Unwetter und kein Ende: Noch zwei Wochen Flut-Gefahr
So viel Regen, so viele Überflutungen! In den kommenden Wochen muss man weiter mit fatalem Unwetter rechnen. Warum trifft es die Region so häufig und was hat der Klimawandel damit zu tun?
Als „Sumpf-Wetterlage“bezeichnet Meteorologe Dominik Jung das, was an Saar und Mosel, in Eifel und Hunsrück derzeit immer wieder zu massiven Unwettern und Überflutungen führt. Die Gefahr bleibt: In den kommenden zwei Wochen drohen in der Region Trier weiter Gewitter, Starkregen und lokale Überschwemmungen. Und somit auch überflutete Straßen, vollgelaufene Keller und große Sachschäden. „Aber ob es jetzt Trier, Bitburg oder Wittlich trifft, das kann man nicht wissen“, sagt Jung.
Selbst wenn die Region am Dienstag - Stand früher Abend - noch recht glimpflich davonkam, weil die Unwetter weiter nördlich zuschlugen. Tief Katinka hängt fest. Oder wie Jung es formuliert: Das Tief sei eingekeilt zwischen einem stabilen Hoch über Osteuropa und einem stabilen Tief über den britischen Inseln. Katinka wabere lediglich hin und her. Ziehe aber nicht weiter. Denn es gebe kaum Luftbewegung.
Hat all das mit dem Klimawandel zu tun und müssen wir mit solchen Wetterlagen nun öfter rechnen? Die Antwort der Wissenschaft lautet ganz klar Ja. Laut Deutschem Wetterdienst wird es immer öfter Starkregen geben. Denn erstens: Wärmere Luft kann deutlich mehr Wasserdampf aufnehmen und somit intensivere Niederschläge verursachen. Zweitens verändert der Klimawandel die großräumigen Luftströmungen. Der Nordpol erwärmt sich viel schneller als der Äquator. Dadurch hat der Druckunterschied abgenommen. Das Wetter wandert laut DWD nun langsamer von Westen nach Osten. Der sogenannte Jetstream erlahmt und bildet zudem größere Mäander. So kommt es zu außergewöhnlich stabilen Wetterlagen. Mal bringen sie Hitze und Dürre. Mal nicht enden wollenden Starkregen und Gewitter.
Aber warum trifft es die Region Trier so häufig und so heftig?
Die Katastrophe des Jahres 2021 mit ihren verheerenden Folgen in der Eifel ist allen noch lebhaft im Gedächtnis. Doch auch 2016 und 2018 hatten Unwetter in zahlreichen
Orten der Region enorme Schäden hinterlassen. Manche Dörfer, darunter Dudeldorf in der Eifel oder Trassem bei Saarburg, traf es gleich mehrfach hart. Jung registriert dieses Phänomen seit 2016. „Die Einschläge kommen in immer kürzeren Intervallen“, sagt er. Und tatsächlich könnte die Region Trier aus geografischen Gründen öfter betroffen sein als andere.
Die schweren Unwetter vergangener Jahre kamen nämlich meist von Südwesten aus dem flachen Pariser Becken herangezogen. Wenn die vom Mittelmeer stammende, warme und feuchte Luft auf Mittelgebirge wie Eifel und Hunsrück trifft, dann staut sie sich laut DWD und wird zudem gezwungen aufzusteigen, wobei sich hochreichende Gewitterwolken bilden können. Und wenn die sich dann entladen ohne weiterzuziehen, dann kann es zu Katastrophen wie im Ahrtal kommen.
Was ist denn der Unterschied zwischen dem, was damals im Ahrtal geschah und den aktuellen Überflutungen? Die Regenmengen seien mit 80 bis 130 Litern pro Quadratmeter
und Tag nun geringer als 2021, sagt Jung. Damals fielen bis zu 180 Liter. Das Glück für Saar und Mosel sei aber vor allem, dass die Täler nicht so eng seien. Im Ahrtal hatte sich Treibgut vor Brücken verkeilt, das Wasser aufgestaut, sodass immer wieder verheerende Flutwellen talabwärts rasten.
Wie hoch die zuletzt in der Region Trier entstandenen Schäden sind, lässt sich noch nicht endgültig beziffern. Die Verwaltung des am stärksten betroffenen Kreises Trier-Saarburg hat eine Abfrage bei den Verbandsgemeinden gestartet. Rückmeldungen gibt es bisher nur aus der Verbandsgemeinde TrierLand. Dort waren 25 Häuser betroffen. In Trierweiler-Udelfangen wurde eine Straße schwer beschädigt. Bei Ralingen-Edingen eine Brücke. Der Schaden gehe in die Zigtausende. Kreisweit wird er sehr viel höher sein: Auch zwei Freibäder, ein Klärwerk und ein Schulzentrum wurden beschädigt.