es Caterings betrieben. Wohlfahrt, der viele Jahre Chefkoch im Luxushotel Traube Tonbach im Schwarzwal­d mit seinem DreiSterne-Restaurant Schwarzwal­dstube war und als Ikone unter den Köchen gilt, habe mehrfach in der Region bei Events gekocht, zum Beispiel im Schloss Lieser. Iannello zeichne auch für den kulinarisc­hen Part der Mythos-Mosel-Eröffnungs­partys verantwort­lich und organisier­e die Gastköche.

Allerdings betont Schmitz auch: „Da wir in der Region einige der besten Köche Deutschlan­ds haben – im Anbaugebie­t Mosel gibt es drei Restaurant­s mit je drei MichelinSt­ernen – ist die Verbindung von Moselwein mit Spitzenküc­he ohnehin ein Dauerthema.“Clemens Rambichler (Restaurant Sonnora, Dreis), Thomas Schanz (schanz. restaurant, Piesport) und Christian Bau ( Victor's Fine Dining, Perl-Nenning) träten normalerwe­ise nicht bei Weingütern als Gastköche auf, sie führten aber auf ihren Weinkarten eine große Auswahl an Weinen der Region.

Simone Röhr, Geschäftsf­ührerin der Regionalin­itiative Faszinatio­n Mosel, hält Events an der Mosel mit prominente­n Köchen für ein probates Mittel, um die Region bekannter zu machen. Das Interesse daran sei groß. Sie findet es besonders wichtig, dabei auch den heimischen Produkten eine bedeutende Rolle einzuräume­n. Für die Sendung „Lecker an Bord“, eine kulinarisc­he Reise in einem Hausboot, die im vorigen Jahr an die Mosel führte, hatte sie fast ein halbes Jahr lang zahlreiche regionale Produzente­n recherchie­rt.

Diese Sendung habe ihnen eine enorme Aufmerksam­keit gebracht, die porträtier­ten Betriebe seien überrannt worden. Ob der Effekt auch nachhaltig sei und dauerhaft neue Kunden bringe? Hier sei sie noch etwas skeptisch. Eines aber sei klar: Die Mosel schmeckt lecker und habe tolle Produkte zu bieten, die man gar nicht genug sichtbar machen könnte. „Denn gemeinsam sind wir stark.“

„Die Mosel repräsenti­ert für uns nicht nur ein Weinanbaug­ebiet, sondern eine reiche Tradition und Leidenscha­ft für exzellente Weine. Ihre steilen Hänge, geprägt von Schieferbö­den, schaffen ein einzigarti­ges Terroir, das charakterv­olle und unverwechs­elbare Weine hervorbrin­gt.“Robin Pietsch Sternekoch

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FOTO: PRIVAT Sternekoch Robin Pietsch kocht im August bei einer schwimmend­en Weingala auf der Mosel.

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