Wo die Frasers Group überall mitmischt
Die britische Frasers Group will sich in Bitburg ansiedeln. So richtig greifbar ist das Unternehmen für viele nicht. Dabei haben sie bei Marken ihre Finger im Spiel, die nun wirklich jeder kennt. Und im Fußball.
ehrlich: Als eine gewisse Frasers Group im Frühjahr 2022 ankündigte, sich auf dem Flugplatz Bitburg niederzulassen, wusste nicht direkt jeder, um was für ein Unternehmen es sich da handelte. Klar, vieles sprach sich schnell rum, das Wort „Sportartikelriese“machte die Runde. Und überhaupt: Heute findet sich im Internet ja schnell jegliche Information über ein solches Unternehmen.
Zum Beispiel die, welche Marken zum Portfolio der Frasers Group gehören. Alle mehr oder minder bekannt: Unter „Everlast“können sich vor allem noch Boxfans etwas vorstellen, bei „Flannels“, „Jack Wills“, „I Saw It First“& Co. wird es dann aber schon eng. Dabei ist das Frasers-Geschäftsmodell einfach erklärt: Sie verkaufen Mode, meist sportliche. Damit will die Gruppe die Vormacht beim Sportfachhandel auf dem europäischen Markt werden.
Dieses Geschäft ist jedoch nicht das einzige, in dem die Frasers Group weltweit aktiv ist. Vieles läuft auch im Hintergrund ab. Stichwort: Beteiligungen an anderen Marken
und Unternehmen. Steigt man etwas tiefer in die Firmenstruktur ein, dann fallen schnell Namen, die bekannter sind als die oben genannten.
Wer im Internet nach Klamotten sucht, der kommt (teilweise unwissentlich) kaum an der Gruppe vorbei. Spätestens dann nicht mehr, wenn er auf der Homepage des Versandhandels „Asos“landet. Der Händler verkauft weltweit Modeartikel
von mehr als 850 Marken – und ist damit zum größten Online-Versandhandel in Großbritannien geworden. Umsatz im vergangenen Jahr: rund vier Milliarden Euro.
Nach mehreren Zukäufen, zuletzt im März dieses Jahres, hält die Frasers Group rund 23 Prozent der Anteile an Asos. Etwas weniger Anteile (15 Prozent) hält die Gruppe an „Boohoo“, einem weiteren Kleidungsversand, der Milliardenumsätze
generiert. 2022 kaufte die Frasers Group außerdem 15 Modemarken von „JD Sports“, die sich nun in der Trier Galerie niederlassen.
Zukäufe wie bei diesen beiden Unternehmen zeigen klar die Frasers-Strategie, die auf Wachstum ausgelegt ist. Es ist kein Geheimnis, dass die Briten das auch über eine Akquisition in Deutschland versuchten: Ende vergangenen
Jahres wollte die Frasers Group die Sportartikelkette „Sport Scheck“übernehmen. Alles schien unter Dach und Fach, Frasers-Projektleiter Rupert Visick sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: „Mit der Übernahme baut Frasers seine Präsenz in Deutschland, einem der größten Sportartikelmärkte Europas, aus.“
Nur: Die Übernahme platzte. Das Unternehmen samt seinen 26 Filialen ging an den italienischen Konkurrenten „Cisalfa“, der sich im vergangenen November bereits 50 Filialen der Intersport-Tochter „Sport Voswinkel“sichern konnte. Zwar konnte sich die Frasers Group im Gegenzug den niederländischen Vertreiber „Twinsport“sichern, der jedoch „nur“17 Filialen in den Niederlanden sein Eigen nennt.
Auch wenn es in Deutschland bisher nicht so recht funktionieren wollte: Das Handeln der Briten wird immer wieder als „aggressive Expansionsstrategie“beschrieben. Wäre eine gesamte Übernahme auch hinsichtlich Asos und Boohoo eine Option? Schwierig. Branchenmagazine gehen nicht nur von großem Widerstand der Hauptaktionäre, sondern auch der Wettbewerbshüter aus. Generell bezeichnen sich die Briten immer wieder als „unterstützender Anteilseigner“.
Wie auch bei einer der bekanntesten Marken Deutschlands: Hugo Boss. Auch an ihr ist die Frasers Group beteiligt. 2020 stieg man mit 5,1 Prozent beim deutschen Moderiesen ein, um einige Wochen später auf zehn Prozent zu erhöhen. Mittlerweile sind es zwar „nur“noch 1,63 Prozent – dazu kommen aber viele Aktienoptionen, die immer wieder ermöglichen, die Höhe der Anteile zu verändern.
Apropos Prozente: Hinter all dem steckt vor allem Mike Ashley. Er gründete die Frasers Group einst als „Sports Direct“, hält auch heute noch 69 Prozent an der Gruppe. Ashley ist mehrfacher Milliardär und schrammte im vergangenen Jahr nur knapp an den Top-500 der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt vorbei. Ashley könnte vor allem Fußballfans ein Begriff sein. Zumindest dann, wenn sie sich mit der englischen Premier League beschäftigen. Denn da war er 2021 sehr präsent in den Medien ...
Mike Ashley verkaufte damals den Fußballverein Newcastle United, den er 2007 für rund 150 Millionen Euro gekauft hatte. Dass Ashley den Verein loswerden wollte, war kein Geheimnis, er hatte es in den Jahren zuvor immer wieder versucht. Was in der Fußballwelt eher für Aufsehen sorgte, waren die neuen Eigentümer: ein saudi-arabisches Konsortium. Menschenrechtler schlugen Alarm, Fans waren schockiert. Im vergangenen Jahr traf Newcastle United in der Champions League unter anderem auf Borussia Dortmund.
Zurück zu Frasers: Ashley – und damit indirekt auch „seine“Gruppe“– verdiente nicht schlecht daran: Etwa 350 Millionen Euro sollen die neuen Eigentümer aus dem Golfstaat bezahlt haben.
Das alles zeigt: Die, die da in Bitburg bauen, haben bei ziemlich vielen Dingen ihre Finger im Spiel. Wenn auch teilweise so, dass der Kunde es nicht merkt.