MPG-Mädchen erleben Hauch von Olympia
Als Sieger beim finalen Turnier um den Titel der besten Schulmannschaft in Rheinland-Pfalz der Altersklasse U18 durfte das Team des Max-Planck- Gymnasiums für fünf Tage zum Bundesfinale in Berlin. Gemeinsam mit mehr als 2500 Schülern aus allen 16 Bundeslä
Wettkämpfe der Schulen untereinander haben bei Weitem nicht den Stellenwert wie Vereinswettbewerbe, und doch scheint es jungen Sportlern sehr viel zu bedeuten, Mitglied einer Schulmannschaft zu sein. Das Ziel, es bis zum Bundesfinale nach Berlin zu schaffen und sich mehrere Tage mit anderen Schulmannschaften zu messen, macht den ganz besonderen Reiz dieses Wettbewerbs aus.
Über die ganz besondere Motivation und den besonderen Reiz des Wettbewerbs haben wir Schülerin Philine Criste, Spielerin der U18-Basketball-Schulmannschaft des Max-Planck-Gymnasiums Trier, auf dem Weg zum Finale eines Schulsportwettbewerbs nach Berlin begleitet und befragt.
Schon traditionell schickt das Trierer Max-Planck-Gymnasium regelmäßig Basketball-Mannschaften in den unterschiedlichen Altersklassen als Landesmeister zum Bundesfinale nach Berlin. Trotzdem ist es immer wieder etwas ganz Besonderes, sich für das Finale in Berlin zu qualifizieren.
So schaffte es in diesem Jahr neben der Mädchenmannschaft (U18) auch das Jungenteam (U18) zum Bundesfinale. Bei den Mädchen spielt die 16-jährige Philine Criste. Die junge und talentierte Spielerin spielt Basketball im Verein bei der MJC Trier im Regionalligateam.
Wir haben Philine Criste nach Berlin begleitet, Eindrücke gesammelt und lassen sie auch erzählen, was den besonderen Reiz des Wettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“ausmacht.
„Das wird nicht einfach.“Philine Criste zu den Größenvorteilen der Gegnerinnen
Abfahrt vom Trierer Hauptbahnhof am frühen Morgen. Knapp acht Stunden dauert die Bahnfahrt von Trier nach Berlin. Angekommen in Berlin sind auch die anderen Mannschaften kaum zu übersehen. Farbenfroh eingekleidet von ihrem Bundesland geht es zunächst einmal zur Akkreditierung. Alle Formalitäten müssen stimmen. In der Unterkunft – für die Mädchen des MPG in der Nähe des Ostkreuzes – trifft man auch andere Mannschaften. „Das macht einfach viel Spaß“, so Philine. Am Abend begibt sich das Team samt des betreuenden Lehrers noch zum Brandenburger Tor. „Das muss einfach sein“, so Philine.
An den ersten beiden Tagen in
Berlin bleibt für andere Dinge außer dem Sport kaum Zeit. Das erste Spiel findet schon um 9 Uhr morgens statt. Keine Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, denn die Halle liegt im Stadtteil Willmersdorf, und die Fahrt mit S- und U-Bahn dauert. „Und Aufwärmen müssen wir uns ja schließlich auch“, so unsere Spielerinnen unisono.
Die Aufregung vor dem ersten Sprungball ist groß. Erst einmal die Gegnerinnen unter die Lupe nehmen. „Die sind ja alle größer als wir“, so Philines Mitspielerin Anni. Doch Bangemachen gilt nicht. „Das erste Spiel ist einfach immer wichtig“, so Sebastian Stolz, betreuender Lehrer des MPG. Gespielt wird in einer Vierergruppe. Die beiden erstplatzierten Mannschaften spielen am nächsten Tag um die Plätze eins bis acht. Die dritt- und viertplatzierten Teams um die Plätze 9 bis 16.
„Das wird nicht einfach“, so Philine nach dem ersten Eindruck. Die Gegnerinnen kommen von der Sportschule Halle und haben deutliche körperliche Vorteile gegenüber dem MPG. Zudem spielen einige dieser Mädchen in der weiblichen Nachwuchs-Bundesliga – ein klarer Erfahrungsvorsprung. Kleiner weiterer Nachteil der MJC-Mannschaft, einige Spielerinnen sind erst 13 oder 14 Jahre alt oder spielen keinen Basketball im Verein.
Das macht sich im Spiel schon deutlich bemerkbar. Doch „es muss erst einmal gespielt werden“.
Scheinbar aussichtslos liegen die Triererinnen zur Halbzeit hinten, doch mit unbändigem Einsatz kämpft sich die Mannschaft wieder ins Spiel. Das Momentum ist auf Trierer Seite. Unentschieden zehn Sekunden vor dem Schlusspfiff, dann ein gut getimter Wurf der Gegnerinnen und die 37:39-Niederlage ist nicht mehr zu vermeiden.
„Wir haben viel besser gespielt als ich es für möglich gehalten habe“, so Luzia Monz, Schülerbetreuerin, die selbst schon beim Bundesfinale gespielt hat, aber die Altersgrenze überschritten hat und in diesem Jahr als Co-Trainerin agiert. „Ich bin ziemlich sauer“, so Philine, „mit einem einzigen Korb zu verlieren ist ärgerlich.“
Jetzt erst einmal ausruhen, denn um 13 Uhr sind die Mädchen des Basketball-Internats Schloss Hagerhof aus Nordrhein-Westfalen die Gegnerinnen. „Da haben wir keine Chance“, so Philine. Die InternatMädchen waren schon mehrfach Bundessieger und sind auch in diesem Jahr Mitfavorit auf den Titel. Mit 16:52 fällt die Niederlage klar aus. Jetzt gilt die Konzentration dem letzten Spiel gegen den Vertreter aus Mecklenburg-Vorpommern, das Runge-Gymnasium aus Wolgast. Der 47:10-Sieg reicht nicht für die Partien um die Plätze eins bis acht.
