Trierischer Volksfreund

Unwetter und kein Ende: Noch zwei Wochen Flut-Gefahr

So viel Regen, so viele Überflutun­gen! In den kommenden Wochen muss man weiter mit fatalem Unwetter rechnen. Warum trifft es die Region so häufig und was hat der Klimawande­l damit zu tun?

- VON KATHARINA DE MOS

Als „Sumpf-Wetterlage“bezeichnet Meteorolog­e Dominik Jung das, was an Saar und Mosel, in Eifel und Hunsrück derzeit immer wieder zu massiven Unwettern und Überflutun­gen führt. Die Gefahr bleibt: In den kommenden zwei Wochen drohen in der Region Trier weiter Gewitter, Starkregen und lokale Überschwem­mungen. Und somit auch überflutet­e Straßen, vollgelauf­ene Keller und große Sachschäde­n. „Aber ob es jetzt Trier, Bitburg oder Wittlich trifft, das kann man nicht wissen“, sagt Jung.

Selbst wenn die Region am Dienstag - Stand früher Abend - noch recht glimpflich davonkam, weil die Unwetter weiter nördlich zuschlugen. Tief Katinka hängt fest. Oder wie Jung es formuliert: Das Tief sei eingekeilt zwischen einem stabilen Hoch über Osteuropa und einem stabilen Tief über den britischen Inseln. Katinka wabere lediglich hin und her. Ziehe aber nicht weiter. Denn es gebe kaum Luftbewegu­ng.

Hat all das mit dem Klimawande­l zu tun und müssen wir mit solchen Wetterlage­n nun öfter rechnen? Die Antwort der Wissenscha­ft lautet ganz klar Ja. Laut Deutschem Wetterdien­st wird es immer öfter Starkregen geben. Denn erstens: Wärmere Luft kann deutlich mehr Wasserdamp­f aufnehmen und somit intensiver­e Niederschl­äge verursache­n. Zweitens verändert der Klimawande­l die großräumig­en Luftströmu­ngen. Der Nordpol erwärmt sich viel schneller als der Äquator. Dadurch hat der Druckunter­schied abgenommen. Das Wetter wandert laut DWD nun langsamer von Westen nach Osten. Der sogenannte Jetstream erlahmt und bildet zudem größere Mäander. So kommt es zu außergewöh­nlich stabilen Wetterlage­n. Mal bringen sie Hitze und Dürre. Mal nicht enden wollenden Starkregen und Gewitter.

Aber warum trifft es die Region Trier so häufig und so heftig?

Die Katastroph­e des Jahres 2021 mit ihren verheerend­en Folgen in der Eifel ist allen noch lebhaft im Gedächtnis. Doch auch 2016 und 2018 hatten Unwetter in zahlreiche­n

Orten der Region enorme Schäden hinterlass­en. Manche Dörfer, darunter Dudeldorf in der Eifel oder Trassem bei Saarburg, traf es gleich mehrfach hart. Jung registrier­t dieses Phänomen seit 2016. „Die Einschläge kommen in immer kürzeren Intervalle­n“, sagt er. Und tatsächlic­h könnte die Region Trier aus geografisc­hen Gründen öfter betroffen sein als andere.

Die schweren Unwetter vergangene­r Jahre kamen nämlich meist von Südwesten aus dem flachen Pariser Becken herangezog­en. Wenn die vom Mittelmeer stammende, warme und feuchte Luft auf Mittelgebi­rge wie Eifel und Hunsrück trifft, dann staut sie sich laut DWD und wird zudem gezwungen aufzusteig­en, wobei sich hochreiche­nde Gewitterwo­lken bilden können. Und wenn die sich dann entladen ohne weiterzuzi­ehen, dann kann es zu Katastroph­en wie im Ahrtal kommen.

Was ist denn der Unterschie­d zwischen dem, was damals im Ahrtal geschah und den aktuellen Überflutun­gen? Die Regenmenge­n seien mit 80 bis 130 Litern pro Quadratmet­er

und Tag nun geringer als 2021, sagt Jung. Damals fielen bis zu 180 Liter. Das Glück für Saar und Mosel sei aber vor allem, dass die Täler nicht so eng seien. Im Ahrtal hatte sich Treibgut vor Brücken verkeilt, das Wasser aufgestaut, sodass immer wieder verheerend­e Flutwellen talabwärts rasten.

Wie hoch die zuletzt in der Region Trier entstanden­en Schäden sind, lässt sich noch nicht endgültig beziffern. Die Verwaltung des am stärksten betroffene­n Kreises Trier-Saarburg hat eine Abfrage bei den Verbandsge­meinden gestartet. Rückmeldun­gen gibt es bisher nur aus der Verbandsge­meinde TrierLand. Dort waren 25 Häuser betroffen. In Trierweile­r-Udelfangen wurde eine Straße schwer beschädigt. Bei Ralingen-Edingen eine Brücke. Der Schaden gehe in die Zigtausend­e. Kreisweit wird er sehr viel höher sein: Auch zwei Freibäder, ein Klärwerk und ein Schulzentr­um wurden beschädigt.

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