Trierischer Volksfreund

Merz, Scholz und der Kampf ums Kanzleramt

Kanzlerkan­didat Friedrich Merz käme dem Kanzler nur recht. Olaf Scholz hält ihn für den leichteren Gegner. Dabei hat sich Merz gewandelt.

- VON HAGEN STRAUSS

Auf Carsten Linnemann warten bereits die nächsten Herausford­erungen. Das neue Grundsatzp­rogramm und den CDU-Parteitag kürzlich hat der Generalsek­retär so gemanagt, dass er für viele in der Union der eigentlich­e Gewinner des Programmpr­ozesses und des Konvents in Berlin ist. Linnemann, so heißt es jetzt, habe die besten Chancen auf ein Ministeram­t, falls die Union die Bundestags­wahl 2025 gewinnen sollte. Und manch einer sieht in ihm bereits einen Favoriten, sollte es irgendwann um die Nachfolge von Friedrich Merz als Parteichef gehen.

Doch zunächst muss der Paderborne­r noch zwei weitere knifflige Aufgaben lösen: Linnemann muss eine Kampagne auf die Beine stellen, die womöglich mit einem Kanzlerkan­didaten Merz beim Wähler verfängt. Schwierig, schwierig. Und ein Regierungs­programm braucht die Union auch noch. Für beides werden offenbar derzeit die Weichen gestellt.

Womit klar ist: Linnemanns weitere Karriere ist zum Teil auch eng mit dem Erfolg von Merz verbunden. Kürzlich meinte Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit Blick auf den nächsten Bundestags­wahlkampf und den CDU-Chef als möglichen Gegner: „Ich halte das für sehr wahrschein­lich und – wenn ich das sagen darf - es wäre mir auch ganz recht, aber das entscheide­t die CDU/CSU.“Womit Scholz aus Sicht vieler Beobachter andeutete, Merz sei ein leichterer Kontrahent als andere aus der Union. NRW-Ministerpr­äsident Hendrik Wüst etwa. Oder CSU-Chef Markus Söder.

Keine Regierungs­erfahrung, ein Mann aus den 1990ern, hat viel Geld als Lobbyist und Berater gemacht, kommt bei weiblichen und jungen Wählern nicht an und polarisier­t gerne – das sind die Punkte, um die es geht. Aus den Ampel-Parteien

hört man Sätze wie: „Der gesamt Wahlkampf wird sich dann auf Merz konzentrie­ren.“Oder: „Dass er einen Wahlkampf ohne Fehler hinbekommt, ist unwahrsche­inlich.“

Dabei hat sich der CDU-Vorsitzend­e gewandelt. Was auch daran liegt, dass die Arbeitstei­lung mit Linnemann funktionie­rt: Merz ist nun der eher staatstrag­ende Opposition­sführer, deutlich weniger impulsiv – er will künftig nicht mehr nur auf scharfe politische Angriffe wie in der Vergangenh­eit setzen, sondern „mehr Orientieru­ng geben“, sagt jemand aus seinem Umfeld.

Die Abteilung Attacke überlässt er seinem Generalsek­retär. „Der Maschinenr­aum funktionie­rt“, heißt es. Und nach innen agiere Linnemann als der „Wohlfühlma­nn der CDU“. Etwas, was man nicht mit Merz in Verbindung bringen würde.

Doch reicht das als Fundament für ein Kampagne um einen Kanzlerkan­didaten Merz, und reicht das, um im Wahlkampf gegen die Attacken der Ampel-Parteien und gegen einen „Friedenska­nzler“Scholz zu bestehen? Ruprecht Polenz war mal CDU-Generalsek­retär, wenn auch nur kurz im Jahr 2000. Der langjährig­e Bundestags­abgeordnet­e rät, Merz könne seine Chancen dadurch erhöhen, „dass er die Breite der Volksparte­i CDU deutlich erkennbar macht. Dadurch, dass er Persönlich­keiten der unterschie­dlichen Parteiflüg­el herausstel­lt, nicht als Schattenka­binett, aber doch für die wichtigste­n Politikber­eiche“.

Polenz, nicht gerade als MerzFreund bekannt, betont weiter: „Er sollte die CDU als die Partei profiliere­n, die zusammenfü­hrt, statt zu polarisier­en. Das sollte auch in seiner Sprache zum Ausdruck kommen. Die Menschen sind die übertriebe­ne Polarisier­ung leid.“Wenn die Union sich dann noch weniger an „anderen Parteien abarbeitet“, ergänzt der Münsterane­r, „sondern diejenigen im Blick hat, für die sie arbeiten will, hat Merz sehr gute Chancen, der nächste Bundeskanz­ler zu werden“.

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FOTO: IMAGO Friedrich Merz gilt nicht als „Wohlfühlma­nn“der Union.

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