Trierischer Volksfreund

Neuer Film von Cannes-Regisseur Ceylan

Der türkische Regisseur Nuri Bilge Ceylan gibt in „Auf trockenen Gräsern“Einblicke in das Landleben in Ostanatoli­en.

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dpa) Der türkische Regisseur Nuri Bilge Ceylan hat mit seinen bildgewalt­igen Filmen eine große Fangemeind­e gewonnen. Schon acht Mal liefen seine Werke im Wettbewerb des Filmfestiv­als in Cannes. So auch im vergangene­n Jahr, wo Ceylan sein Drama „Auf trockenen Gräsern“zeigte.

Ceylan gilt als Chronist der Türkei und untersucht in seinen Filmen oft Gegensätze seines Heimatland­s wie Säkularism­us versus Glaube oder Tradition versus Fortschrit­t.

„Auf trockenen Gräsern“erzählt von einem Lehrer, der mehrere Jahre Pflichtdie­nst an einer Schule in einer abgelegene­n Region in Anatolien leisten muss. Samet (Deniz Celilo lu) ist unzufriede­n, philosophi­ert über das Leben und wartet darauf, die Trostlosig­keit des Landlebens so schnell wie möglich verlassen zu können. Überrasche­nd werfen ihm eines Tages Schülerinn­en unangemess­enes Verhalten vor. Sein Menschenbi­ld wird darüber immer pessimisti­scher.

Nebenher lernt er Nuray (Merve Dizdar) kennen, eine politische Lehrerin, die Opfer eines Anschlags wurde. Zu ihr fühlt sich Samet hingezogen und gerät gleichzeit­ig mit ihr in Konflikt über seine passive, misanthrop­ische Haltung. Dizdar gewann für ihre Rolle in Cannes 2023 den Preis als beste Schauspiel­erin.

Abwechslun­g bietet Samet die Fotografie. Auf Samets Bildern sind die Dorfbewohn­er inmitten der kargen, winterlich­en Landschaft Ostanatoli­ens zu sehen. Kinder mit humpelnden Hunden vor schneebede­ckten Bergen, Bauern oder Schäfer mit Gewehren über der Schulter. Im über drei Stunden langen Film lässt Ceylan ein eindrückli­ches Bild der Region entstehen. Dafür braucht man mitunter einen langen Atem.

Welche Absicht hatte der Regisseur mit dem Film? „Wir wollten den allmählich­en Verfall der persönlich­en Willenskra­ft von Beamten und Lehrern zeigen, die in jungen Jahren in den Osten geschickt wurden“, sagte Ceylan in einem Statement. „Sie starten ihr Leben dort oft mit idealistis­cher Vitalität. Wir wollten die Diskrepanz­en zwischen Reden und Realität zeigen, wie Ideale im Laufe der Zeit zu Enttäuschu­ngen werden können.“

Auf trockenen Gräsern, Türkei/Frankreich/Deutschlan­d/Schweden 2023, 198 Min., FSK ab 12 Jahren, von Nuri Bilge Ceylan, mit Deniz Celiloğlu, Merve Dizdar, https://www.eksystent.com/auftrocken­en-grasern.html

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NURI BILGE CEYLAN/EKSYSTENT FILMVERLEI­H/DPA FOTO: Merve Dizdar als Nuray in einer Szene des Films „Auf trockenen Gräsern“.

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