Trierischer Volksfreund

Wo die Frasers Group überall mitmischt

Die britische Frasers Group will sich in Bitburg ansiedeln. So richtig greifbar ist das Unternehme­n für viele nicht. Dabei haben sie bei Marken ihre Finger im Spiel, die nun wirklich jeder kennt. Und im Fußball.

- VON CHRISTIAN THOME Weitere Fotos unter www.volksfreun­d.de/fotos Produktion dieser Seite: Sabine Ganz

ehrlich: Als eine gewisse Frasers Group im Frühjahr 2022 ankündigte, sich auf dem Flugplatz Bitburg niederzula­ssen, wusste nicht direkt jeder, um was für ein Unternehme­n es sich da handelte. Klar, vieles sprach sich schnell rum, das Wort „Sportartik­elriese“machte die Runde. Und überhaupt: Heute findet sich im Internet ja schnell jegliche Informatio­n über ein solches Unternehme­n.

Zum Beispiel die, welche Marken zum Portfolio der Frasers Group gehören. Alle mehr oder minder bekannt: Unter „Everlast“können sich vor allem noch Boxfans etwas vorstellen, bei „Flannels“, „Jack Wills“, „I Saw It First“& Co. wird es dann aber schon eng. Dabei ist das Frasers-Geschäftsm­odell einfach erklärt: Sie verkaufen Mode, meist sportliche. Damit will die Gruppe die Vormacht beim Sportfachh­andel auf dem europäisch­en Markt werden.

Dieses Geschäft ist jedoch nicht das einzige, in dem die Frasers Group weltweit aktiv ist. Vieles läuft auch im Hintergrun­d ab. Stichwort: Beteiligun­gen an anderen Marken

und Unternehme­n. Steigt man etwas tiefer in die Firmenstru­ktur ein, dann fallen schnell Namen, die bekannter sind als die oben genannten.

Wer im Internet nach Klamotten sucht, der kommt (teilweise unwissentl­ich) kaum an der Gruppe vorbei. Spätestens dann nicht mehr, wenn er auf der Homepage des Versandhan­dels „Asos“landet. Der Händler verkauft weltweit Modeartike­l

von mehr als 850 Marken – und ist damit zum größten Online-Versandhan­del in Großbritan­nien geworden. Umsatz im vergangene­n Jahr: rund vier Milliarden Euro.

Nach mehreren Zukäufen, zuletzt im März dieses Jahres, hält die Frasers Group rund 23 Prozent der Anteile an Asos. Etwas weniger Anteile (15 Prozent) hält die Gruppe an „Boohoo“, einem weiteren Kleidungsv­ersand, der Milliarden­umsätze

generiert. 2022 kaufte die Frasers Group außerdem 15 Modemarken von „JD Sports“, die sich nun in der Trier Galerie niederlass­en.

Zukäufe wie bei diesen beiden Unternehme­n zeigen klar die Frasers-Strategie, die auf Wachstum ausgelegt ist. Es ist kein Geheimnis, dass die Briten das auch über eine Akquisitio­n in Deutschlan­d versuchten: Ende vergangene­n

Jahres wollte die Frasers Group die Sportartik­elkette „Sport Scheck“übernehmen. Alles schien unter Dach und Fach, Frasers-Projektlei­ter Rupert Visick sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: „Mit der Übernahme baut Frasers seine Präsenz in Deutschlan­d, einem der größten Sportartik­elmärkte Europas, aus.“

Nur: Die Übernahme platzte. Das Unternehme­n samt seinen 26 Filialen ging an den italienisc­hen Konkurrent­en „Cisalfa“, der sich im vergangene­n November bereits 50 Filialen der Intersport-Tochter „Sport Voswinkel“sichern konnte. Zwar konnte sich die Frasers Group im Gegenzug den niederländ­ischen Vertreiber „Twinsport“sichern, der jedoch „nur“17 Filialen in den Niederland­en sein Eigen nennt.

Auch wenn es in Deutschlan­d bisher nicht so recht funktionie­ren wollte: Das Handeln der Briten wird immer wieder als „aggressive Expansions­strategie“beschriebe­n. Wäre eine gesamte Übernahme auch hinsichtli­ch Asos und Boohoo eine Option? Schwierig. Branchenma­gazine gehen nicht nur von großem Widerstand der Hauptaktio­näre, sondern auch der Wettbewerb­shüter aus. Generell bezeichnen sich die Briten immer wieder als „unterstütz­ender Anteilseig­ner“.

Wie auch bei einer der bekanntest­en Marken Deutschlan­ds: Hugo Boss. Auch an ihr ist die Frasers Group beteiligt. 2020 stieg man mit 5,1 Prozent beim deutschen Moderiesen ein, um einige Wochen später auf zehn Prozent zu erhöhen. Mittlerwei­le sind es zwar „nur“noch 1,63 Prozent – dazu kommen aber viele Aktienopti­onen, die immer wieder ermögliche­n, die Höhe der Anteile zu verändern.

Apropos Prozente: Hinter all dem steckt vor allem Mike Ashley. Er gründete die Frasers Group einst als „Sports Direct“, hält auch heute noch 69 Prozent an der Gruppe. Ashley ist mehrfacher Milliardär und schrammte im vergangene­n Jahr nur knapp an den Top-500 der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt vorbei. Ashley könnte vor allem Fußballfan­s ein Begriff sein. Zumindest dann, wenn sie sich mit der englischen Premier League beschäftig­en. Denn da war er 2021 sehr präsent in den Medien ...

Mike Ashley verkaufte damals den Fußballver­ein Newcastle United, den er 2007 für rund 150 Millionen Euro gekauft hatte. Dass Ashley den Verein loswerden wollte, war kein Geheimnis, er hatte es in den Jahren zuvor immer wieder versucht. Was in der Fußballwel­t eher für Aufsehen sorgte, waren die neuen Eigentümer: ein saudi-arabisches Konsortium. Menschenre­chtler schlugen Alarm, Fans waren schockiert. Im vergangene­n Jahr traf Newcastle United in der Champions League unter anderem auf Borussia Dortmund.

Zurück zu Frasers: Ashley – und damit indirekt auch „seine“Gruppe“– verdiente nicht schlecht daran: Etwa 350 Millionen Euro sollen die neuen Eigentümer aus dem Golfstaat bezahlt haben.

Das alles zeigt: Die, die da in Bitburg bauen, haben bei ziemlich vielen Dingen ihre Finger im Spiel. Wenn auch teilweise so, dass der Kunde es nicht merkt.

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FOTO: LINDSEY PARNABY/EPA Mike Ashley (hier bei einem Spiel 2008), besaß unter anderem Newcastle United. Er ist der Gründer der Frasers Group.

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