Das muss man erst mal nachmachen!
Innuendo! Die Geschichte einer der ersten und beliebtesten Tributebands Deutschlands mit einem königlichen Ende! Vor 30 Jahren ging es los. Wir haben mit der Band gesprochen.
Macht der Liebe. Nichts verändert das Leben von Menschen jäher und trägt sie in Gefilde, die zu erreichen sie nie geahnt hätten. Im Falle von Innuendo ist es die Liebe zur Musik, die zwei jungen Männern 1986 auf dem Mannheimer Maimarkt den Kopf verdreht. Bei einem dort stattfindenden Rockfestival ist es der Auftritt der überirdisch großen Band Queen, die die Freunde Thomas Konder und Frank Rohles von Fans zu Jüngern der britischen Rock-Ikonen werden lässt. Vom Konzert wie elektrifiziert, starten die beiden Eifeler eine Fan- und Musikkarriere, die ihresgleichen sucht.
Das naheliegendste Projekt, die Gründung einer Band mit dem Namen „Airway“, ist schnell umgesetzt. Die Autodidakten Konder (Schlagzeug) und Rohles (Gitarre) lernen dafür ihre Instrumente nahezu ausschließlich zu den Songs von Queen. Nicht der einzige Liebesbeweis an die Königin der Rockmusik. Weitere sollen bald folgen. So reist man gemeinsam gen England, um dort die Schauplätze der Karriere der legendären Gruppe abzufahren. Eine „Pilgerfahrt“der Rockmusik, der nur ein Schritt folgen kann. Eine Art Orden muss her. Eine Band, die der Musik von Queen und ihrer Darbietung huldigt. Doch auch wenn Konder und Rohles zu diesem Zeitpunkt schon echte „Queenologen“sind und in Spiel und Instrumentierung ihren Vorbildern kaum noch nachstehen, bleibt eine wichtige Frage: Wer soll, wer kann die Stimme und Bühnenpräsenz von Freddie Mercury authentisch präsentieren? Schließlich geht es nicht um eine Coverband, die irgendwie Queen nachspielt. Es geht um die Echheit, um eine Reminiszenz an die musikalische Brillanz der „Königlichen“. Man sucht und findet mit Bernd Bierbrauer in Trier den Sänger, der beide Aufgaben zu schultern weiß und gemeinsam mit dem Bassisten Steppi Garçon geht die Gruppe unter dem Namen Innuendo in Klausur. Der Winter 1993/94 ist bestimmt von zahlreichen Proben, bis es im März im heimischen Bitburg zum ersten Hochamt kommt. Innuendo machen die Zuschauer sprachlos und ihr Auftritt beim Gipfeltreffen in der TuFa im April 1994 katapultiert die Band aus dem Nichts auf alle Bühnen der Region.
So sind Innuendo schon im Sommer
des gleichen Jahres Co-Headliner bei zahlreichen Konzerten mit einer anderen aufstrebenden Band der Gegend, die sich „Die orthopädischen Strümpfe“nennt und ebenfalls der Musik ihrer Idole frönt, auch wenn die eher Carpendale als Mercury heißen. Eine CD entsteht. So hart am Original, dass die EMI, Hüterin der Rechte von Queen, ein argwöhnisches Auge auf das Projekt hat.
Nachfrage und Angebote mehren sich, so dass es zu einer Umbesetzung kommt. Bassist Garçon streicht aus beruflichen Gründen die Segel. Konder, Bierbrauer und Rohles nicht. Die legen mit neuem Basser Markus Schmitz eine Schippe obendrauf und werden Teil einer bundesweiten Tournee mit anderen Tributebands unter dem Titel „Monsters Of Cover“.
Egal, ob man in dieser Konstellation in Topadressen wie der Mannheimer Feuerwache konzertiert, in der JVA Wittlich im Altarraum der Gefängniskirche „I Want To Break Free“intoniert oder beim Konzert in der Trierer Partnerstadt Gloucester von Mitgliedern des britischen Queen-Fanclubs zur „Best QUEENTribute Band Ever“gekürt wird, eines scheint klar: Innuendo haben einen der raren Schlüssel für eine Karriere in der Musikbranche in der Tasche. Bis das Schicksal zuschlägt und Gitarrist Frank Rohles, gedrängt von seinen Bandkollegen, zu einem Vorspiel für das Musical „We Will Rock You“nach Köln fährt.
In der Jury: Niemand Geringeres als Brian May, der Gitarrist von Queen. 150 Gitarristen suchen dort ihre Chance. Rohles rechnet sich dort rein gar nichts aus. Bis er loslegen darf. Seinem Idol May bleibt wohl die Spucke weg, denn Rohles wird nicht nur vom Fleck weg Gitarrist des Erfolgmusicals, sondern reist bald im Auftrag Mays jahrelang als Guitar-Instructor weltweit an die Spielstätten von „We Will Rock You“und präsentiert die eigene Gitarrenkollektion
des Queen- Gitarristen auf Musikmessen. Kein Wunder, dass für Innuendo keine Zeit mehr bleibt.
Man trennt sich in Freundschaft. Konder, Bierbrauer und Schmitz verfolgen noch einige Zeit das British-Rock-Tribute „U.K.“und kehren in bürgerliche Berufe zurück. Rohles bleibt der Musik treu und ist weiterhin mit seinen verschiedenen Bands ein begehrter Gast auch auf den Bühnen der Region, unter anderem auch dieses Jahr mit „Zentury XX“beim Trierer Altstadtfest. Ob es wohl je eine Reunion von Innuendo geben wird? Auch wenn sich der Autor im Interview bis zur Schmerzgrenze als Aushilfe auf den vakanten Bassistenposten andienert, scheint die Sache aussichtslos. Es sind große Erinnerungen, die die Band und ihr Publikum teilen. Die muss und will man nicht zwingend 30 Jahre später auf eine Probe stellen.
„Ich werde heute noch von Fans angesprochen, für die wir wie Idole waren: ‚Durch euch habe ich den Weg zur Musik gefunden und spiele heute Schlagzeug‘ — Es ist toll!“Sänger Bernd Bierbrauer
„Queen hat uns zusammengeführt. Queen hat uns wieder getrennt.“Innuendo-Schlagzeuger Thomas Konder