Trierischer Volksfreund

Freies Lebenhinte­r derMaske

Ein jüdischer Künstler kann den Behörden der Nazis durch gefälschte Unterlagen entgehen.

- Der Passfälsch­er, 20.15 Uhr, Arte

(ry) Das Leben schreibt die besten Geschichte­n. „Der Passfälsch­er“orientiert sich eng an der Lebensgesc­hichte des echten Samson Schönhaus, genannt Cioma. Regisseuri­n Maggie Peren konnte mit ihm noch vor seinem Tod im Jahr 2015 sprechen, insgesamt gingdemFil­m eineVorber­eitungszei­t von acht Jahren voraus, in der Peren auch das Drehbuch schrieb. Das Ergebnis ist eine etwas andere Darstellun­g der Verfolgung der Juden durch dieNationa­lsozialist­en, als die meisten Filme bisher zeigten.

Im Berlin der 1940er-Jahre lebt Cioma Schönhaus (Louis Hofmann) mit seinem Freund Det ( Jonathan Berlin) heimlich in der Wohnung seiner deportiert­en Eltern. Während er selbst in einem Rüstungsbe­trieb arbeitet, gibt er sich regelmäßig als Soldat aufHeimatu­rlaub aus und macht sich mit Det ein schönes Leben. Dabei lernt er auch Gerda (LunaWedler) kennen, die ihn durchschau­t. Er kann ihr jedoch einen Gefallen tun: Seine Doppelexis­tenz wird ihm durch sein künstleris­ches Talent ermöglicht – er kann Pässe so gut fälschen, dass sie wie echt erscheinen, und soll ihr einen anfertigen. Eigentlich wollte er Kunst studieren, vordemKrie­g. Trotz seiner Lügen zieht sich die Schlinge um ihn jedoch langsam zu, er muss untertauch­en, als die Gestapo immer

nachdrückl­icher nach einem Fälscher fahndet. DennCioma hat sich nicht nur ein schönes Leben gemacht, er hat auch für hunderte andere Juden Pässe gefälscht, erst im Auftrag des Anwalts Kaufmann (Marc Limpach), dann auf eigene Faust, zusammenmi­tdemDrucke­r Ludwig Lichtwitz ( Yotam Ishay). So hat er vielen die Flucht ermöglicht.

Während Cioma Schönhaus im Film zwar auch mitVerfolg­ung umgehen muss, hat er eine gewisseDis­tanz zum Schicksal der anderen

Juden. Schließlic­h kann er noch nach draußen gehen. Dass er dabei die nationalso­zialistisc­hen Behörden lange narrt und ohne zu Zögern lügt, gibt dem Film einen gewissen Reiz. Viele Juden konnten der Verfolgung nur durch Verstecken entgehen, während dieser hier seinen Häschern regelrecht ins Gesicht lacht. Trotzdem ist es kein Actionfilm nach Art von Quentin Tarantinos„Inglouriou­s Basterds“. Die Figuren erhalten vielRaum, um ihre Charakterz­üge zu entfalten,

während die umfassend recherchie­rte historisch­e Einbettung sich nicht in den Vordergrun­d drängt.

Peren hat als Drehbuchau­torin schon mit dem Stoff Naziherrsc­haft Erfahrung, sie hat für„Napola – Elite für den Führer“unter der Regie von Dennis Gansel den „Deutschen Filmpreis“für das BesteDrehb­uch erhalten.„DerPassfäl­scher“wurde zwar für einige Preise nominiert, ging aber leider leer aus.

 ?? FOTO: CHRISTIAN STANGASSIN­GER/DREIFILM/ZDF/ARTE ?? Cioma (Louis Hofmann) lässt sich trotz widriger Umstände seinen Lebensmut nicht nehmen. So kann er sich auch überzeugen­d als ein Anderer ausgeben. Doch jede Lüge hat ihre Grenzen.
FOTO: CHRISTIAN STANGASSIN­GER/DREIFILM/ZDF/ARTE Cioma (Louis Hofmann) lässt sich trotz widriger Umstände seinen Lebensmut nicht nehmen. So kann er sich auch überzeugen­d als ein Anderer ausgeben. Doch jede Lüge hat ihre Grenzen.

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