Nach drei Spielen an diesem ersten Tag sind die Beine schwer. Nach dem Abendessen ist das Sportprogramm aber noch nicht beendet.
Die Mannschaft hat über Rebecca Kram, Tochter von Wolfgang Kram, dem ehemaligen Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft (AG) BasketballFreikarten für das Basketball-Bundesligaspiel Alba Berlin - Rostock Seawolves (mit dem Ex-Trierer Christian Held auf der Trainerbank) bekommen. „Das lassen wir uns nicht entgehen, auch, wenn die Beine schwer sind.“
Auch am nächsten Tag sieht der Spielplan einen frühen Spielbeginn für die Mädchen vor. Wieder 9 Uhr. Der Gegner ist das Saarland. „Das dürfen wir unter keinen Umständen verlieren“, so Philine. Das Saarland in der Platzierung hinter sich zu lassen, scheint ein ganz wichtiges Ziel für die Rheinland-Pfälzer zu sein. Beim 55:11-Sieg geben sich die Triererinnen keine Blöße. „Jetzt noch gegen Bremen gewinnen und dann um eine einstellige Platzierung kämpfen“, so die Ansage von Spielführerin Philine Criste. Auch die Bremerinnen haben gegen das MPG keine Chance. 49:10 so der deutliche Sieg.
„Jetzt noch einmal alle Kräfte mobilisieren“, sagt Luzia Monz zum Spiel um Platz neun. Sehr zum Ärger von Philine klappt in diesem Aufeinandertreffen gegen das Gymnasium Bernau so gut wie nichts. „Unser Akku ist einfach alle“, so die 16-Jährige. Trotz des Aufbäumens unterliegt das MPG mit 20:34. „Wir wollten so gerne eine einstellige Platzierung erreichen.
Leider haben wir in entscheidenden Momenten nicht getroffen“, sagt die ausgelaugte Trierer Regionalligaspielerin. Die Mannschaft aus Halle verliert im Spiel um Platz drei mit 32:33. „Und wir hätten fast gegen Halle gewonnen“, so Philine. Auch das zeigt, wie knapp die Entscheidungen gewesen sind und was möglich gewesen wäre, wenn ...
Spielfrei für die MPG-Mannschaft am dritten Tag. Heute finden „nur“noch die Finals statt. Übrigens war die Mädchenmannschaft des MPG 2013 im Finale vertreten. Nach dem Besuch der Finalspiele steht noch Shoppen in der City auf dem Plan.
Am Abend ist die große Party mit 2800 Gleichaltigen der gelungene Abschluss. „Das erlebt man schließlich nicht alle Tage“, so Philine.
Um es zu ergänzen – die Jungen des MPG waren als Landesmeister ebenfalls beim Bundesfinale und spielten ein wirklich gutes Turnier. Die Gladiators Trier hatten ihren Spieler Haris Hujic, der aufgrund einer langwierigen Verletzung die gesamte Saison verpasste, als Trainer der Mannschaft freigestellt.
Die Mannschaft erwischte mit dem späteren Finalisten Jena und mit Bayern eine schwere Gruppe, konnte sich dort aber mit sehr starken Spielen durchsetzen und für die Finalrunde qualifizieren. Bis zum letzten Spiel der Finalrunde war sogar noch eine Halbfinalteilnahme möglich. Das entscheidende Spiel gegen Hamburg wurde jedoch verloren, so dass es am Ende zu einem guten achten Platz reichte.
Ein Erlebnis wie die Teilnahme am Bundesfinale in Berlin bleibt unvergessen. Das bestätigen die Teilnehmer unisono, egal mit welchem sportlichen Erfolg auch immer. Das bestätigen sogar Sportler, die anschließend im Leistungssport erfolgreich waren. „Egal, ob Sieg oder Niederlage, die Spiele haben Spaß gemacht und ich und alle in meinem Team haben viel dazugelernt“, sagte Philine Criste. Die Begegnung mit Sportlern, nicht nur aus dem Basketball, von überall in Deutschland sind weitere Erfahrungsbaussteine für die Mädchen des MPG: „Die Party am letzten Abend war ein gelungener Abschluss dieses Events“, sagt sie.
Das Nacharbeiten des versäumten Schulstoffs bereitet Philine keinen großen Kummer. „Meine Mitschüler haben mich schon informiert, was zu tun ist“, so kann die Zugfahrt nach Trier schon einmal genutzt werden, um den Lernstoff nachzuarbeiten. Dass Philine nicht nur eine exzellente Basketballspielerin ist, hat sie beim Bundeswettbewerb für Fremdsprachen bewiesen, wie der TV berichtete. Sie belegte dort deutschlandweit einen famosen dritten Platz. Selbstverständlich ist das Ziel der MPG-Mädchen, auch im nächsten Jahr die Landesmeisterschaft zu gewinnen, damit es erneut heißt: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.“
„Egal, ob Sieg oder Niederlage, die Spiele haben Spaß gemacht.“Philine Criste
Transparenzhinweis: Der Autor des Artikels ist seit vielen Jahren Basketball-Nachwuchstrainer. Er war als ehemaliger Sportlehrer am Max-Planck-Gymnasium oft mit Teams beim Bundesfinale in Berlin.