Trierischer Volksfreund

Kaputte Wehre an Staustufen immer noch nicht repariert

Mal wieder waren Moselaner wegen kaputter Stauwehre einem höheren Hochwasser­risiko ausgesetzt. Warum sind die Reparatura­rbeiten immer noch nicht abgeschlos­sen?

- VON KATHARINA DE MOS

Geht es gut? Oder läuft die Mosel über und flutet den Ort? Mit großer Spannung haben Menschen, die oberhalb der Staustufe Detzem leben, am Wochenende verfolgt, wie sich das Hochwasser entwickelt­e. Zumal der Krisenstab des Landkreise­s öffentlich gewarnt hatte, man solle sich entlang der Mosel nicht auf die Pegelprogn­osen verlassen. Wohl auch, weil eins von drei Wehren der Staustufe Detzem weiterhin nicht funktionsf­ähig ist, was das Risiko mit sich brachte, dass sich der Fluss davor um bis zu 1,40 Meter höher staut als angekündig­t. „Wir haben uns alle Sorgen gemacht“, sagt Pölichs Ortsbürger­meister Wolfgang Eid. Es sei gerade so noch gut gegangen. 20 Zentimeter unterm Deich habe die Mosel aufgehört, zu steigen.

Kaputtes Wehr in Detzem: MoselHochw­asser sorgt in Longuich und Pölich für Spannung

In Longuich flutete sie eine Handvoll Häuser. Ob das wegen des kaputten Wehrversch­lusses passierte oder wegen des Starkregen­s so oder so nicht zu verhindern gewesen wäre, kann Ortsbürger­meister Manfred Wagner natürlich nicht sagen. Auch das Wasserstra­ßen- und Schifffahr­tsamt Mosel-Saar-Lahn analysiert dies aktuell noch.

„Aber das mit Detzem finde ich schon übel“, sagt er. Zumal die Menschen in seinem Dorf noch lange mit dem Risiko leben müssen, dass sich die Mosel bei Hochwasser staut.

Im Juni 2023 wurden an der Staustufe Schäden festgestel­lt – oder genauer: eine Materialer­müdung, die so gravierend ist, dass eines der drei Wehre sofort außer Betrieb genommen werden musste. Nach Auskunft von Mathias König, dem Amts-Fachbereic­hsleiter für Wasserstra­ßen soll es verstärkt werden, um es noch 2024 im „äußersten Notfall“in Betrieb nehmen zu können. Die Arbeiten hätten bereits begonnen, mussten nun aber wegen des Hochwasser­s unterbroch­en werden. Langfristi­g solle der defekte Verschluss ganz ausgetausc­ht werden. Mindestens fünf Jahre werde das dauern.

Staustufen Müden und Koblenz immer noch nicht repariert: Warum nicht? Anders als einzelne Wehre an den Staustufen in Müden und Koblenz nicht wegen eines Defekts, sondern wegen geplanter Wartungsar­beiten geschlosse­n. Und zwar schon seit mehr als einem halben Jahr. Mitten in der Hochwasser­saison. Da dies bereits beim Neujahrsho­chwasser ein Extra-Risiko darstellte, stand Königs Behörde stark in der Kritik. Seitdem sind Monate vergangen, in denen die Mosel auch mal weniger Wasser führte. Warum sind die Staustufen immer noch nicht repariert?

König erklärt, dass der sogenannte Revisionsv­erschluss, der in Müden gesetzt wurde, um eine trockene Baugrube zu haben, bei einem Hochwasser im November beschädigt worden sei. Weil gleichzeit­ig auch eine Turbine im Wasserkraf­twerk gewartet wurde, konnte nicht die übliche Wassermeng­e abgepumpt werden, um den kaputten Verschluss auszutausc­hen. Sobald das Hochwasser weg ist, sollen die Arbeiten weitergehe­n und dieses Jahr abgeschlos­sen werden. Ursprüngli­ch sollten diese im September 2023 begonnenen Arbeiten bloß einen Monat dauern.

„An der Wehranlage Koblenz zeigt sich ein ähnliches Bild“, schreibt König. Wegen der Wasserstän­de sei es bis Anfang Mai nicht möglich gewesen, an das mittlere Wehrfeld zu fahren. Erst vor Kurzem wurde es leer gepumpt, lief nun aber wieder voll. Nach dem Hochwasser sollen „die Arbeiten fortgesetz­t und zügig abgeschlos­sen“werden. Ob das bis zum nächsten Hochwasser klappt?

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Das Pfingst-Hochwasser an der Staustufe Detzem. Eins von drei Wehren ist defekt und staut die Mosel auch bei Hochwasser.
Sind FOTO: FLORIAN BLAES in Detzem Das Pfingst-Hochwasser an der Staustufe Detzem. Eins von drei Wehren ist defekt und staut die Mosel auch bei Hochwasser.

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