So schlecht geht es dem deutschen Wald
„Mein Freund der Baum ist tot“, hieß es mal in einem berühmten Schlager. Soweit ist es zum Glück noch nicht, aber die meisten Bäume hierzulande sind krank.
Gleich zu Beginn der rund 80 Seiten umfassenden „Waldzustandserhebung 2023“, im Vorwort von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), liest man diese zwei Sätze: „Der Zustand der Waldbäume in Deutschland bleibt besorgniserregend. Nach wie vor sind 4 von 5 Bäumen krank.“Das hört sich alles andere als gut an. Und Besserung ist offenbar nicht in Sicht. Fragen und Antworten zur Lage des deutschen Waldes.
Welche Baumarten sind besonders betroffen?
„Der Wald entwickelt sich zum Dauerpatienten“, so Özdemir am Montag anlässlich der Präsentation der Erhebung. Fichte, Kiefer, Buche und Eiche sind schwer geschädigt – freilich sind sie mit insgesamt 80 Prozent aller Waldbäume die häufigsten in deutschen Wäldern. Der Anteil mit starker Kronenverlichtung bei der Buche zum Beispiel stieg im Vergleich zum Jahr 2022 um einen Prozentpunkt auf 46 Prozent, bei der Fichte von 40 auf 43 Prozent und bei der Eiche von 40 auf 44 Prozent. Unter Kronenverlichtung versteht man den sichtbaren Blatt- beziehungsweise Nadelverlust. Ältere Bäume – also die über 60 Jahre – sind dabei in der Regel stärker betroffen als jüngere Bäume.
Gibt es auch positive Entwicklungen zu berichten?
Ja. So entspannte sich bei Kiefern die Lage etwas, da der Anteil der Bäume mit deutlich lichteren Kronen von 28 auf 24 Prozent gesunken ist. Zugleich wiesen mehr Kiefern gar keine Verlichtungen auf, mit 23 Prozent waren es im Vergleich zum Vorjahr zehn Prozent mehr
Bäume. Alles in allem sank die sogenannte Absterberate bei den Laubund Nadelbäumen, insbesondere die der Fichte. Die Absterberate ist der Anteil der Bäume, die zur Zeit der Erhebung noch stehen, jedoch seit der vorhergehenden Erhebung abgestorben sind. Sie war im Jahr 2020, nach zwei Dürrejahren in Folge, bei allen Baumarten in die Höhe geschnellt.
Worin liegen die die Waldschäden? Ursachen
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Özdemir betonte: „Die Klimakrise hat unseren Wald fest im Griff, langandauernde Trockenheit und hohe Temperaturen der letzten Jahre haben bleibende Schäden hinterlassen.“Andreas Bitter, Präsident des Verbandes der Waldeigentümer, betonte, vermehrt würden Stürme auftreten, es gebe wiederkehrende Trockenheiten, „Borkenkäfer und Waldbrände schädigen unsere Waldbäume“. Umso wichtiger sei es, dass der Bund und die Länder die Wiederbewaldung von 600 000 Hektar betroffener Schadflächen und den Umbau von fast drei Millionen Hektar Wald hin zu klimastabilen Wäldern weiterhin finanziell unterstützten.
Was will Minister Özdemir tun?
Der Minister bezeichnete den Wald als „Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel, denn er entzieht der Luft das klimaschädliche Kohlendioxid und bindet es für Jahrzehnte und Jahrhunderte“. Auch sei er „Hort der Artenvielfalt, er liefert uns sauberes Wasser und saubere Luft, stellt uns Holz zum Bauen, Wohnen und Leben zur Verfügung, und ist Erholungsraum und Arbeitsplatz für viele Menschen“. Alleine dieses Jahr seien 250 Millionen Euro für Waldförderung eingeplant, um den Wald gegen die Klimakrise zu wappnen. In der Kritik steht Özdemir allerdings wegen seiner Reform des Bundeswaldgesetzes zur Neuordnung der Bewirtschaftung.