Luxemburgs Ex-Premier Bettel gratuliert Tali
Die Sängerin Tali hat den Sprung ins Finale des 68. Eurovision Song Contests in Malmö geschafft. Eindrücke und Aussichten.
mehr als zwei Stunden steht am sehr späten Dienstagabend endlich fest: Neben Serbien, Portugal, Slowenien, die Ukraine, Litauen, Finnland, Zypern, Kroatien und Irland hat es nach 31 Jahren Abwesenheit vom Eurovision Song Contest (ESC) Luxemburgs Beitrag geschafft – die Sängerin Tali Golergant wird für das Großherzogtum ins Finale am Samstag, 11. Mai, einziehen.
Groß ist die Freude der Luxemburgerinnen und Luxemburger, wenn man sich die Kommentare in den Sozialen Medien anschaut: „Oh main Gott, mir hunn esou matgefiebert!“„Félicitatioun a vi l Gleck“„Mir sin mega frou. Geff alles den Samsten.“Einer derjenigen, die die Teilnahme Luxemburgs nach 31 Jahren Abstinenz im vergangenen Jahr noch vor der letzten Parlamentswahl eingefädelt hat, ist Ex-Premier und der aktuelle Außenminister Luxemburg, Xavier Bettel. „Congrats Tali mee waat e Stress bis zum Schluss“, postet der bekennende ESC-Fan etwa über X und Facebook. Er hatte sich höchstpersönlich für einen Wiedereinstieg Luxemburgs eingesetzt, auch um „den europäischen und auch internationalen Esprit des Großherzogtums in den Bereichen Medien und Musik zu bekräftigen“, hatte der ExPremier damals gesagt.
Vor gut drei Jahrzehnten hatte Luxemburg seine weitere Teilnahme an dem Europäischen Musikwettbewerb aus Kostengründen abgesagt. Dabei wissen eingefleischte ESC-Fans, dass das Großherzogtum nicht nur zu den Gründungsländern
des Eurovision Song Contest gehört. Es konnte auch bereits fünf Mal den Grand Prix Eurovision de la Chanson, wie er damals noch hieß, nach Luxemburg holen. Und das, obwohl viele der Interpreten gar
keine Luxemburger waren, sondern eher Musik-Vasallen, die für dem kleinen Land ihre Stimme liehen. Beispiele sind da etwa France Gall (Frankreich), Nana Mouskouri und Vicky Leandros (Griechenland), oder
Jürgen Marcus und Chris Roberts (Deutschland).
Hier hat Tali nun mehr Einheimisches zu bieten. Die 23-Jährige, die ihren Abschluss an der International School of Luxembourg machte und derzeit am Marymount Manhattan College in New York Musiktheater studiert, lebt seit ihrem elften Lebensjahr in Luxemburg. Im Halbfinale hatte sie nicht nur das Publikum vor Ort im Griff. Weil die Wahl der zehn Finalteilnehmenden aus insgesamt 15 Beiträgen ausschließlich durch europäische Publikum auf ihren Sofas getroffen wurde, war die Show auch perfekt aufs Fernsehen ausgerichtet.
Dass Tali schon im Vorfeld durchaus gute Chancen aufs Finale eingeräumt wurden, zeigte sie selbst noch kurz vor dem Auftritt, also sie selbstbewusst davon gegenüber Luxemburger Medien davon sprach: „Ich glaube, dass die Chancen richtig gut stehen.“Sie sollte Recht behalten. Ihr Song „Fighter“ist einerseits gefühlvoll, andererseits – garniert mit viel Pyrotechnik und Tanzeinlagen – energiegeladen. Außerdem ist der Song teils in Englisch, teils in Französisch gesungen – eine Hommage an die alten Zeiten des Grand Prix` Eurovision de la Chanson. Keine Spur von Partysound, schriller Kostümierung und Klamauk.
Groß ist die Erleichterung nicht nur nach dem Auftritt, als sich die Luxemburger Delegation in den Armen liegt – jetzt hoffen Tali, aber auch ihre Luxemburger Landsleute und nicht zuletzt Ex-Premier Xavier Bettel, nach mehr als drei Jahrzehnten musikalisch wieder im europäischen Musik- und Show-Business mitmischen, die Trophäe am Samstag erringen – und die aktuellen Kosten von rund 1,1 Millionen Euro wieder einfahren zu können. Tali gibt sich selbstbewusst: „Ich bin so stolz, mein Heimatland hier zu repräsentieren.“