Trierischer Volksfreund

So schlecht geht es dem deutschen Wald

„Mein Freund der Baum ist tot“, hieß es mal in einem berühmten Schlager. Soweit ist es zum Glück noch nicht, aber die meisten Bäume hierzuland­e sind krank.

- VON HAGEN STRAUSS Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein Isabell Schirra

Gleich zu Beginn der rund 80 Seiten umfassende­n „Waldzustan­dserhebung 2023“, im Vorwort von Bundesland­wirtschaft­sminister Cem Özdemir (Grüne), liest man diese zwei Sätze: „Der Zustand der Waldbäume in Deutschlan­d bleibt besorgnise­rregend. Nach wie vor sind 4 von 5 Bäumen krank.“Das hört sich alles andere als gut an. Und Besserung ist offenbar nicht in Sicht. Fragen und Antworten zur Lage des deutschen Waldes.

Welche Baumarten sind besonders betroffen?

„Der Wald entwickelt sich zum Dauerpatie­nten“, so Özdemir am Montag anlässlich der Präsentati­on der Erhebung. Fichte, Kiefer, Buche und Eiche sind schwer geschädigt – freilich sind sie mit insgesamt 80 Prozent aller Waldbäume die häufigsten in deutschen Wäldern. Der Anteil mit starker Kronenverl­ichtung bei der Buche zum Beispiel stieg im Vergleich zum Jahr 2022 um einen Prozentpun­kt auf 46 Prozent, bei der Fichte von 40 auf 43 Prozent und bei der Eiche von 40 auf 44 Prozent. Unter Kronenverl­ichtung versteht man den sichtbaren Blatt- beziehungs­weise Nadelverlu­st. Ältere Bäume – also die über 60 Jahre – sind dabei in der Regel stärker betroffen als jüngere Bäume.

Gibt es auch positive Entwicklun­gen zu berichten?

Ja. So entspannte sich bei Kiefern die Lage etwas, da der Anteil der Bäume mit deutlich lichteren Kronen von 28 auf 24 Prozent gesunken ist. Zugleich wiesen mehr Kiefern gar keine Verlichtun­gen auf, mit 23 Prozent waren es im Vergleich zum Vorjahr zehn Prozent mehr

Bäume. Alles in allem sank die sogenannte Absterbera­te bei den Laubund Nadelbäume­n, insbesonde­re die der Fichte. Die Absterbera­te ist der Anteil der Bäume, die zur Zeit der Erhebung noch stehen, jedoch seit der vorhergehe­nden Erhebung abgestorbe­n sind. Sie war im Jahr 2020, nach zwei Dürrejahre­n in Folge, bei allen Baumarten in die Höhe geschnellt.

Worin liegen die die Waldschäde­n? Ursachen

für

Özdemir betonte: „Die Klimakrise hat unseren Wald fest im Griff, langandaue­rnde Trockenhei­t und hohe Temperatur­en der letzten Jahre haben bleibende Schäden hinterlass­en.“Andreas Bitter, Präsident des Verbandes der Waldeigent­ümer, betonte, vermehrt würden Stürme auftreten, es gebe wiederkehr­ende Trockenhei­ten, „Borkenkäfe­r und Waldbrände schädigen unsere Waldbäume“. Umso wichtiger sei es, dass der Bund und die Länder die Wiederbewa­ldung von 600 000 Hektar betroffene­r Schadfläch­en und den Umbau von fast drei Millionen Hektar Wald hin zu klimastabi­len Wäldern weiterhin finanziell unterstütz­ten.

Was will Minister Özdemir tun?

Der Minister bezeichnet­e den Wald als „Verbündete­n im Kampf gegen den Klimawande­l, denn er entzieht der Luft das klimaschäd­liche Kohlendiox­id und bindet es für Jahrzehnte und Jahrhunder­te“. Auch sei er „Hort der Artenvielf­alt, er liefert uns sauberes Wasser und saubere Luft, stellt uns Holz zum Bauen, Wohnen und Leben zur Verfügung, und ist Erholungsr­aum und Arbeitspla­tz für viele Menschen“. Alleine dieses Jahr seien 250 Millionen Euro für Waldförder­ung eingeplant, um den Wald gegen die Klimakrise zu wappnen. In der Kritik steht Özdemir allerdings wegen seiner Reform des Bundeswald­gesetzes zur Neuordnung der Bewirtscha­ftung.

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