Der Hornissenjäger
Faszinierend sind ihre Fähigkeiten. Bedrohlich ist ihr Appetit. Die Asiatische Hornisse ist ein Risiko für heimische Bienen. Einblicke eines Hornissen-Bekämpfers.
Emser tötet Asiatische Hornissen. Er betäubt sie in ihrem Nest, saugt umherschwirrende Tiere ein und steckt sie bei minus 18 Grad in eine Tiefkühltruhe, bis da nichts mehr brummt. Und das obwohl die Tiere ihn zutiefst faszinieren. Wie sie fliegen! Wie sie ihre Nester bauen! Wie sie ihr Gift verspritzen!
Asiatische Hornisse breitet sich in Rheinland-Pfalz aus
Ehrenamtlich macht Emser das, aber ganz offiziell. Für die obere Naturschutzbehörde. Denn die eingewanderte Asiatische Hornisse breitet sich begünstigt vom Klimawandel so rasant aus, sie ist so invasiv, dass Imker um ihre Bienenvölker bangen. Auch Wildbienen, Wespen, Libellen oder Fliegen stehen auf dem Speiseplan der Art, die erstmals 2004 in Europa
auftauchte, die ein Risiko für die heimischen Bienen darstellt und in Rheinland-Pfalz daher systematisch bekämpft wird. Und zwar mit der Hilfe von Menschen wie Emser, der als Hobby-Imker 22 Bienenvölker hält und sich für sein Ehrenamt so intensiv fortgebildet hat, dass er Feuerwehren oder untere Naturschutzbehörden nun selbst als Experte in Sachen Asiatische Hornisse schult.
Stundenlang könnte er über diese Tiere sprechen. Was für einen Appetit die haben! Rund elf Kilogramm Insektenbrust verspeise ein Hornissenvolk im Jahr. Insektenbrust wohlgemerkt. Also ohne Kopf und Beinchen. „Das ist ein Riesenhaufen“, sagt der Baldringer. Und wie die jagen!
„Die Hornissen sind in der Lage, in der Luft zu stehen und sogar rückwärts zu fliegen.“Mit dem Rücken zum Bienenstock warteten sie auf heimkehrende Honigbienen und schnappen sich diese aus der Luft. Oder sie dringen gleich in den Kasten ein und bedienen sich dort. Die Honigbiene mache 85 Prozent des Futters aus. Kein Wunder also, dass Imker Sorgen haben angesichts der 379 Asiatischen Hornissennester, die 2023 in Rheinland-Pfalz gemeldet wurden und der Aussicht, dass es noch viel mehr werden.
Asiatische Hornissen können in der Luft stehen und sie bauen zwei Nester
Apropos Nester. Nicht ein Nest bauen die Asiatischen Hornissen. Sondern zwei! Und was für welche! Das noch recht kleine Primärnest werde im Frühjahr angelegt und befinde sich in Höhen unter fünf Meter, berichtet Emser. Also in Rollladenkästen, in Hecken, unter Dachvorsprüngen oder selbst unter Kanaldeckeln. Ende Juni bis Mitte Juli zögen die Völker dann um in luftige Höhen zwischen zehn und 40 Metern. Ganz oben, nahezu unsichtbar in den Baumkronen errichten sie ihre riesigen Sekundärnester, die bis zu einem Meter hoch und bis zu 80 Zentimeter breit sein können. Die Dächer der Nester seien so dick, fest und viellagig, dass da kein Regen hindurchkomme. „Das Tier ist eine Sensation“, schwärmt der Hornissen-Bekämpfer.
Da diese großen Behausungen mit ihren bis zu 2000 Bewohnern deutlich schwerer zu entfernen sind, als die kleinen Primärnester ruft Emser die Menschen in der Region Trier auf, aufmerksam hinzuschauen, und Nester der Asiatischen Hornisse über den Artenfinder sofort online zu melden.
Wie verhält man sich richtig, wenn man ein Nest der Asiatischen Hornisse findet?
Wie aber verhält man sich richtig, wenn man ein Hornissennest entdeckt? Erstens: „Abstand halten“, sagt Emser. Zweitens: Hängen lassen! Auf gar keinen Fall sollte man selbst gegen die Tiere vorgehen. Auch Lockstoffe oder Fallen solle man auf keinen Fall aufstellen, da die auch ein Risiko für geschützte heimische Hornissen und andere Tiere wären. Drittens rät er dazu, ein Foto vom Nest zu
machen, denn das kann man recht einfach vom Nest der streng geschützten Europäischen Hornisse unterscheiden: Während die einheimischen Tiere ihre Nester nach unten offenhalten, um Kot dort hinausfallen zu lassen, sind die Asiatischen Nester unten geschlossen. Sie haben einen seitlichen Eingang. Auch ein Foto der Tiere ist für den Upload im Artenfinder hilfreich, um die Art sicher zu bestimmen.
Wie unterscheidet man Asiatische und Europäische Hornisse?
Die Asiatische Hornisse ist etwas kleiner und insgesamt deutlich dunkler als die Europäische. Ihr Kopf ist schwarz mit orangener Stirn, ihr Brustkorb ist schwarz und auch ihr Hinterleib ist dunkler. Statt der wespentypischen
schwarzen Zeichnung auf gelbem Grund, an der man die heimische Hornisse erkennt, ist der Hinterleib der Asiatischen Hornisse überwiegend schwarz. Nur die Spitze ist orangegelb gefärbt.
Hat man die Fotos, dann kann man sie im Artenfinder RheinlandPfalz hochladen und den Standort melden. Die Naturschutzbehörde wird dann dafür sorgen, dass Emser oder einer seiner ehrenamtlichen Kollegen sich um das Nest kümmern. Keine ganz einfache Aufgabe. Reagieren die Tiere verständlicherweise doch aggressiv, wenn man ihren Bau bedroht. Oder wie Emser es sagt: „Die sind sehr anhänglich“. Stiche seien sehr unangenehm. Unangenehm ist auch eine weitere der faszinierenden Fähigkeiten: „Sie
können ihr Gift sogar im Flug verspritzen“, sagt der Imker, weshalb nun auch ein Spritzschutzvisier zu seiner Ausrüstung zählt.
Trotz seiner Faszination für die Hornissen ruft er die TV-Leser auf, Nester zu melden. „Nur dann können wir die Asiatische Hornisse noch eindämmen.“Und heimische Bienen schützen.
Wichtiger Hinweis: Die einheimische Europäische Hornisse ist streng geschützt und darf auf keinen Fall getötet werden. Das Anlocken, Fangen oder Töten einer Hornissenkönigin oder eines Hornissenvolkes kann ein Strafverfahren nach sich ziehen. Das Strafmaß kann laut Bußgeldkatalog sogar bis zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren oder einer hohen Geldstrafe reichen.