Union Berlin setzt im Saisonfinale voll auf Grote
Nach dem Aus von Nenad Bjelica soll der 51-Jährige den Verein vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga bewahren. Kellerduell beim 1. FC Köln.
(sid) Anpacken im Abstiegskampf – Marco Grote nahm seinen Auftrag für die Rettermission beim Fußball-Bundesligisten Union Berlin wörtlich. Noch bevor die Mannschaft den Rasen zum Training unter dem neuen Interimscoach betrat, schleppte Grote mit seinem Staff die Tore eigenhändig über den Platz und bereitete die Einheit bei bestem Frühlingswetter akribisch vor.
Es herrschte gute Laune, auch die Spieler hatten sichtlich Spaß, vom Existenzkampf war nichts zu spüren. „Es sprüht gerade zu vor Energie“, sagte Präsident Dirk Zingler über die Aufbruchstimmung an der Alten Försterei: „Wir sind optimistisch, mit dem Team in den nächsten zwei Spielen erfolgreich zu sein. Wir trauen ihnen das zu 100 Prozent zu.“
Grote (51) soll Union mit den Co-Trainern Marie-Louise Eta und Sebastian Bönig nach dem Aus von Cheftrainer Nenad Bjelica vor dem Abstieg bewahren. Eine historische Saison, in der die Köpenicker sich in der Gruppenphase der Champions
League mit Finalist Real Madrid messen durften, endet im Kampf um den Klassenverbleib. Zumindest der direkte Abstieg kann im Abstiegsgipfel an diesem Samstag beim 1. FC Köln (15.30 Uhr/Sky) verhindert werden. Sechs Punkte Vorsprung hat Union (15.) auf den FC (17.), ein Unentschieden schickt Köln in die 2. Bundesliga.
Die Relegation ist für Union das größere Droh-Szenario. Der Vorsprung auf den FSV Mainz 05 beträgt nur einen Zähler. „Wir wollen die
Relegation natürlich vermeiden“, sagte Zingler, auch wenn es „Kaufleute bei uns gibt, die sagen: Lasst uns das Spiel doch mitnehmen, und dann gewinnen wir. So wahnsinnig bin ich nicht.“
In den verbleibenden beiden Spielen in Köln und gegen den SC Freiburg soll Grote die verloren gegangene Stabilität zurückbringen. Eine völlig verkorkste Halbzeit wie zuletzt beim 3:4 gegen den VfL Bochum kann sich Union nicht mehr leisten. „Ich hoffe, dass wir vier
Halbzeiten spielen werden, die uns in der Liga halten“, sagte Zingler, für den das Finale im Abstiegskampf „vorrangig eine mentale Frage“ist.
Andere Fragen sollen später beantwortet werden. Wer Union Berlin in der kommenden Saison trainiert, ist noch völlig offen. Geschäftsführer Oliver Ruhnert sondiert den Markt. Auch Grote, der bereits Ende November nach der Entlassung von Urs Fischer für ein Spiel einsprang (1:1 gegen den FC Augsburg), ist ein Kandidat. Die fehlende Klarheit über die
Ligazugehörigkeit lässt eine seriöse Planung derzeit aber nicht zu.
Der 1. FC Köln will und muss die Planungssicherheit hinauszögern, auch wenn es insgesamt schlecht aussieht. Trainer Timo Schultz versprach einen „Fight vom Anfang bis zum Ende“, misst dem Trainerwechsel bei Union aber wenig Gewicht bei: „Wenn du am 33. Spieltag zum Auswärtsspiel nach Köln kommst und es geht um alles, dann weiß ich nicht, ob der Trainer die entscheidende Rolle spielt.“