Benfares muss sich vor Gericht verantworten
Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen des Verdachts des unerlaubten Selbstdopings. Triererin Gesa Krause ist „ schockiert“.
Gesa Krause war „schockiert“, als sie die Nachricht das erste Mal hörte. „Doping ist ein alltäglicher Begleiter aller Athleten, weil es immer wieder welche gibt, die den falschen Weg einschlagen“, sagt Deutschlands HindernisStar vom Silvesterlauf-Verein Trier: „Aber ich glaube oft an das Gute im Menschen. Ich bin nicht der Typ, der andere Athleten sieht und denkt, die sind nur so gut, weil sie irgendwelche Substanzen genommen haben“. Die Entwicklungen im Fall Sara Benfares,
die wie Krause bei der Weltmeisterschaft 2022 in Eugene am Start war und als Mittelstreckenläuferin vergleichbare Anforderungen im Training meistern muss, „wollte ich erst nicht glauben“, sagt Krause: „Ich habe mich mit Sara immer gut verstanden. Ich mag sie als Menschen sehr gerne. Aber die Fakten sprechen gegen sie.“
Die Fakten sind bekannt. Bei Benfares wurden in drei Dopingproben fünf verbotene Substanzen nachgewiesen, darunter Erythropoetin (Epo) und Clenbuterol. Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) hat Benfares für fünf Jahre gesperrt, länger als üblich, und sprach in der Begründung von „erschwerenden Umständen“. Die nach dem Bekanntwerden
des ersten positiven Dopingtests von Vater Samir Benfares vorgebrachte Erklärung, seine Tochter leide an Knochenkrebs, habe eine Chemotherapie machen müssen, erwies sich als unwahr. Anwalt Dubravko Mandic sprach später von einer „Überforderung“des Vaters mit der Situation.
Mandic geht im Auftrag seiner 22 Jahren alten Athletin gegen die Entscheidung der NADA vor und beantragte die Einleitung eines Disziplinarverfahrens beim Deutschen Sportschiedsgericht. Benfares leide an einer diffusen Knochenerkrankung und befinde sich seit geraumer Zeit in Behandlung, in deren Rahmen sie die Präparate verabreicht bekam – ohne zu wissen, dass es sich dabei um Dopingmittel gehandelt habe. Und zu einem Zeitpunkt, an dem sie schon keine Spitzensportlerin mehr gewesen sei.
Das ist die Version von Sara Benfares und Anwalt Mandic – nicht nur gegenüber der NADA, sondern vor allem im anstehenden Strafprozess. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken bestätigte dem SR, Anklage erhoben zu haben gegen Benfares – wegen des Verdachts des unerlaubten Selbstdopings gemäß §§ 3 Abs.1, 4 Abs.1 Nr.4, 4 Abs.7 AntiDopG. Benfares muss sich damit vor dem Amtsgericht Saarbrücken verantworten.
Ihr wird laut Anklageschrift vorgeworfen, „im Jahr 2023 bis Anfang 2024 als Spitzensportlerin wissentlich und willentlich Präparate mit den Wirkstoffen Erythropoetin, Clenbuterol, exogenes Testosteron, Ostarin und Stenabolic zu sich genommen zu haben, ohne dass für die Einnahme eine medizinische
Indikation bestand. Durch die Einnahme der Substanzen soll die Angeschuldigte beabsichtigt haben, ihre sportliche Leistungsfähigkeit bei Wettkämpfen zu steigern“.
Wie die Staatswaltschaft mitteilte, habe Benfares erklärt, „infolge ihres Gesundheitszustandes im Tatzeitraum keine Spitzensportlerin mehr gewesen zu sein“. Das dürfte ein Knackpunkt in der Verhandlung sein, wobei Benfares die Argumentation schwer fallen dürften. Schließlich war sie zum Zeitpunkt Kaderathletin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Mitglied des Teams Saarland für Paris und Olympia-Hoffnung des LC Rehlingen, der sich nach ihrem und dem positiven Dopingtest ihrer Schwester Sofia von der gesamten Familie getrennt hat. Johannes Kopkow, Vorstand des Landessportverbandes, verurteilte das Verhalten von Benfares scharf und lobt den Verein: „Ich möchte ausdrücklich festhalten, dass der LC Rehlingen vorbildlich, proaktiv und vorausschauend mit dem Verfahren umgegangen ist.“
Benfares hatte nicht nur bis Anfang 2024 Fördergelder von Verbänden und Verein bezogen, sondern sich auch Ende 2023 in einem Interview der Saarbrücker Zeitung klar zu ihren Zielen geäußert: den Gewinn einer olympischen Medaille.
Wann der Prozess beginnt, ist noch nicht bekannt. Aber er verspricht Spannung. Und wird auch Thema sein rund um das Pfingstsportfest des LC Rehlingen am 19. Mai. Gesa Krause wird auch da sein und über 1500 Meter laufen. Sie freut sich auf „ein stimmungsvolles Event“– ohne die Familie Benfares.
„Ich habe mich mit Sara immer gut verstanden. Aber die Fakten sprechen gegen sie.“Hindernis-Star Gesa Krause über die gedopte Sara Benfares