Trierischer Volksfreund

Wie Forschende Babykorall­en züchten

Korallen sind ein wichtiger Lebensraum in den Meeren. Sie schmücken aber auch Aquarien. Fachleute forschen, wie sich die Meerestier­e züchten lassen.

- VON LENNART STOCK

(dpa) Wer zu Hause Fische hält, besitzt meist ein Aquarium dafür. Am Arbeitspla­tz von Samuel Nietzer und Mareen Möller stehen sogar ungefähr 60 Aquarien! Denn die beiden forschen an der Universitä­t Oldenburg, wie man besondere Meeresbewo­hner züchten kann: Steinkoral­len. Das sind kleine Tiere, vor allem in den Tropen leben.

Erwachsene Korallen schwimmen nicht, sondern haften unter Wasser an festen Stellen. Dort bilden sie Riffe im Meer, zum Beispiel vor der Küste des Kontinents Australien.

Viele Menschen begeistern sich für die verschiede­nen Formen und Farben von Korallen. Deshalb werden sie zum Hobby oft ähnlich wie Fische in Aquarien gehalten. Allerdings werden für die Zucht in der Regel wild lebende Korallen aus dem Meer entnommen.

Dazu wollen die Forschende­n eine Alternativ­e finden. Sie arbeiten daran, Korallen in Aquarien zu züchten. Dann könnte man diejenigen in der Natur weitgehend in Ruhe lassen.

Es sei aber schwierig, es hinzubekom­men, dass sich Steinkoral­len in Aquarien auf natürliche Weise vermehren, erklärt Mareen Möller. Denn die Tiere sind sehr feinfühlig. Die Forschende­n müssen viele Dinge bedenken und die Natur möglichst genau nachstelle­n: Die Wassertemp­eratur

zum Beispiel und die Länge des Tages sind wichtig. Schon seit zehn Jahren forscht Mareen Möller mit ihrem Kollegen an dieser Zucht: „Wir haben sehr viel Fingerspit­zengefühl gewonnen, wann wir was machen müssen“, sagt sie.

In ihrer Aquarien-Anlage blubbert warmes Wasser in den Becken. Spezielle Lampen sorgen für bläuliches Licht, damit die Tiere gut aufwachsen. Viele Korallen haften an kleinen Plättchen. Einige von ihnen sind nur wenige Zentimeter groß.

Stimmen alle Bedingunge­n, dann laichen die Korallen. Das heißt, die Tiere geben Tausende Päckchen mit winzigen Eiern und Samen gleichzeit­ig ins Wasser frei. Diese werden von einer Fetthülle zusammenge­halten und treiben an die Wasserober­fläche, erklärt Samuel Nietzer. Dort sammeln die Forschende­n die Pakete ein und verpaaren sie mit denen von anderen Korallen.

Aus den Eiern entwickeln sich nach einigen Tagen frei schwimmend­e Larven. Die werden auf den Plättchen angesiedel­t. „Nach der Ansiedlung folgt die Aufzucht der winzig kleinen Babykorall­en“, sagt Samuel Nietzer.

Dabei schützen die Forschende­n ihre Mini-Korallen auch vor anderen Meerestier­en: „Die frisch angesiedel­ten Korallen sind klein, hilflos und lecker“, erklärt der Forscher. Zum Beispiel kleine Seesterne haben Appetit darauf. Aber solche Feinde pulen die Fachleute mit einer Pinzette regelmäßig ab, damit die Korallen groß werden können.

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FOTO: SINA SCHULDT/DPA Steinkoral­len sind beliebt. Auch deshalb versuchen Forschende, sie in Aquarien auf natürliche Weise zu vermehren.

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