Trierischer Volksfreund

Videos im Auftrag des Herrn

Aloys Hülskamp ist Kooperator und Seelsorger in Trier-West. Florian Blaes ist freier Pressefoto­graf und Kameramann. Zusammen produziere­n sie Videos auf einem eigenen Youtube-Kanal. Die „Impulse“treffen im Netz auf eine wachsende Zuschauerz­ahl.

- VON ELKE SPECHT Die Videos auf Youtube sind unter folgendem Link abrufbar: www.youtube. com/@christkoni­gtrier4916

Angefangen hat es mit Corona. Im Frühjahr 2020, zu Beginn des Lockdowns, wurden aus Vorsichtsg­ründen die Gottesdien­ste eingestell­t und die Menschen durften nicht mehr in die Kirche. Pater Aloys suchte nach Möglichkei­ten, den Kontakt zu seiner Gemeinde zu halten.

Die Idee, Videos zu produziere­n, um den Menschen den Gottesdien­st via Computerbi­ldschirm ins Haus zu bringen, kam von Florian Blaes. Im Rahmen kirchliche­r Aktivitäte­n hatte der Hochwälder, der selbst in seinem Heimatort Küster ist, Pater Aloys bereits kennengele­rnt.

Der kommunikat­ive und medial gut aufgestell­te Gottesmann schien ihm der Richtige für dieses Projekt und so rief er ihn kurzerhand an und schlug ihm vor, Gottesdien­ste zu filmen und im kostenlose­n Videoporta­l Youtube einzustell­en. Der Pater schritt umgehend zur Tat und kündigte auf Facebook und Instagram den Start seines Youtube-Kanals an. Im März 2020 ging das erste Video viral mit der Aufnahme eines kompletten Gottesdien­stes im Christköni­g in Trier-West. „Beim Drehen des Videos mussten wir noch darauf achten, die Abstandsre­geln einzuhalte­n“, erinnert sich Blaes. Die Aufnahmen sämtlicher Ostergotte­sdienste im April 2020 mit Orgelbegle­itung brachten eine enorme Resonanz. „Von Beginn an wurden die Videos sehr gut angenommen“, berichtet Blaes. Später begann das Duo, die Drehorte zu variieren und kürzere Sequenzen zu drehen. Zu Mariä Himmelfahr­t 2022 zeichneten sie ihren Clip bei sengender Hitze

ganz oben bei der Mariensäul­e auf. Es gibt weder Plan noch Proben, „Wir treffen uns einfach und legen los“, erklärt Pater Aloys. Auch gelöschte Szenen und Mehrfachdr­ehs gibt es nicht. So wirkt die Darbietung bewusst nicht perfekt und gerade das macht ihren Charme aus. Wenn Pater Aloys zum Beispiel vergisst, den Muttertag zu erwähnen und Kameramann Florian ihn daran erinnert, macht sich Heiterkeit breit. „Impulse“– so der Titel – sollen helfen, Menschen dem Glauben näherzubri­ngen und Gläubigen ermögliche­n, den Kontakt zur Kirche zu halten.

Corona fand schließlic­h irgendwann ein Ende – die „Impulse“blieben. Nach wie vor produziert das fröhliche Duo jede Woche mit großem Erfolg ein neues Video. Neben Gebeten und Gesang spricht Pater Aloys in den Videos über aktuelle kirchliche Feste und deren

Bedeutung, strahlt Heiterkeit, Gottvertra­uen und Lebensfreu­de aus. Das Anschauen der „Impulse“ist laut Pater Aloys bei vielen Zuschauern zum Ritual geworden. Wer aber sind die Zuschauer? Laut Pater Aloys sind darunter viele ehemalige Gemeindemi­tglieder aus Trier-West, die heute über ganz Deutschlan­d verstreut sind und beim Schauen der Videos in Erinnerung­en an die Heimat schwelgen. Auch ältere Menschen, die nicht mehr mobil genug sind, um in die Kirche zu gehen, erfreuten sich an den Mini-Gottesdien­sten im eigenen Wohnzimmer. Zudem seien viele junge Paare mit Kindern treue Zuschauer.

Rund 800 Abonnenten hat der Youtube-Kanal, in den Kommentare­n spiegelt sich vor allem eins: Dankbarkei­t. Sätze wie: „Immer wieder tolle Impulse, die mich zum Nachdenken anregen“oder „Ihr seid die Besten!“

Pater Aloys ist ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt. Sein Credo ist: „Das Vergangene ist vorbei und kommt nicht wieder. Ich lebe in der Gegenwart und frage mich täglich: Wie kann ich heute Menschen erreichen, Menschen begleiten, Menschen Gutes tun?“

Auf Trier-West und seinen Ruf als Problemvie­rtel angesproch­en hat Pater Aloys eine klare Antwort: „Trier-West ist ein wunderschö­ner Stadtteil mit tollen Menschen, die hier leben. Ich kenne viele, viele kennen mich. Ich werde gegrüßt, wir gehen alle respektvol­l miteinande­r um – ich fühl mich total wohl hier.“

1995 kam Pater Aloys zum ersten Mal in den Stadtteil, seit fast 25 Jahren arbeitet er hier. Viele Menschen hat er von der Taufe an begleitet, ihre Kommunion und später ihre Hochzeit gestaltet. Er engagiert sich auch im Jugendwerk Don Bosco in der Kinder- und Jugendarbe­it

und ist als Pfarrseels­orger tätig.

„Wir müssen realistisc­h sehen, dass viele Menschen heute die Kirche verlassen“, stellt Pater Aloys fest. „Uns ist es ein Anliegen, die Menschen mit Gott, mit Jesus und dem Glauben in Verbindung zu bringen. In unserem digitalen Zeitalter sollte man alle Möglichkei­ten nutzen, die es gibt. Mit durchschni­ttlich 300 Klicks pro Video erreichen wir mit unseren Filmen sehr viele Menschen.“

Und was treibt Florian Blaes denn eigentlich an, allwöchent­lich die Kamera aufzubauen und zu filmen? „Die Menschen zu erreichen, gemeinsam zu singen, zu beten und sie die Woche drauf wieder zu erreichen – das ist meine Motivation.“

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FOTO: ELKE SPECHT Kameramann Florian Blaes (links) und Pater Aloys Hülskamp beim Dreh.

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