Trier ist für ihn die „1b-Heimat“
Fußball: Bernhard Weis, einst Spieler und Coach bei der Eintracht, greift als Trainer mit der U 19 des SC Freiburg nach dem DFB-Pokal. Die Chancen im Finale, seine Meinung zu Christian Streich – und wie er den SVE weiterhin im Herzen trägt.
Auch in 313 Kilometern Entfernung werden die Geschehnisse in Trier mit Verblüffung verfolgt. „Ich habe das Aufstiegs-,Endspiel` der Eintracht gegen den 1. FC Kaiserslautern II geschaut. Die Kulisse: phänomenal. Ich wüsste nicht, dass noch woanders eine fünftklassige Mannschaft vor mehr als 6000 (!) Zuschauern in die vierte Liga aufsteigt. Das ist völlig verrückt. Eintracht Trier ist ein geiler Verein.“Wer so begeistert ist? Bernhard Weis. Er weiß, wie es in Trier zugeht. Bei der Eintracht.
Der ehemalige Stürmer, aktuell Trainer der U 19 des SC Freiburg, hat von 2000 bis 2002 beim SVE gespielt. Später war er Coach und Co-Trainer bei der Eintracht im Nachwuchs- und Herrenbereich. Paul Linz und Horst Brand hatten ihn als Spieler damals von Waldhof Mannheim an die Mosel in die seinerzeit drittklassige Regionalliga gelotst. „Sie hatten Lust auf mich, und ich hatte Lust auf Trier“, sagt Weis. Die zwei Jahre als Spieler waren emotional für ihn. 2001 fehlte ein Tor zum Aufstieg, 2002 wurde der Zweitliga-Traum dann wahr. „Nach dem entscheidenden Spiel in Hoffenheim haben wir die Nacht zum Tag gemacht. Es war bombastisch. Das
werde ich nie vergessen. Auch nicht den späteren Empfang vor der Porta Nigra. Das war völlig irre.“
Weis war beim SVE in seinem zweiten Jahr nur Teilzeitkraft – auch in Hoffenheim musste er von draußen zuschauen. Wegen Leisten-Problemen musste er sich drei Operationen unterziehen. 2002 beendete er mit 26 Jahren seine Karriere. „Ich wollte nicht noch mal woanders hingehen. Dafür war die Zeit in Trier zu schön. Paul und Horst wussten, wie eine Mannschaft funktionieren muss. Ich habe bei keiner Station im Herren-Fußball solch einen Zusammenhalt erlebt wie in Trier.“
Kurzzeitig spielte er danach beim Kreisligisten SV Binsfeld – ein Freundschaftsdienst für Uwe Hartenberger. Doch Weis fand schnell seine neue Berufung im Trainermetier. Er war
Coach am DFB-Stützpunkt in Konz. Bei der Eintracht arbeitete er in der Jugend, bei der zweiten Mannschaft – und auch im ersten Herren-Team. „Im Februar 2010 haben Reinhold Breu und ich Mario Basler beerbt. Reini hat erst mal ein paar etablierte Spieler abserviert. Wir haben voll auf die Jungen gesetzt, aber auch das ging nach hinten los. Wir waren da zu blauäugig“, erinnert sich Weis. Trier blieb am Ende nur wegen Lizenzentzügen anderer Clubs in der Regionalliga. 2011 war dann im Zuge einer Umstrukturierung im Trainerstab der SVE-Jugend kein Platz mehr für Weis.
Womöglich hat nicht viel gefehlt – und der heute 48-Jährige sowie die Eintracht wären sich in der nächsten Saison mal wieder hautnah begegnet. Auge in Auge auf dem Spielfeld. Der SC Freiburg II ist als Drittliga
Absteiger künftiger Konkurrent des Regionalliga-Aufsteigers Trier. Beim SCF wurde für die zweite Mannschaft ein Nachfolger für den aus dem Amt scheidenden Coach Thomas Stamm gesucht – Weis als U-19-Trainer beim SCF zählte zum Kandidatenkreis. Letztlich wurde Benedetto Muzzicato als Trainer der U 23 verpflichtet.
Weis, Inhaber der Trainer-A+-Lizenz, die einem Fußballlehrer-Schein für die Jugend gleichkommt, sieht sich im Ausbildungsbereich. Die aktuelle U 19 des SCF betreut er seit der U 15. Und mit seinem Team steht er vor einem ganz großen Spiel. Am Freitag, 24. Mai, 18 Uhr, bestreiten die Freiburger A-Junioren das Endspiel um den U-19-DFB-Pokal im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion gegen die TSG Hoffenheim. Freiburg, in dieser Saison nicht mehr in der Junioren-Bundesliga vertreten, geht als Außenseiter in das Duell mit dem unangefochtenen Meister der Bundesliga-Süd/Südwest-Staffel, der dieser Tage gegen Borussia Mönchengladbach um den Einzug ins Finale um die Deutsche Meisterschaft kämpft. Aber Freiburg – U-19-Rekordpokalsieger – weiß, wie man große Teams ärgert. Im Halbfinale hatten sich die Breisgauer beim von Norbert Elgert trainierten FC Schalke 04 durchgesetzt. „Der Pokal hat eine hohe Bedeutung für die Freiburger Fußballschule. Hoffenheim ist aber ein richtig starker Gegner. Das Finale in Potsdam und die Siegerehrung am nächsten Tag im Rahmen des Herren-DFB-Pokalendspiels im Olympia-Stadion werden für uns alle tolle Erlebnisse“, prognostiziert Weis, der als Co-Trainer beim SCF schon mal den Junioren-Pokal gewonnen hat. 2012 war das. Bei den Breisgauern spielten unter anderem Christian Günter und Matthias Ginter, beim Final-Gegner Hertha BSC Nico Schulz und Anthony Brooks.
Den Pokal mit den A-Junioren einst gewonnen hat auch Christian Streich, dessen atemberaubende Trainer-Karriere beim SCF in diesem Sommer endet. „Die Lücke, die er reißt, ist nicht zu schließen“, sagt Weis, der den 58-Jährigen immer wieder mal in Trainer-Runden erlebt hat.
Seit zwölf Jahren nun schon arbeitet Weis als Trainer in der Freiburger Fußballschule. In der neuen Saison wird er weiter die U 19 betreuen, zu der die Trierer Luca Schulten und Tom Richter zählen. „Der Verein ist für mich Heimat. Ich komme gebürtig aus Freiburg, bin 20 Kilometer von hier aufgewachsen und wohne jetzt mit meiner Frau und meinen beiden fünf und sechs Jahre alten Kindern im zehn Kilometer entfernten Kirchzarten.“
Trier, wo er mehr als zehn Jahre gelebt hat, trägt Weis aber auch weiterhin im Herzen: „Ich fahre immer wieder gerne dorthin, wenn es die Zeit erlaubt. Freiburg ist für mich 1a-Heimat, und Trier 1b-Heimat.“
„Ich wüsste nicht, dass noch woanders eine fünftklassige Mannschaft vor mehr als 6000 (!) Zuschauern in die vierte Liga aufsteigt. Das ist völlig verrückt. Eintracht Trier ist ein geiler Verein.“Bernhard Weis über seinen Ex-Club