Heimkehr eines legendären Direx
21 Jahre lang hat Meinhard Lentz das damalige Hindenburg-Gymnasium Trier (HGT). Am Samstag ist er im Alter von 92 Jahren in Bonn gestorben. Beigesetzt wird er in Trier.
Ein Fackelzug für einen Schulleiter am Vorabend der Verabschiedung in den Ruhestand: Diese Ehre wurde Ende Oktober 1992 Meinhard Lentz zuteil. Rund 200 Schüler des damaligen Hindenburg-Gymnasiums (heute HumboldtHGT) zogen von der Irscher Mühle bergauf zum Haus von Lentz in Trier-Irsch. Nicht ohne Vorankündigung, denn Ehefrau Marlies (Lehrerin am AngelaMerici-Gymnasium, AMG) war dezent „vorgewarnt“worden: „Einige HGTler“wollten, so hieß es, ihrem Direx eine Freude machen.
Der Plan ging auf, auch wenn die Demo – übrigens ordnungsgemäß angemeldet bei der Stadt und begleitet von Malteser-Sanitätern – hinsichtlich der Dimension sämtliche Erwartungen sprengte. So wurde der gerührte und ausnahmsweise mal ziemlich sprachlose Lentz neben dem offiziellen Akt in der HGT-Aula auch so verabschiedet, wie es sonst nur beliebte Uni-Professoren vor dem Weggang an eine andere Hochschule erleben.
Lentz – ein Schulleiter mit Profil, der seinen Schülern etwas zu sagen und auch für die Zeit nach der Schule mitzugeben hatte. „Ein Mann auch mit Ecken und Kanten, der ob seiner Persönlichkeit der gesamten Schulgemeinschaft auch etwas sagen konnte. Er hat Schülern und Kollegen das Arbeiten vorgelebt, nichts von anderen verlangt, was er nicht auch sich selbst abverlangt hätte. Er hat nicht delegiert, sondern vorgemacht“, charakterisiert ihn sein langjähriger HGT-Kollege und späterer Trierer Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink (68); „Und das trotz seiner Behinderung durch die Kinderlähmung, die ihn im linken Bein und im linken Arm sehr beeinträchtigte.“
Meinhard Lentz, geboren in Prüm, wurde die Schulleiter-Laufbahn in die Wiege gelegt. Sein Vater war Direktor des Prümer Regino-Gymnasiums; sein Bruder Hermann Josef Lentz leitete viele Jahre das Carl-Bosch-Gymnasium in Ludwigshafen. Ans HGT kam er 1961; 1971 übernahm er die Leitungsfunktion, die er 21 Jahre lang innehatte. Lentz (Unterrichtsfächer: Deutsch und Geschichte) wehrte die drohende Schließung „seines“Gymnasiums ab (die schließlich das Treviris-Gymnasium, TGT, traf), führte die Ganztagsschule in offener Form ein und betrieb die Generalsanierung des HGT-Gebäudes.
Trier blieb er lange treu. Bis zum Frühjahr 2021 wohnte der inzwischen verwitwete Vater von zwei Töchtern und zwei Söhnen in TrierIrsch. Dann zog er in die Seniorenresidenz Augustinum in Bonn, wo er am vergangenen Samstag im Alter von 92 Jahren gestorben ist. Nun kehrt er dorthin zurück, wo er unvergessen geblieben ist – nach Trier. Am Freitag wird er nach der Trauerfeier (9 Uhr) auf dem Friedhof von St. Matthias beigesetzt. Die Grabstätte hat er vor langer Zeit selbst ausgewählt.