Trierischer Volksfreund

Petition gegen Schulleite­r am Gymnasium Konz zurückgezo­gen

Mit einer Unterschri­ften-Aktion versuchten Elternvert­reter und Schüler den Direktor abzusetzen. Bald darauf wurde die Petition jedoch zurückgezo­gen. Warum?

- VON CHRISTIAN KREMER

„Unserer Meinung nach gefährdet der Schulleite­r durch sein Handeln/Nichthande­ln das Wohl der Schule und ihrer Gemeinscha­ft erheblich, wodurch er den Schulfried­en bereits zerstört hat“, beginnt der Text einer Petition zum Konzer Gymnasium. Am 4. Mai ist sie auf der Plattform openpetiti­on.de erschienen, mit dem Ziel, dass der Leiter der Schule mit anderen Aufgaben betraut werden soll. Der Vorwurf: Durch einen Mangel an Engagement, Feingefühl und Führungsko­mpetenz schüre der Schulleite­r Unzufriede­nheit unter Lehrern und Schülern und schade dem Ruf der Schule. Innerhalb von drei Tagen haben sie mehr als 1300 Menschen unterzeich­net. Mehr als 360 Kommentare waren darunter öffentlich einsehbar. Fast alle bestätigte­n den Text der Petition in der ein oder anderen Hinsicht.

Darum wurde die Petition zurückgezo­gen

Trotzdem hat der Initiator, Regionalel­ternsprech­er im Bezirk Trier und Vorsitzend­er des Vereins Zentrum Eltern helfen Eltern (Z-EhE), Reiner Schladweil­er, sie am Mittwoch zurückgezo­gen. Auf Nachfrage, warum er das getan hat, verweist Schladweil­er auf teils unmenschli­che und personenbe­zogene Kommentare. Zudem betont er, dass das Ziel der Petition erreicht sei: „Wir wollten dass die Angelegenh­eit weiter aufmerksam von der ADD verfolgt wird und eine für die Schulgemei­nschaft untragbare Situation an der Schule eine schnelle Lösung findet.“Die Probleme hätten er und andere Eltern Ende letzten Jahres auch schon direkt bei der Aufsichtsu­nd Dienstleis­tungsdirek­tion (ADD) in Trier vorgetrage­n. „Mir wäre es ohne Petition lieber gewesen, wenn sich vorher schon etwas für uns Sichtbares

getan hätte“, sagt Schladweil­er. Aber nach den Gesprächen von Eltern mit der Schulaufsi­cht habe man so gut wie nichts mehr gehört. Allgemein kritisiert Schladweil­er die „Überfracht­ung von Schulleite­rn mit Verwaltung­saufgaben“. Zudem würden an vielen Stellen Schulleitu­ngen gesucht, aber es ist immer schwerer, diese zu besetzen. Das liege daran, dass die Position vom System her mit Aufgaben überlastet sei. Das könne ein Schulleite­r nur durch gute Personalfü­hrung, ein vertrauens­volles Miteinande­r im Kollegium und das Delegieren von Aufgaben kompensier­en, wenn überhaupt.

Wie Openpetiti­on reagiert hat

Schon bevor Schladweil­er die Petition zurückgezo­gen hat, ist die Redaktion von Openpetiti­on aktiv geworden. Am späten Dienstagna­chmittag war die Petition mit einem Hinweis versehen: „Ist die Richtigkei­t von Aussagen in einer Petition umstritten, bzw. sind die Aussagen spekulativ, widersprüc­hlich oder wissenscha­ftlich nicht hinreichen­d belegt, werden die Unterstütz­enden darauf hingewiese­n und die Petition wird nicht öffentlich gelistet“, hieß es da. Cai Schultz, Sprecher von Openpetiti­on.de erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion: „Gerade, wenn es in Petitionen um Anschuldig­ungen gegen Personen geht, müssen wir unserer Verantwort­ung als Plattform gerecht werden, die keinen Platz für Beleidigun­gen oder Hetze bieten darf.“Im Fall der Schule habe die Plattform keine gesicherte­n Quellen überprüfen können, was für die Glaubwürdi­gkeit einer Petition äußerst wichtig sei. Aber: „Es schien den Menschen allerdings ein Bedürfnis zu sein, diese Petition zu unterschre­iben und ihre Meinung zu äußern“, sagt Schultz. Schon beim Freischalt­en der Petition zum Gymnasium sei dem

Team klar gewesen, „dass es hier zu Komplikati­onen kommen könnte, deswegen hatten wir die Petition von Anfang an im Blick. Aufgrund der Resonanz der Petition haben wir uns dann für das Einsetzen des Banners entschiede­n.“

Ziel erreicht – Behörde wird tätig

Inzwischen wurde die Unterschri­ftensammlu­ng vor Erreichen des Ziels beendet. Schultz erläutert das: „Petitionen löschen wir aus Transparen­zgründen nie.“Den Kommentar- und Debattenbe­reich habe die Openpetiti­on-Redaktion inzwischen ausgeblend­et, weil es dort zu Beleidigun­gen gekommen sei. „Auf Wunsch der Petenten kann die Petition auch nicht mehr unterschri­eben werden, er hat sie zurückgezo­gen“, sagt Schultz. Die Petition werde nicht mehr öffentlich angezeigt. Schultz: „Das Ziel der Petenten ist erreicht, die Schulaufsi­chtsbehörd­e wird sich der Thematik annehmen.“

Das ist aus Sicht von Heike Bucher bitternöti­g. Die ehemalige Schulelter­nsprecheri­n des Konzer Gymnasiums bestätigt die in der Petition beschriebe­nen Probleme am Konzer Gymnasium. „Der gute Ruf der Schule ist seit Jahren dahin, damit hat diese Petition nichts zu tun.“Der Schulelter­nbeirat habe sich bereits 2018 über den Schulleite­r bei der ADD beschwert. „Es ging vorrangig um die vielen Unterricht­sstunden, die ausfielen“, sagt Bucher. Die Art des Schulleite­rs sei aber auch schon Thema gewesen. „Wenn die ADD jetzt also behauptet, man müsse ihr Zeit geben, um bestimmte Maßnahmen wirken zu lassen, ist das schon sehr zynisch.“Die ADD hat die Petition auf Anfrage unserer Redaktion aufs Schärfste verurteilt. In Bezug auf die Probleme an der Schule versichert die Behörde, dass intern an einer Lösung gearbeitet werde. Der Schulleite­r wollte sich nicht zu Details äußern und verwies auf die Aussagen der ADD zu dem Fall.

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