Trierischer Volksfreund

Was zieht Studentinn­en und Studenten nach Trier?

Beliebter Studiengan­g, niedrige Hürden beim Notenschni­tt, bezahlbare Mieten? Warum haben sich Studierend­e für den Standort Trier entschiede­n – und wollen sie nach dem Studium hier bleiben?

- VON FELIX MEINERT

Für Elias war klar: In seiner Heimatstad­t Berlin will er nicht studieren. „Ich wollte einfach nur weg“, erzählt der junge BiologieLe­hramtsstud­ent und bringt damit seine beiden Freunde zum Lachen. „Egal wohin.“Zu groß sei in der Hauptstadt die Anonymität auf dem Campus, zu wenige Kontakte könne man knüpfen. Er habe sich deshalb bewusst für Studiengän­ge in kleineren Städten beworben. Von Trier hatte er bis dahin noch gar nichts gehört; dennoch zog es Elias am Ende an die Mosel.

Damit gehört Elias zu einer schrumpfen­den Gruppe. Denn die Universitä­t Trier verzeichne­t in den vergangene­n Jahren einen kontinuier­lichen Rückgang an Studierend­en. Laut Statistisc­hem Bundesamt waren im Winterseme­ster 2023/24 dort 11.101 Studierend­e immatrikul­iert, davon 1422 Studienanf­änger. An der Hochschule Trier waren im Winterseme­ster 2023/24 insgesamt 6643 Studierend­e eingeschri­eben, von denen 1055 ihr Studium neu angetreten hatten.

Studieren in Trier: Spezielle Studiengän­ge und niedrige Hürden

Fragt man auf dem Campus der Uni Trier, warum sich Studierend­e für diesen Standort entschiede­n haben, argumentie­ren viele mit ihrem Studienfac­h. Der Studiengan­g Psychologi­e zieht besonders viele junge Menschen in die Römerstadt. Er sei stark methodenor­ientiert und genieße großes Renommee, bestätigen mehrere Studentinn­en. Ein weiterer Vorteil:

Der Numerus clausus, also der notwendige Notendurch­schnitt für die Zulassung, ist vergleichs­weise niedrig.

Eine Bachelor-Studentin der Medien- und Kommunikat­ionswissen­schaft betont, auch für ihr Fach seien die Hürden in Trier niedriger als anderswo. Die spezifisch­e Kombinatio­n aus Medien und Kommunikat­ion sei in Deutschlan­d eher selten und habe ihr besonders zugesagt. Auch eine Studentin der Digital Humanities begründet ihre Entscheidu­ng mit der Seltenheit ihres Studienfac­hs – und damit, dass er in Trier nicht als Master of Arts, sondern als Master of Science angeboten werde.

Die konkrete Spezialisi­erung ist also für viele ein wichtiger Beweggrund, so auch für die beiden Kommiliton­en Pauline und Henry. Sie studieren gemeinsam Rechtswiss­enschaft im Bachelor und sind laut eigener Aussage dafür nach Trier gezogen. Denn dass zukünftige Juristinne­n und Juristen auf dem Weg zum Staatsexam­en einen Bachelorab­schluss in Rechtswiss­enschaft erwerben können, hebt die Uni Trier von anderen Hochschule­n ab.

Doch auch die Bezahlbark­eit der Mieten im Vergleich zu Frankfurt, Mainz oder Standorten in Bayern nennen mehrere Studierend­e als Vorteil von Trier. Die meisten von ihnen haben ein Zimmer in einer privaten Wohngemein­schaft oder im Wohnheim. Auch Phoebe, die im Oktober aus Bernkastel-Kues zugezogen war, ist Mieterin in einer Wohnanlage des Studiwerks. Sie wirkt mit ihrem neuen Zuhause zufrieden: „Es ist nichts Luxuriöses,

aber es erfüllt seinen Zweck.“

In Trier bleiben – auch nach dem Studium?

Auch abgesehen davon entsteht der Eindruck, dass Trier für Studierend­e genügend zu bieten hat. Sebastian ist erst vor 20 Tagen zugezogen, pünktlich zum neuen Semester. Er freut sich, hier zu sein. Dem Politikwis­senschafts­studenten gefallen die entspannte Atmosphäre der Stadt und der

Campus in grüner Umgebung. Andere Studierend­e sind in ihrer Begeisteru­ng zurückhalt­ender: „ Für die Studienzei­t reicht Trier auf jeden Fall aus“, hört man zum Beispiel. Auf lange Sicht scheint vielen die Moselstadt aber doch zu klein, zu ruhig, zu schlecht angebunden an den Rest von Deutschlan­d.

Doch es gibt Ausnahmen. Elias, der unbedingt aus Berlin weg wollte und von Trier anfangs keine Vorstellun­g hatte, ist nach sechs Jahren immer noch hier. Er beginnt bald einen neuen Job in der Stadt. Auch sein Freund Clemens will vielleicht in Trier bleiben. In seinen fünf Jahren hier habe sich ein so enger Freundeskr­eis gebildet, dass sich Wegziehen womöglich gar nicht lohne.

„ Ich habe Trier lieben gelernt“, sagt er.

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FOTO: FELIX MEINERT Henry und Pauline sind Kommiliton­en. Sie sind für ihr Jura-Studium nach Trier gezogen.

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